Samstag 6. September 2014, 04:46
Samstag 6. September 2014, 08:56
Sehr geeherter Herr,
ich beschäftigte mich für das RTL-Mittagsmagazin „Punkt 12“ gerade mit dem Thema „Baclofen“ aber auch mit dem Medikament "Selincro" und seinem Wirkstoff Nalmefen.
Meine Frage daher an Sie, falls Sie das wissen: Gibt es da Unterschiede? Unterschiedlicher Wirkstoff aber gleiche Wirkung?
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir da weiterhelfen könnten.
Vielen Dank und beste Grüße
Sehr geehrte Frau xxx,
nicht nur die Wirkstoffe sind unterschiedlich, sondern auch die mit beiden Medikamenten angesprochene Klientel.
Selincro soll Patienten helfen, weniger zu trinken. Baclofen hat Abstinenz als Ziel.
Selincro darf nur von Ärzten verschrieben werden, die in der Lage sind, psychosoziale Unterstützung zu leisten.
Dies sind in der Regel Ärzte die eine Zusatzqualifikation z.B. Suchtmedizinische Grundversorgung, Psychotherapie ect.
erworben haben. Selincro darf nur für den Zeitraum von 3 Monaten verschrieben werden, in Ausnahmefällen für weitere
3 Monate. Hintergrund: der G-BA (gemeinsamer Bundes Ausschuss der Kassen) schreibt zwingend eine Entwöhnungstherapie
ab 6 Wochen vor, die Wartezeit bis zum Antritt soll damit überbrückt werden. https://www.g-ba.de/downloads/40-268-23 ... el_TrG.pdf
Baclofen wird von Ärzten im sogenannten „off-label-use“ verschrieben, eine gängige Praxis und durchaus legal.
Baclofen ist wirksam am GABA-B Rezeptor, Selincro lediglich im GABA-Rezeptor. Der erstgenannte ist dafür bekannt, keine
eigene suchterzeugende Wirkung zuzulassen. Der GABA-Rezeptor ist die Andockstation für alles, das suchterzeugend wirkt.
Also alle Medikamente, Drogen, Alkohol usw.
Selincro ist derzeit zur Verschreibung zugelassen, die Kosten pro Monat belaufen sich auf ca. 200 €.
Baclofen wird im „off-label-use“ verschrieben, die Kosten pro Monat betragen ca. 25 €.
Last but not least, in Frankreich ist Baclofen im Rahmen einer Sonderverfügung für alle Ärzte zur Verschreibung
freigegeben und wird von allen Kassen bezahlt. http://baclofen.blog.de/2014/06/14/voil ... -18668704/
Weitere Fragen beantworte ich gerne
Lieber Herr,
super. Das ist sehr ausführlich und hilft sehr.
Das heißt im Bezug auf Baclofen: Es ist durchaus möglich, das Medikament auch in Deutschland verschrieben zu bekommen?
Am Ende helfen ja eigentlich beide – sowohl Baclofen also auch Selincro, oder?
Gehypt wird momentan nur Selincro, verstehe ich eigentlich nicht – zudem es auch noch teurer ist…
Beste Grüße
Liebe Frau xxx,
jeder Arzt kann Baclofen verschreiben, wenn er der Ansicht ist, es würde dem Patienten helfen.
Über Baclofen gibt es Erfahrungsberichte von tausenden Patienten.
Ob Selincro Patienten hilft, vermag ich nicht zu beantworten, noch fehlen Erfahrungen.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, jedes Medikament in dieser Indikation ist zu begrüßen.
Der bisher geltende Grundsatz, nur die eigene Willensstärke würde zu Abstinenz führen,
ist in der Fachliteratur längst widerlegt. 74.000 Todesfälle pro Jahr in Deutschland, die ursächlich
auf Alkohol zurückzuführen sind, sind inakzeptabel.
In Frankreich laufen derzeit zwei klinische Studien gegen Placebo mit einer hohen Teilnehmerzahl.
In der Schweiz werden am 11. Dezember die Ergebnisse einer unabhängigen Studie
von Prof. Jaury präsentiert. Die zweite Studie hat das Ziel einer Zulassung von Baclofen als
Medikament für die Alkoholtherapie unter einem neuen Markennamen „Xylka“. Die Ergebnisse werden
um die Jahreswende veröffentlicht werden.
Weitere Fragen beantworte ich gerne
Beste Grüße
Samstag 6. September 2014, 09:57
Samstag 6. September 2014, 10:44
Samstag 6. September 2014, 11:16
RTL hat geschrieben:Anti-Alkohol-Tabletten: Pillen gegen die Alkoholsucht
Die Pillen sollen die Lust auf Alkohol vermiesen
Seit September gibt es in Deutschland eine neue Pille gegen Alkoholsucht. Sie soll Suchtkranken den Drang nehmen, zur Flasche zur greifen. In Frankreich gibt es ähnliche Medikamente bereits seit Jahren. Wie gut helfen die Wunderpillen? Wir haben mit einer Französin über ihre Erfahrungen mit dieser Wunderpille gesprochen.
Für Sylvie Imbert war Alkohol lange Zeit ein steter Begleiter. Eine Hilfe im Kampf gegen ihre Sucht waren Anti-Alkohol-Tabletten. "Nach und nach steigerte ich die Dosis, bis ich spürte: Ich muss nicht mehr trinken", erzählt sie uns. Durch die Tabletten hat sie die Lust auf Alkohol verloren.
Tabletten mit einer ähnlichen Wirkungsweise gibt es nun auch bei uns. "Alkohol hat einen euphorisierenden Effekt. Dieses euphorische Moment wegzunehmen und damit den Exzess zu verhindern, das ist das Ziel", erklärt Dr. Peter Grampp, Suchttherapeut und Chefarzt im Sächsischen Krankenhaus Hubertusburg.
Die Tabletten basieren auf dem Wirkstoff Nalmefen. Sobald ein Alkoholsüchtiger Lust auf Alkohol verspürt, nimmt er das Medikament. Der Stoff blockiert das Glücksgefühl im Gehirn, welches durch das Trinken von Alkohol normalerweise ausgelöst wird. Sylvie haben die Pillen sehr gut geholfen: "Der Alkohol führt dazu, dass man sein Leben verliert. Vorher verliert man noch seinen Job und erlebt viele andere schlimme Dinge. Durch das Medikament kann man sein Leben wieder in die Hand nehmen."
Samstag 6. September 2014, 11:51
Samstag 6. September 2014, 11:57
Samstag 6. September 2014, 12:09
Genau genommen benutzt hier jemand Sylvie um für Nalmefen zu werben.
Samstag 6. September 2014, 12:39
Samstag 6. September 2014, 12:46