Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
alkohol-und-baclofen-forum

 
Aktuelle Zeit: Samstag 31. Mai 2025, 06:40

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]



Schliessung des Forums: Das Forum wurde mangels Beteiligung zum 31.12.2019 eingefroren und dient künftig als Nachschlagewerk.
Für aktuelle Informationen besuchen Sie bitte unser Nachbarforum.

Das Forumsteam

P.S. In liebevoller Erinnerung an den verstorbenen Gründer des Forums Friedrich Kreuzeder (Federico), hier noch ein Video.





Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Der Alkohol, die Dichter & die Literatur
BeitragVerfasst: Donnerstag 19. Juli 2012, 18:57 
Offline
Gründer †
Benutzeravatar

Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Eine Dokumentation von Niels Höpfner

Ich hatte eine zeitlang recht interessante emails mit ihm ausgetauscht. Als ich ihn fragte warum er literarische Größen wie Ingeborg Bachmann nicht erwähne, antwortete er „Ich mag die tränige Eierstock-Literatin Ingeborg B. nicht, darum fehlt sie.“

Die unvollständige Dokumentation ist trotzdem einmalig und lesenswert. In Sachen Feminismus bedarf es m. E. einer Ergänzung. Wer mag kann noch weitere hinzufügen.

Simone de Beauvoir
Von ihr stammt der Satz: "Alkohol ist das Mittel gegen die innere Not, deren äußerste Form die Langeweile ist." Frauen redeten über Frisuren, Gatten und Desserts - Simone redete über Kant, Nietzsche und Descartes. Und das war das "Emanzipatorische" an Simone de Beauvoir: sie sprengte ihr Korsett, indem sie für sich immer systematisch genau das Gegenteil davon tat, was "man" als Frau tat. Sie heiratete nicht, sie bekam keine Kinder, sie war Sartre genausowenig sexuell treu wie er ihr, sie kümmerte sich nicht um Äußerlichkeiten wie Kleidung und Frisur (fast zeitlebens hatte sie zwei Zöpfe, die sie um den Kopf legte, mit einer Art Turban verhüllte und nur am Wochenende auftrennte und durchkämmte), und um keinen Haushalt führen zu müssen, besaß sie gar nicht erst einen - bis 1955 wohnte sie hauptsächlich in Hotelzimmern (übrigens wohnte sie auch nie mit Sartre zusammen, der erst in eigenen Hotelzimmern und dann in einer eigenen Wohnung logierte). Sie kochte selten bis nie selbst, sie ging allein auf lange Bergwandertouren, wenn ihre Freunde keine Lust oder keine Zeit zum Mitkommen hatten, sie trank und rauchte in enormen Mengen und schlug sich oft - besonders in den Kriegsjahren - die Nächte um die Ohren.

1947-51 hatte sie eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit dem amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren, der es aber auch nicht verstehen konnte, daß sie beim kleinsten Mucks, den Sartre in Paris von sich gab, sofort wieder zu ihm zurückrannte - entweder ganz oder gar nicht, polterte Algren, entweder er oder ich! Simone konterte dann, daß sie Algren zwar liebe - aber eben zu Sartre gehöre.

Auch als sie selbst als Schriftstellerin und Vertreterin des Existentialismus berühmt war, blieb Sartre nach wie vor die Nr. 1. Wenn er ein Manuskript beendet hatte, legte sie ihres beiseite und las erst seines. Als Sartre 1980 starb, war sie ein paar Jahre lang vor Schmerz und Valium und Alkohol wie betäubt, bis sie auf den Tag genau 6 Jahre nach ihm und an nahezu denselben Ursachen starb wie er.

Françoise Sagan
war alkoholkrank, drogenabhängig und spielsüchtig. Wegen Drogenbesitzes wurde sie 1990 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Fünf Jahre später verurteilte ein Gericht Françoise Sagan zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung, weil sie zusammen mit Bekannten Kokain konsumiert hatte. Ein Jahr auf Bewährung bekam sie auch 2002, diesmal jedoch wegen Steuerhinterziehung: In ihren Steuererklärungen hatte sie 830 000 Euro verschwiegen, die ihr von Elf Aquitaine aufgrund ihrer engen Freundschaft mit Staatspräsident François Mitterrand gezahlt worden waren. Der Ölkonzern hatte sich davon Vorteile versprochen.

Hoffnungslos überschuldet, musste Françoise Sagan 2002 ihr Herrenhaus in Honfleur an der Seine-Mündung versteigern lassen. Ingrid Mechoulam, die Witwe eines Milliardärs, die seit 1985 mit Françoise Sagan befreundet war, erwarb das Anwesen und ließ die verarmte Schriftstellerin weiter dort wohnen.

Am 24. September 2004 starb Françoise Sagan nach langer Krankheit in Honfleur an einer Lungenembolie.


