Eine
Dokumentation von Niels Höpfner
Ich hatte eine zeitlang recht interessante emails mit ihm ausgetauscht. Als ich ihn fragte warum er literarische Größen wie Ingeborg Bachmann nicht erwähne, antwortete er „Ich mag die tränige Eierstock-Literatin Ingeborg B. nicht, darum fehlt sie.“
Die unvollständige
Dokumentation ist trotzdem einmalig und lesenswert. In Sachen Feminismus bedarf es m. E. einer Ergänzung. Wer mag kann noch weitere hinzufügen.
Simone de BeauvoirVon ihr stammt der Satz: "Alkohol ist das Mittel gegen die innere Not, deren äußerste Form die Langeweile ist." Frauen redeten über Frisuren, Gatten und Desserts - Simone redete über Kant, Nietzsche und Descartes. Und das war das "Emanzipatorische" an Simone de Beauvoir: sie sprengte ihr Korsett, indem sie für sich immer systematisch genau das Gegenteil davon tat, was "man" als Frau tat. Sie heiratete nicht, sie bekam keine Kinder, sie war Sartre genausowenig sexuell treu wie er ihr, sie kümmerte sich nicht um Äußerlichkeiten wie Kleidung und Frisur (fast zeitlebens hatte sie zwei Zöpfe, die sie um den Kopf legte, mit einer Art Turban verhüllte und nur am Wochenende auftrennte und durchkämmte), und um keinen Haushalt führen zu müssen, besaß sie gar nicht erst einen - bis 1955 wohnte sie hauptsächlich in Hotelzimmern (übrigens wohnte sie auch nie mit Sartre zusammen, der erst in eigenen Hotelzimmern und dann in einer eigenen Wohnung logierte). Sie kochte selten bis nie selbst, sie ging allein auf lange Bergwandertouren, wenn ihre Freunde keine Lust oder keine Zeit zum Mitkommen hatten, sie trank und rauchte in enormen Mengen und schlug sich oft - besonders in den Kriegsjahren - die Nächte um die Ohren.
1947-51 hatte sie eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit dem amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren, der es aber auch nicht verstehen konnte, daß sie beim kleinsten Mucks, den Sartre in Paris von sich gab, sofort wieder zu ihm zurückrannte - entweder ganz oder gar nicht, polterte Algren, entweder er oder ich! Simone konterte dann, daß sie Algren zwar liebe - aber eben zu Sartre gehöre.
Auch als sie selbst als Schriftstellerin und Vertreterin des Existentialismus berühmt war, blieb Sartre nach wie vor die Nr. 1. Wenn er ein Manuskript beendet hatte, legte sie ihres beiseite und las erst seines. Als Sartre 1980 starb, war sie ein paar Jahre lang vor Schmerz und Valium und Alkohol wie betäubt, bis sie auf den Tag genau 6 Jahre nach ihm und an nahezu denselben Ursachen starb wie er.
Françoise Sagan war alkoholkrank, drogenabhängig und spielsüchtig. Wegen Drogenbesitzes wurde sie 1990 zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Fünf Jahre später verurteilte ein Gericht Françoise Sagan zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung, weil sie zusammen mit Bekannten Kokain konsumiert hatte. Ein Jahr auf Bewährung bekam sie auch 2002, diesmal jedoch wegen Steuerhinterziehung: In ihren Steuererklärungen hatte sie 830 000 Euro verschwiegen, die ihr von Elf Aquitaine aufgrund ihrer engen Freundschaft mit Staatspräsident François Mitterrand gezahlt worden waren. Der Ölkonzern hatte sich davon Vorteile versprochen.
Hoffnungslos überschuldet, musste Françoise Sagan 2002 ihr Herrenhaus in Honfleur an der Seine-Mündung versteigern lassen. Ingrid Mechoulam, die Witwe eines Milliardärs, die seit 1985 mit Françoise Sagan befreundet war, erwarb das Anwesen und ließ die verarmte Schriftstellerin weiter dort wohnen.
Am 24. September 2004 starb Françoise Sagan nach langer Krankheit in Honfleur an einer Lungenembolie.
Ingeborg Bachmann1964 wurde Ingeborg Bachmann der Büchner-Preis zuerkannt. Sie zog 1965 zurück nach Rom, veröffentlichte nur noch sporadisch Gedichte und litt unter Tabletten- und Alkoholabhängigkeit.
In der Nacht vom 25. auf den 26. September 1973 erlitt Ingeborg Bachmann in ihrer römischen Wohnung schwere Verletzungen durch einen Brand, der beim Einschlafen mit einer brennenden Zigarette ausgelöst wurde. Aufgrund ihrer schon seit Jahren bestehenden starken Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln (Barbiturate), von der die behandelnden Ärzte zunächst nichts wussten, starb sie an den tödlichen Entzugserscheinungen (Konvulsionen, die epileptischen Anfällen glichen) am 17. Oktober 1973 im Krankenhaus Sant'Eugenio.
Sie wurde am 25. Oktober 1973 auf dem Friedhof Klagenfurt-Annabichl beigesetzt. Ermittlungen wegen Mordverdachts wurden von den italienischen Behörden am 15. Juli 1974 eingestellt. Heute gilt ihre Tablettenabhängigkeit als mitursächlich für den Unfall. Alfred Grisel, der sie Anfang August 1973 in Rom besuchte, berichtet: „Ich war zutiefst erschrocken über das Ausmaß ihrer Tablettensucht. Es müssen an die 100 Stück pro Tag gewesen sein, der Mülleimer ging über von leeren Schachteln. Sie hat schlecht ausgesehen, war wachsbleich. Und am ganzen Körper voller Flecken. Ich rätselte, was es sein konnte. Dann, als ich sah, wie ihr die Gauloise, die sie rauchte, aus der Hand glitt und auf dem Arm ausbrannte, wußte ich's: Brandwunden, verursacht von herabfallenden Zigaretten. Die vielen Tabletten hatten ihren Körper schmerzunempfindlich gemacht.“