... und worüber wir uns sonst noch aufregen
Sonntag 8. Mai 2016, 12:09
@all,
hier eine Sonntags-/Muttertags-/ und Sonstigentags-Lektüre:
Medikamentöse Rückfallprophylaxe der Alkoholabhängigkeit,
Eine Standortbestimmung mit kritischer BewertungMedikamente allein machen es nach Ansicht des Autors (und auch nach meiner Meinung) nicht !
GLG, Werner
Sonntag 8. Mai 2016, 22:41
Hallo Werner,
der Kollege war viele Jahre lang Leiter einer Fachklinik für Suchtkranke. Gelernt hat er in dieser Zeit offensichtlich nichts - zumindest nichts dazu.
Die Erfolglosigkeit der Therapie führt leider nicht dazu, dass die theoretischen Grundlagen der Therapie hinterfragt werden.
"Wir machen alles richtig, nur die dumme Krankheit kümmert sich nicht darum".
Ich mache genausolange Suchtmedizin wie der Autor, und meine Schlussfolgerungen sehen ganz anders aus.
Ich sehe in der Regel IMMER eine signifikante "preaddiction morbidity" und darauf aufgepfropft eine substanzinduzierte, erworbene Hirnstoffwechselstörung.
Ich sehe die dringende Notwendigkeit, diesen Teil der Störung medikamentös zu adressieren.
Niemand käme auf die Idee, den Dopaminmangel bei der Parkinsonkrankheit mit Einzel- und Gruppenpsychotherapie zu behandeln, und die Wirkungslosigkeit von Ergo- und Verhaltenstherapie bei ADHS ist mittlerweile erwiesen.
Die klassische Entwöhnungsbehandlung bei Suchtkrankheiten verschafft eine erholsame Konsumpause - ansonsten ist sie so effektiv wie die Lungenheilstätten vergangener Zeiten bei der Tuberkulose.
Solang die medikamentöse Unterstützung immer als "Krücke" diffamiert wird (was auch an den wirkungslosen Substanzen liegt) und Leute wie Bschor die Einnahme von Arzneimitteln für Suchtkranke in die Nähe von "Unterhaltung eines Suchtverhaltens" rücken, protrahiert den therapeutischen Nihilismus bei Suchtkankheiten.
Niemand käme auf die Idee, Hochdruckkranken Medikamente zu verweigern, weil die Krankheit dadurch nicht beseitigt wird - oder Zuckerkranke kepieren lassen, weil sie einfach Abspecken, Sport und richtige Ernährung nicht hinkriegen - bei Suchtkranken ist so etwas die Regel.
LG
Praxx
Montag 9. Mai 2016, 00:53
Hallo praxx,
hm, ich habe den Artikel so verstanden, daß er die alleinige medikamentöse Behandlung bei Alkoholsucht speziell (aber es betrifft sicher auch alle anderen Formen der Sucht) kritisch sieht und ein Konzept aus Psychotherapie u.a. und medikamentöser Behandlung als zukunftsweisend sieht. Das ist ja nun wirklich nichts Neues - und sind wir hier nicht auch alle dieser Meinung?
Immerhin: Baclofen kommt im Vergleich gar nicht so schlecht weg...Oder?
Die kritische Betrachtung der anderen Medikamente finde ich ausgesprochen gut.
Insgesamt finde ich, daß Alkoholkranke hier durchaus mit Respekt gesehen werden und sich über eine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit Gedanken gemacht wird.
Auch Diabeliker brauchen Ernährungsberatung und Hochdruckmenschen Sport etc. Auch hier gibt es multifaktorielle Behandlungskonzepte.
LG und gute Nacht,
Fallada
Montag 9. Mai 2016, 01:54
praxx hat geschrieben:Die klassische Entwöhnungsbehandlung bei Suchtkrankheiten verschafft eine erholsame Konsumpause - ansonsten ist sie so effektiv wie die Lungenheilstätten vergangener Zeiten bei der Tuberkulose.
LG
Praxx
Schoen auf den Punkt gebracht, genau meine Meinung.
"Das machen wir ja schon 100 Jahre so, das muss doch richtig sein."
Rico
Montag 9. Mai 2016, 11:23
Ich sehe in der Regel IMMER eine signifikante "preaddiction morbidity" und darauf aufgepfropft eine substanzinduzierte, erworbene Hirnstoffwechselstörung.
Ich sehe die dringende Notwendigkeit, diesen Teil der Störung medikamentös zu adressieren.
Genau!
LG jivaro
Montag 9. Mai 2016, 22:38
Dass "unsere Krankheit" medikamentös behandelt werden sollte bzw. muss steht nicht in Abrede. Und dass Baclofen hierbei eine höhere Akzeptanz erhalten sollte / muss ebenso.
Ich denke aber, dass ein Medikament allein nicht ausreicht.
Es geht nicht ohne den Willen, etwas ändern zu wollen (und vorher : zu akzeptieren, dass man tatsächlich krank ist.)
Der Änderungs- / "Heilungs"-Prozess kann begleitend unterstützt werden durch uns Wohlbekanntes :
- Selbstakzeptanz (vielleicht sogar Selbstliebe)
- Entspannungsübungen
- Aktivitäten, die einem guttun
- Prioritäten neu setzen
- Nein-Sagen lernen
- etc. etc.
Eine begleitende Psychotherapie kann in vielen Fällen nicht schaden...
LG, Werner
Montag 9. Mai 2016, 22:47
Was vielleicht beim Lesen des Artikels unterging :
Das Fachportal KONTUREN online bringt "auch sonst" manch Lesenswertes.
LG, Werner
Dienstag 10. Mai 2016, 09:40
Werner1503 hat geschrieben:Dass "unsere Krankheit" medikamentös behandelt werden sollte bzw. muss steht nicht in Abrede. Und dass Baclofen hierbei eine höhere Akzeptanz erhalten sollte / muss ebenso.
Ich denke aber, dass ein Medikament allein nicht ausreicht.
Es geht nicht ohne den Willen, etwas ändern zu wollen (und vorher : zu akzeptieren, dass man tatsächlich krank ist.)
...
Eine begleitende Psychotherapie kann in vielen Fällen nicht schaden...
Genau!!!
@all
Daß ein Medikament wie Baclofen hilfreich ist, steht außer Frage. Aber was nützt die Veränderung der Gehirnstrukturen, was nützt eine Trinkpause, wenn nicht auch eine Veränderung der inneren Haltung zu sich selbst statt findet? Welchen Grund gäbe es denn dann, sein Unglück nicht weiter wahr nehmen zu wollen und sich deswegen wegzusaufen?
LG Fallada
Dienstag 10. Mai 2016, 09:44
Nu ist mein Text 2 x da, keine Ahnung warum, keine Ahnung, wie ich das wegbekomme. Na, einer von Euch wird es schon regeln.
Dienstag 10. Mai 2016, 11:18
Hallo Fallada
Doppelpost ist bereinigt.
LG
moonriver
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