Bisher wurde Baclofen von Spöttern gerne als Wunderpille bezeichnet – ich bin gespannt ob sie bei Selincro™ konsequent bleiben werden. Nach der Beschreibung auf der
Website von Biotie Therapies braucht man Selincro nur 1 bis 2 Stunden vor dem zu erwartendem Trinkereignis nehmen und dann trinkt man lediglich (ungefähr) die Hälfte.
Wie aussagekräftig diese Angaben sind, wird sich bei Markteinführung erweisen. Schließlich sind alle diese Aussagen für Investoren bestimmt, wie dieser Marketingtext zeigt:
Zitat:
Es gibt noch keine zugelassenen Therapien auf dem Markt, um proaktiv Suchtdruck zu unterdrücken. In allen drei klinischen Studien war das Sicherheitsprofil von Selincro konsistent mit Beobachtungen und Daten aus früheren Studien, was zu einer gesamten klinischen Datenbank mit mehr als 3.000 Personen führte. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Schwindel, Schlaflosigkeit, Übelkeit die mild und vorübergehend waren. Die meisten dieser Ereignisse traten innerhalb der ersten Tage auf und gingen dann mit Fortsetzung der Behandlung zurück.
Mir ist nicht ganz klar wie Biotie einerseits von einem Bedarfsmedikament (as needed) sprechen kann und dann von einem Rückgang der UAW's bei Fortsetzung der Behandlung. Vielleicht kann mir das bei Gelegenheit mal ein Suchtspezialist erklären ... Ganz abgesehen davon stelle ich mir es schwierig vor zu ahnen, dass in 1 bis 2 Stunden ein starker TW aufkommen wird. Vielleicht ist es nur für Patienten mit täglich auftretendem TW um 18.30 Uhr geeignet. Wenn das so sein sollte, müssten diese allerdings wieder täglich ein Medikament nehmen um etwas weniger Alkohol trinken zu müssen. „As needed“ erinnert mich in diesem Fall ein wenig an Substitution bei opiatabhängigen Patienten, die meist täglich und überwiegend lebenslang darauf angewiesen sind. Beikonsum von Heroin, Benzos und Alkohol wird in der Substitution allerdings meines Wissens nicht toleriert.
Bleibt zu hoffen, dass möglichst bald eine „proaktive Therapie“ mit Baclofen zugelassen wird. Lundbeck drückt einstweilen wie zu hören ist, seine Wunderpille Selincro in die europäischen Arztpraxen – es ist schließlich ein Multibillion Market – wie die Wallstreet-Profis sagen – jedenfalls wenn diese Zahlen zugrunde gelegt werden können:
According to the World Health Organization, there are 60 million people in Europe alone who are ‘riskful’ consumers of alcohol. Eigentlich gehört Selincro in jede Hausapotheke, gleich neben Aspirin.
Na denn, wohl bekomm's