
... und worüber wir uns sonst noch aufregen
Freitag 2. April 2010, 09:32
Sollte Baclofen mal ein zugelassenes Medikament für die Behandlung der Alkoholabhängigkeit werden, darf ein Warnhinweis auf der Packungsbeilage keinesfalls fehlen:
Achtung: Baclofen vermittelt Ihnen bereits nach wenigen Tagen durch seine psychopharmakologische Wirkung den fälschlichen Eindruck, Sie hätten Ihr Alkoholproblem gelöst.
Wenn ich die vielen positiven Berichte im Forum lese: Craving gegen Null, Angst und Depressionen weg, kein Verlangen nach Alkohol. Sehr schön.
Aber es gibt eine ganze Reihe von Mitgliedern, die über Wochen nur Jubelberichte geschrieben haben und dann wieder abgestürzt sind.
Bei anderen zu mutmaßen ist schwierig. Aber wenn ich meine eigene Erfahrung mit Baclofen anschaue: nach 6 Wochen Euphorie/Abstinenz mit Baclofen kam ich in eine für mich typische sehr starke Cravingsituation, Zahnarztbesuch. Diese Situation war in den letzten Jahren immer mit Alkohol verbunden. Und trotz einer Extradosis (25 mg) Baclofen war das Verlangen auch diesmal da. Hätte ich nachgegeben, wer weiss.
Bei den nächsten Zahnarztbesuchen ist dann das Craving nicht mehr bzw. nur noch sehr schwach aufgetreten.
Ich denke, es gibt die sehr stark mit Craving verbundenen Situationen immer mal wieder im Leben und Situationsvermeidung ist nicht immer möglich, ja vielleicht sogar schädlich. Und es gibt, da bin ich sicher, einen Langzeiteffekt in der Behandlung mit Baclofen, da man irgendwann all die Craving Situationen mal durch hat. Aber das braucht Zeit.
LG invorio
Freitag 2. April 2010, 10:21
Das kann ich bestätigen. Ich war am vergangenen Samstag auf einem Geburtstag. Craving entsteht bei mir vor allem, wenn ich in einer Umgebung bin, in der ich kaum jemanden kenne und ich mich daher gehend unwohl fühle. Ich wusste, was auf mich zukommt und habe 20 mg vorher eingenommen. Craving war dennoch zu spüren. Ich glaube es ist ratsam, dass man derartige Situationen ganz leicht antestet und sich sich nach und nach daran gewöhnt bis man irgendwann einen Umgang damit findet. Auf keinen Fall sollte man bei diesen Extremsituationen ins kalte Wasser springen, weil man dann den Kampf nur verlieren kann. Das Craving hörte bei mir schlagartig auf als ich die Party verließ.
Freitag 2. April 2010, 11:36
invorio hat geschrieben:Achtung: Baclofen vermittelt Ihnen bereits nach wenigen Tagen durch seine psychopharmakologische Wirkung den fälschlichen Eindruck, Sie hätten Ihr Alkoholproblem gelöst.
LG invorio
Das Alkoholproblem ist keinesfalls nach wenigen Tagen gelöst.
Es fühlt sich zugegebenermaßen so an, aber man muss trotzdem auf der Hut sein.
Wenn aber der feste Wille und auch die Disziplin vorhanden ist dann gehts schon.
Ich nehme Bac erfolgreich Abstinent seit 120 Tagen mit mittlerweile 80mg/Tag und mir geht es sehr gut damit.
Craving 0.
Frohe Ostern
Freitag 2. April 2010, 14:16
Vielleicht hört sich das jetzt ein wenig seltsam an, aber mit Baclofen kann es für mich gar keinen richtigen Rückfall mehr geben!
Gehöre hier zu der Gruppe, die das moderate Trinken versucht und kann bestätigen das Alkohol die Anziehungskraft verloren hat.
Selbst nach einigen Flaschen Bier kommt nicht das gewohnte Verlangen nach mehr, was sonst die Regel war.
Am Morgen danach überhaupt kein Suchtdruck; es ist fast nicht zu glauben.
Werde demnächst mal über meinen Fall weiter berichten, denn ich hatte die Dosierung etwas erhöht und gehe langsam wieder zurück.
Viele Ostergrüße
Buck Dharma
Freitag 2. April 2010, 16:48
Das Alkoholproblem ist keinesfalls nach wenigen Tagen gelöst.
Es fühlt sich zugegebenermaßen so an, aber man muss trotzdem auf der Hut sein.
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Hallo Baclofen-Profi
ich gehe da voll mit Dir konform.... Baclofen nimmt den Suchtdruck, schlägt einem aber keinesfalls das Glas aus der Hand
p.s. ich muss lachen..... bei den 7 Zwergen, da musst Du ja direkt bei mir um die Ecke wohnen
Lieber Buck Dharma
ich freue mich, dass Du so guten Erfolg mit Bac hast. Ja, es nimmt einem das craving und es ist auch möglich, mit Bac moderat zu trinken.
Ich selbst habe jedoch 3 Monate totale Abstinenz eingehalten, was mir gar nicht schwer gefallen ist und dann ab und zu mal etwas Wein getrunken, wie Du schreibst, ohne den Druck weitertrinken zu müssen oder gar am nächsten Tag Suchtdruck zu haben. Aber ich denke trotzdem, dass man auf der Hut sein sollte ....
Davon abgesehen, tun wir unserem Körper einen grossen Gefallen, ein paar Wochen ohne Alk zu sein, die Leber darf sich regenerieren, der Körper entgiften....
LG Emelie
Freitag 2. April 2010, 22:42
"Es ist definitiv nicht möglich, über die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie in den bisher existierenden Foren, frei und ohne Schere im Kopf seine Meinung zu äussern." - zu ergänzen wäre noch: "seine Erfahrungen"
Samstag 3. April 2010, 07:01
Guten Morgen Baclofen-Profi,
freue mich Dich wieder lesen zu können und herzlichen Glückwunsch für 120 Tage Alkfrei!
Unser Treffen steht immer noch aus. Wie siehte es aus, hast Du noch Lust dazu?
Du schreibst, dass Du 80mg/Tag dosierst. Was ist geschehen, da Du doch mal ein Verfechter der Niedrigdosierung warst? Deine Erfahrungen interessieren mich sehr.
Samstag 3. April 2010, 07:49
Besonders sollte auch die zeitlich regelmäßige Einnahme beachtet werden. Die Auswirkung auf die Psyche sollte aber auch nicht unterschätzt werden,
besonders da diese bei mir auch einen Auslösenden Faktor für das craving darstellt.
N.B.: Baclofen wird von den hier Betroffenen vor allem wegen der Abhängigkeit verwendet, ursprünglich wurde es nur zur Kampflösung eingesetzt.
Es wirkt auch in anderen Bereichen, es kommt auf die Abwägung an. Eine Änderung des Verhaltens gerade bei ängstlichen Personen dürfte wohl nahe liegen.
Zur allgemeinen Beurteilung für und wieder sei hier noch mal das "negativ" Beispiel Aspirin erwähnt oder schlimmer: das Mittel das allgemein akzeptiert
gegen Kontaktschwierigkeiten hilft und die Geselligkeit fördert
(ich werde mal einen Beipackzettel dafür verfassen in dieser Hinsicht für die Anwendungsgebiet, Warnhinweise sind wohl klar).
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