Moral, Ethik und die Realität
„erst kommt das Fressen und dann die Moral.“ Der Satz stammt aus der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht (1928). Er selbst ist als moralische Instanz nicht unumstritten gewesen. Immerhin war er Zeit seines Lebens zu Einsichten bereit, konnte umdenken und Irrwege erkennen. Eine Fähigkeit oder Charaktereigenschaft, die heute nicht mehr zeitgemäß scheint.
Ethikkommissionen, Menschenrechtskommissionen, UN-Resolutionen, Kyotoprotokolle, Ehrenerklärungen von Politikern – alles Makulatur schon bevor es gedruckt ist. Heute schon „gewulfft?“ löst höchstens ein schiefes Grinsen aus.
Brot und Spiele wurde neulich thematisiert. Sport spielt in den Medien seit Jahren eine immer größere Rolle. Unmerklich haben sich stundenlange Livesendungen w.z.B. über Biathlon, Langlauf eingeschlichen. Abendfüllende Bundesligaberichte, Championsleague live, Formel 1. „Wir sind Weltmeister“ ist genau so irritierend wie: „wir sind Papst“.
Ich würde mir wünschen und mir würde es genügen, wenn wir als von Sucht betroffenene Menschen sagen könnten: „Wir haben ein gemeinsames Problem, lasst uns neue Lösungen finden!“ Eine Diskussion über Moral und Ethik führt die Menschheit seit Jahrtausenden vergeblich.
Ein kleiner Exkurs durch aktuelle Moral- und Ethik-Probleme gefällig? Wie immer in derartigen Fällen geht es um Machterhalt und Geld. Bis auf Lance Armstrong ist weit und breit keine Einsicht zu erkennen, ganz im Gegenteil.
Lance ArmstrongAlkoholiker auf der Warteliste"Bedauerlicher Zwischenfall" in Gottes NamenKirche stoppt Aufklärung des MissbrauchsskandalsWer wissen will, wie Gott über die Kirche denken könnte, kann sich das hier
anhören oder
hier nachlesen. Seit ich das erste mal diese kleine Geschichte von Hermann van Veen hörte (es ist gut 30 Jahre her), sehe ich graue Männer mit Plastiktüten auf Parkbänken mit anderen Augen. Zuvor sah ich sie nur als Penner die Alkohol in sich hineinschütteten ...
Und Gott schob sich neben das Männlein, schlug die Beine übereinander und sagte: "...Kollege!"