Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 12:00 
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Das habe ich mich gefragt als ich auf diese Studie aus dem Jahr 1991 gestoßen bin.

High‐dose oral baclofen
Experience in patients with multiple sclerosis
Charles R. Smith, MD, Nicholas G. LaRocca, PhD, Barbara S. Giesser, MD and Labe C. Scheinberg, MD

Abstract:
We reviewed a 10% random sample of charts from an outpatient clinic for multiple sclerosis to determine the frequency with which baclofen was prescribed for spasticity in high doses (>80 mg/d). About 20% of patients had taken high-dose baclofen, and 15% were still receiving a high dose. Taking a high dose was not associated with discontinuing treatment.
Neurology November 1, 1991 vol. 41 no. 11 1829

Wenn wir die maximale Dosis berücksichtigten und die Patienten, die die Behandlung abgebrochen haben und in die Studie einschließen, lag der Anteil der Patienten, die mehr als 80 mg erhielten bei 20% (≤ 80 mg, 80%, MW> 80 mg, 20%, 65,6 mg, SD, 49,2 mg; im Bereich von 15 bis 280 mg). Für Patienten, die mehr als 80 mg (10) erhielt, betrug die durchschnittliche Dosis von 141 mg Baclofen (SD, 50,7), und Patienten, die bereits mehr als 80 mg (15) übernommen hatte, betrug die mittlere Dosis von 137 mg (SD, 60,2).

Die Mittlere Dauer der Therapie ohne Angabe der Baclofen war 43,7 Monate (SD 37,6 Monate, die von 1 bis 132 Monate). Die durchschnittliche Länge aufgenommen mit der höchsten Dosis betrug 15,8 Monate (SD, 16,4 Monate; von 1 bis 63 Monate)

Das Beste kommt wie so oft zum Schluss, der Literaturhinweis:
Pinto OdeS, Polikar M, Debono G. Résultats des essais cliniques internationaux avec le LioresalR. Journal de Médecine de Postgrad
1972 ; 48 (suppl) : 18-23

Man beachte das Erscheinungsdatum dieser Studie. 1972 !!!
Pinto et al untersuchte Patienten, die bis zu 225mg täglich seit mehr als 30 Monaten genommen haben und betonten, dass viele Patienten eine höhere Dosierung benötigen.


Vielleicht wird so verständlich weshalb ich einen etwas aggressiveren Titel für diesen Thread wählen musste. „Was gesagt werden muss“ (kein Gedicht) ist folgendes: die in Charles R. Smith vorgestellten Ergebnisse einer Reviewstudie sind seit 1991 bekannt und er zitiert eine ältere Studie aus dem jahr 1972 die zu vergleichbaren Ergebnissen gekommen ist. Vergleichbar sind die Beoabachtungen ebenfalls mit den in Frankreich ermittelten Daten, der Université Descartes und nicht zuletzt mit unserer Forumsumfrage.

Die permanente Forderung nach Sicherheit in der Behandlung ist schon seit mindestens 20 Jahren übererfüllt. Der Nachweis besserer Wirksamkeit bei hohen Dosen, die Nebenwirkungsprofile, Absetzgründe, die Unbedenklichkeit bei Langzeitmedikation – alles das ist bekannt und ist zumindest in der neurologischen Praxis unbestritten.

Der einzige Unterschied den ich in der Behandlung bei MS zur Linderung von Spastiken und der Behandlung bei Alkoholismus erkennen kann ist die Zulassungsbeschränkung. Mein beschränkter Laienverstand findet einfach keine stichhaltigen Argumente um die Gefahren durch hohe Dosen von Baclofen erkennen zu können. Oder kann mir jemand erklären warum das Risiko in der Behandlung bei MS (mit hohen Dosen) geringer als in der Behandlung bei Alkoholismus sein soll?

Ich habe seit gestern Zugang zum „Forum médecins baclofène“ und deshalb zu Informationen die transparent machen, warum Olivier Ameisen in letzter Zeit etwas aggressiver unterwegs ist als bisher (Grüße an Jivaro). Da werden fahrlässig Jahre vertan und vertändelt mit zeitraubenden Studien die für die Sicherheit irrelevant sind. Die Sicherheit einer hochdosierten Baclofentherapie ist längst erwiesen, genauso wie es die Interessenskonflikte der Baclofengegner (Affssaps) in Frankreich sind (Bernard Joussaume, Renaud de Beaurepaire). Mehrfach öffentlich gemacht und unwidersprochen geblieben, Lundbeck Pharma lässt grüßen)

In Deutschland ist seit 2011 dank Hippius, Bankert auch bekannt: Baclofen (Lioresal®) besitzt als GABAB-Rezeptoragonist nach den Ergebnissen einer offenen und einer doppelblinden klinischen Studie rückfallprophylaktische Eigenschaften. Ich bin auf ein Upgrade des interessenskonfliktfreien Arzneimitteltelegramms gespannt, es rät Ärzten derzeit von einer off-label-Behandlung mit den üblichen Begründungen ab. Der stereotype Hinweis auf fehlende Studien ist evident.

Das musste mal so laienhaft gesagt werden,
LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 19:43 
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Lieber Laie,

das hast Du wieder mal sehr schön recherchiert, bereits in meinem ersten "Vortrag" in 2010 im SHZ habe ich darauf hingewiesen, dass in der Neurologie Baclofen-Dosen (oral) bis 300mg/d ohne signifikante unerwünschte Wirkung blieben (Quelle u.a O.Ameisen aus dem Buch, in dem meiner Meinung nach "alles drinsteht").

Danke für die brandaktuelle Dissertation aus Hamburg!

