@all,
unter der Rubrik „Manuale - Aus der Forschung in die Praxis“ (ZI Mannheim) findet sich dieses wirklich aufsehenerregende Buch:
Heinz Häfner, Ein König wird beseitigt, Ludwig II. von Bayern, C.H.Beck, 2008, 544 Seiten, 38 Euro, ISBN 978-3-406-56888-6.
Der Psychiater Heinz Häfner rollt den Fall Ludwig II. neu auf und kommt zu überraschenden Ergebnissen
Häfner, der unter anderem Dokumente aus dem Geheimen Hausarchiv einsah, fand in den Schriften Ludwigs nirgendwo ein Anzeichen von Wahn und Psychose. Die Krankheit Ludwigs bestand nach seinem Urteil einmal aus einer im Kindesalter durchgemachten Hirnhautentzündung. Außerdem behinderte ihn ein subtotaler Zahnverlust. Eine zentrale Rolle spielt zudem die Bausucht, die sich nach 1870 immer stärker bemerkbar machte. Für Häfner zeigt Ludwigs ausufernde Bautätigkeit Merkmale einer „nicht substanzgebundenen Sucht”, wie sie auch Glücksspielern zu eigen sei. Neben der Sucht und der homoerotischen Disposition erkennt Häfner bei Ludwig ein übersteigertes Selbstbewusstsein sowie eine schwere soziale Phobie.
Zitat:
Federico meint dazu: „Bausucht“ als Diagnose war mir bisher nicht geläufig. Die hauptsächlich davon betroffene Personengruppe Kaiser, Könige, Pharaonen, Diktatoren usw. zähle ich nicht zu meinem unmittelbaren Umfeld. Inwieweit dieses Buch als Manual für die Praxis relevant sein kann, verschließt sich mir teilweise ... für Bayrische „Königstreue“ sicher lesenswert. Erhältlich im
weißblauen Devotionalienhandel und bei
Amazon Prof. Heinz Häfner studierte Medizin, Philosophie und Psychologie. Nach Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Neurologie Habilitation und Berufung auf den Lehrstuhl für Psychiatrie. Planung, Gründung und Leitung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, eines außeruniversitären nationalen Forschungsinstituts, das als Stiftung des öffentlichen Rechts mit der Universität Heidelberg eng verbunden ist. 25 Jahre Sfb-Forschung, Mitglied des Advisory Committee for Biomedical Research der WHO, des Wissenschaftsrats und vieler nationaler und internationaler Forschungsgremien, Beratung mehrerer Staaten und Städte in Aufbau und Organisation von Diensten für die seelische Gesundheit. Forschungsleistungen auf dem Gebiet der psychiatrischen Epidemiologie, besonders bei affektiven, schizophrenen und Alterserkrankungen.