Ingeborg Bachmann
1964 wurde Ingeborg Bachmann der Büchner-Preis zuerkannt. Sie zog 1965 zurück nach Rom, veröffentlichte nur noch sporadisch Gedichte und litt unter Tabletten- und Alkoholabhängigkeit.

In der Nacht vom 25. auf den 26. September 1973 erlitt Ingeborg Bachmann in ihrer römischen Wohnung schwere Verletzungen durch einen Brand, der beim Einschlafen mit einer brennenden Zigarette ausgelöst wurde. Aufgrund ihrer schon seit Jahren bestehenden starken Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln (Barbiturate), von der die behandelnden Ärzte zunächst nichts wussten, starb sie an den tödlichen Entzugserscheinungen (Konvulsionen, die epileptischen Anfällen glichen) am 17. Oktober 1973 im Krankenhaus Sant'Eugenio.
Sie wurde am 25. Oktober 1973 auf dem Friedhof Klagenfurt-Annabichl beigesetzt. Ermittlungen wegen Mordverdachts wurden von den italienischen Behörden am 15. Juli 1974 eingestellt. Heute gilt ihre Tablettenabhängigkeit als mitursächlich für den Unfall. Alfred Grisel, der sie Anfang August 1973 in Rom besuchte, berichtet: „Ich war zutiefst erschrocken über das Ausmaß ihrer Tablettensucht. Es müssen an die 100 Stück pro Tag gewesen sein, der Mülleimer ging über von leeren Schachteln. Sie hat schlecht ausgesehen, war wachsbleich. Und am ganzen Körper voller Flecken. Ich rätselte, was es sein konnte. Dann, als ich sah, wie ihr die Gauloise, die sie rauchte, aus der Hand glitt und auf dem Arm ausbrannte, wußte ich's: Brandwunden, verursacht von herabfallenden Zigaretten. Die vielen Tabletten hatten ihren Körper schmerzunempfindlich gemacht.“

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Der Alkohol, die Dichter & die Literatur
BeitragVerfasst: Freitag 20. Juli 2012, 20:18 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
@Federico
@all

Ich habe die Dokumentation gelesen. Eine eindrückliche Zusammenstellung!

Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist für mich immer wieder die Tatsache, wie Alkoholabhängigkeit von berühmten Künstlern, auch in anderen Bereichen, von der Gesellschaft toleriert, respektiert und akzeptiert wird. Hier tritt eine Stigmatisierung kaum auf, auch wenn die ganze Welt darüber Bescheid weiss, dass Abhängigkeiten im Spiel sind.
Hier wird dann von echter Krankheit gesprochen, meist in Zusammenhang mit Melancholie oder Depression. Worte, welche uns als Vertreter des Fussvolkes auch gerechter wären als "willensschwach", Alki etc. Oder manchmal noch schlimmer: gar keine Worte, das Schweigen und Ignorieren mit dem gewissen Lächeln in den Mundwinkeln...

Dekadenz der Gesellschaft?

Nun, wie tief die Wurzeln sein können, welche in eine Abhängigkeit führen, fand ich in diesen Worten:
Zitat:
"Der Alkohol bringt die Einsamkeit zum Schwingen und führt dazu, daß man sie schließlich allem andern vorzieht...
Diese Leere, die man eines Tages als Heranwachsender entdeckt, läßt sich durch nichts verdrängen. Der Alkohol ist erschaffen worden, damit man die Leere des Universums ertragen kann. ...Der Alkohol tröstet über nichts hinweg, er füllt die psychischen Räume des Individuums nicht aus, er ersetzt nur das Fehlen Gottes." (MARGUERITE DURAS)
Erschütternd und in mir eine Saite anstossend...

Daraus einen Ausweg zu finden, einen neuen Weg einzuschlagen, daran arbeite ich nun intensiv. Die Bac-Therapie hilft mir gehörig dabei, hat offenbar dies erst möglich gemacht!

LG moonriver

_________________
„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Der Alkohol, die Dichter & die Literatur
BeitragVerfasst: Freitag 20. Juli 2012, 20:48 
Offline
Gründer †
Benutzeravatar

Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
@Moonriver,

Zitat:
Erschütternd und in mir eine Saite anstossend...

Nicht nur in Dir, ich empfehle als Lektüre „Das Leiden am sinnlosen Leben“ Psychotherapie von heute. von Viktor Frankl, erklärt vieles ... Hier der Link

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 3 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron



YouTube facebook_button

Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
© 2009-2015 Alkohol und Baclofen Forum.de
Template made by DEVPPL - Deutsche Übersetzung durch phpBB.de

 StopForumSpam 



@MEMBER OF PROJECT HONEY POT
Spam Harvester Protection Network
provided by Unspam