Es ist eigentlich wirklich unfassbar, was hier geschieht!

LG jivaro

Motto: Indignez Vous!

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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 20:18 
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Ich versteh nicht, was daran so unfassbar ist.
Hat denn jemals jemand daran geglaubt, dass deutsche Fachkraefte (rumaenische Zeitungsverkaeufer haben definitiv die Qualifikation nicht) an riesigen Fliesbaendern gelbe Saecke zerpfluecken?
Oder dass die Tabaksteuer und die Rauchverbote das Rauchen einschraenken sollen?

Unfassbar ist fuer mich, wie unsere Wirtschaft es schafft, mit Hilfe der Poltiker, ziemlich vielen von uns diesen Bloedsinn zu verkaufen, dass er gefressen wird.

Rico


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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 20:24 
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Yep,

die beiden Interessenskonfliktler haben jetzt aktuell einen scheinheiligen Letter to the Editor für „Addiction“ verfasst.

Darin enthalten ein Vorschlag zur Güte:

Zitat:
As long as this very specific situation lasts, our personal perspective is that the least negative solution is to entrust off-label HDB prescription to specialized medical teams that can provide a sufficient supervisory system, based on the same rules required for clinical trials [5]. Protocols for HDB prescriptions should be validated by a collegial expert group of practitioners, and patient follow-up should be monitored strictly to identify immediately any adverse events during treatment.


Als wüssten sie nicht, dass genau diese „collegial expert group of practitioners“ rund um Prof. Jaury et al. bereits seit 2 Jahren genau das macht. Und weil es so gut zu meiner Empörung passt, nochmal hier:

Declarations of interest
B.R. and O.C. were investigators in a clinical trial on Nalmefene in 2010, organized by Lundeck. B.R. has participated as an unpaid speaker for the Institut de Recherche Scientifique sur les Boissons (IREB), which receives funding from the alcohol industry.

Nichtmal den Namen ihres Geldgebers können die Herren Rolland B. und Cottencin O. richtig schreiben. Lundbeck nicht Lunbeck.

LG Federico


Dateianhänge:
Letter-to-the-EditorAddiction.pdf [146.88 KiB]
203-mal heruntergeladen

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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 20:58 
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Zitat:
Unfassbar ist fuer mich, wie unsere Wirtschaft es schafft, mit Hilfe der Politiker, ziemlich vielen von uns diesen Bloedsinn zu verkaufen

@Rico,

doch das geht – mit Hilfe einer willfährigen Presse. Ab in den Verteiler und dann zigtausendmal veröffentlicht, besser wiedergekäut. Gutes Beispiel findest Du hier.

Die Presselandschaft ist mittlerweile weitgehend eingeebnet.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 21:18 
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Dass die "freie" Presse sich Stillhalteabkommen aufschwatzen laesst, ist mir bekannt am Beispiel ARGE.
Was die dafuer bekommen, ist mir noch nicht klar.

Rico


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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 21:40 
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... ein Bussi von Charming-Angela?

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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 23:14 
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Es bleibt nur, was immer bleibt: das persönliche Engagement, jeden Tag wieder neu ein kleines Stück weiter, nicht beirren lassen!

LG jivaro

Erwarte nicht, dass andere Dein Suchtproblem lösen, es ist Dein Problem und es zu lösen bleibt Deine Aufgabe. Baclofen kann dabei helfen. Ein Medikament wirkt, unabhängig von der ganzen Politik! Was nun nicht bedeutet, dass wir nicht versuchen auch Öffentlichkeitsarbeit zu machen....

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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Montag 9. April 2012, 23:44 
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na ja, Baclofen wirkt zumindest mal schon.

Offenbar das erste wirklich über die Jahre wirksame Medikament. Warum?

Es ist sicher das erste Medikament das von vielen Patienten empfohlen wird, statt von sogen. Suchtspezialisten. Wer sich diesen populistischen Artikel (Spiegel-online – Wissenschaft) über Acamprosat und Naltrexon aus dem Jahr 2004 durchliest, ahnt leise wie Suchtforschung in Deutschland funktioniert.

Kein Wunder, dass die Saufnixe sagen: „schon wieder so eine Wunderpille, kennen wir schon“.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Verdammt, was machen wir hier eigentlich?
BeitragVerfasst: Dienstag 10. April 2012, 08:05 
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Beiträge: 97
In der Schweiz gibt es auch Absurditäten: ( geht zwar um Tabak, nicht um Alkohol)


Zitat:
Raucher liefern dem Bund zuweilen merkwürdige Steuern ab. 2,6 Rappen pro Päckchen fliessen in Präventionskampagnen, die vom Rauchen abhalten sollen. Exakt gleich viel geht in die Förderung des heimischen Tabakanbaus, 350 Bauern werden so subventioniert. Die Prävention als Feigenblatt für das Tabakkraut. I


und



Zitat:
Um mehr Geld geht es bei der Mehrwertsteuer (7,4 Prozent), um richtig viel bei der Tabaksteuer: Pro Päckchen sind es Fr. 4.20 (55,2 Prozent), die so in die AHV fliessen. Wer eine Packung pro Tag raucht, unterstützt die Altersvorsorge jährlich mit über 1500 Franken. Ein Sozialwerk ausgerechnet, von dem der Raucher aufgrund seiner geringeren Lebenserwartung weniger profitieren wird. Die Tabaksteuer finanziert heute rund fünf Prozent der AHV.



Fazit: es geht nicht um die Gesundheit. Es geht immer um's Geld..


http://www.beobachter.ch/justiz-behoerd ... kel/19227/


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