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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 14:33 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Sunni hat geschrieben: Und trotzdem komme ich immer wieder an den Punkt, an dem ich all dieses Wissen vergesse - verdränge? Verdrängen ist hier wohl nicht der Mechanismus, nein, wir haben aufgrund hormoneller Regelungen gar nicht mehr die Möglichkeit uns zu entscheiden s. hier. Also der Einfachheit halber zitiere ich jetzt mal den entsprechenden Text: Zitat: Erste Frage: was macht Alkohol im Gehirn? Alkohol steigert die Dopaminausschüttung im Gehirn um rund 100% (zum Vergleich: Kokain erhöht sie um etwa 1000%). Alkohol wirkt langanhaltend und immer wieder aufs Neue.
Zweite Frage: wo wirkt das Dopamin? Dopamin wird im Stammhirn ausgeschüttet und setzt dort den größten Reiz als derjenige Botenstoff, der Gefühle wie „Belohnung“, „Erfüllung“, „Erfolg“ und damit „Lernerfahrung“ signalisiert.
Dritte Frage: was ist das Stammhirn? Der Mensch vor 120,000 Jahren hatte ein Gehirn mit dem Gewicht von ungefähr 300 Gramm. Es handelte sich dabei um eine einfache Hirnstruktur bestehend aus Basalhirn, Hirnstamm und Kleinhirn. In den vergangenen 120,000 Jahren bis zu unserer Gegenwart ist das Gehirn auf 1200 Gramm angewachsen. Die rudimentären Strukturen sind dabei nicht verschwunden, sie sind vielmehr überbaut, erweitert und mit neuen hochkomplexen Hirnarealen vernetzt worden.
Vierte Frage: welche Funktion(en) hat das Stammhirn? Wie hat das Stammhirn vor 120,000 Jahren funktioniert und funktioniert es auch noch heute? Das Stammhirn arbeitet ausschließlich nach dem Reiz-Reaktionsprinzip, das heißt „den Feind erkennen und reflexhaft totschlagen oder vor ihm fliehen“. Diese Strategie basiert auf der nackten Todesfurcht, dem blanken Überlebenstrieb. Das Stammhirn hat den Menschen vor 120,000 Jahren in der Wildnis überleben lassen im Kampf gegen Schakale, Bären, Wölf etc. Amerikanische Hirnforscher haben sich eingehend mit dem Stammhirn befasst und sind zu folgendem Schluss gelangt: der Reaktionsablauf vom erstmaligen Sehen des Reizes bis hin zum Handeln läuft über die 3-F-Bahn, also "fight, flight and fright" („Flucht, Kampf und Furcht“), und läuft nach Messungen um ca. 1,5 Sekunden schneller ab als der Prozess des Nachdenken-und-dann-handelns. Die 3-F-Bahn hat den Menschen überleben lassen. Heute unter modernen, zivilisierten Lebensbedingungen wird diese 3-F-Bahn nur noch selten „gebraucht“, sie ist allerdings immer noch vorhanden. Eben diese Struktur ist wichtig und ein erster Baustein zum Verständnis der Alkoholerkrankung. Alkohol setzt im Stammhirn Dopamin frei, jeden Tag, mit jedem Glas, mit jedem Schluck. Je mehr getrunken wird umso mehr flutet Dopamin an. Das Stammhirn wird geradezu überschwemmt mit Dopamin.
Fünfte Frage: was macht das Stammhirn? Das Stammhirn baut Dopamin als „überlebenswichtige“ Substanz in die Zellen ein, die DNA der Zelle wird umgeschrieben. Dopamin ist damit unverzichtbar geworden und die Stammhirnzellen steuern nun die Aufnahme von Dopamin. Das bedeutet, im Stammhirn bildet sich ein „Zentrum“, welches die Dopaminaufnahme kontrolliert. Subjektiv erlebt der Suchtkranke dies als Hunger nach Alkohol, dem so genannte „Craving“, was nichts anderes ist als der Hunger nach Dopamin. Bei Frauen dauert es etwa 3 Jahre bis sie dieses Zentrum ausgebildet haben, bei Männern 8 bis 10 Jahre. Männer sind also auf Grund ihrer Biologie widerstandsfähiger als Frauen.
Wir fassen zusammen: Auf der schnellen Bahn im Stammhirn baut der Alkohol durch ständige Dopaminausschüttung ein Steuerungszentrum auf für den Hunger nach Dopamin - gesteuert über den Craving. Alle Reaktionen über das Stammhirn sind 1,5 Sekunden schneller, als der Prozess des Nachdenken-und-dann-handelns. Das bedeutet, jede Überlegung aus der Frontalhirnregion, also da wo wir planen, steuern und nachdenken, ist langsamer und wird vom Stammhirn mit Hochgeschwindigkeit überholt. Das Stammhirn bestimmt also den Konsum von Alkohol noch bevor das Frontalhirn seine Entscheidung umsetzen kann. 1,5 Sekunden sind eine lange Zeitspanne für das Gehirn! Das Problem: Das Stammhirn und seine Steuerung können nicht willentlich unterbrochen werden. Wir haben keinen Zugriff auf die Reaktionen aus dem Stammhirn, weder fördernd noch hemmend. Wir erinnern uns: über das Stammhirn wird das Überleben des Individuums gesichert, der stärkste Trieb zur Selbsterhaltung! "Sie können sich nicht daran hindern sich zu retten" Sie können in einen Fluss springen in dem Gedanken an Selbstmord. Doch wenn sie erst im Wasser eingetaucht sind werden sie alles tun, um wieder ans sichere Land zu kommen. Das „Programm Selbstrettung“ läuft bereits ohne ihr Wissen ab. Diesen Prozess können sie weder abschalten noch unterdrücken. So, wie sie sich selbst nicht am Überleben hindern können, so können sie sich auch nicht daran hindern zu saufen. Wenn sich das Programm einmal eingebaut hat, dann läuft es gegen jegliche Vernunft ab, weil es mit dem Drang zu überleben gekoppelt ist. Oder als einfache Formel: Ohne Alkohol kein Überleben!
Alkoholerkrankung ist eine Stammhirnerkrankung Mit dieser Überlegung war mir zum ersten Mal klar, dass wir Ärzte den Patienten lediglich in seiner Intelligenz und seiner Ratio ansprechen. Hier zeigt er sich stets einsichtig, er WILL seinen Alkoholkonsum beenden, er WILL arbeiten, er WILL sich um seine Familie kümmern etc. Die Krankheit findet jedoch im Stammhirn statt. Zum Stammhirn haben wir als Arzt keinen Zugriff, hier haben sich Zellstrukturen aufgebaut und ein Autonomiezentrum gebildet, auf das der Kranke keinen Zugriff und der Arzt keinerlei Einfluss hat. Das bedeutet: der Arzt ist hilflos und der Patient ist hilflos. Dies erklärt das Dilemma der Therapie.
Was ist die Konsequenz? Wir brauchen ein Medikament, das den Steuerungsablauf im Stammhirn blockiert, denn unsere Intelligenz kann es nicht. Wir müssen den biochemischen Prozess, den der Alkohol in den Zellen angestoßen hat und der zu Veränderungen der Zellinformation führte, auch auf chemischem Weg blockieren. Wir haben mit Nemexin gearbeitet, mit Antidepressiva und mit Baclofen. Baclofen hat letztlich die besten Ergebnisse gezeigt.
Was macht Baclofen? Baclofen blockiert die Steuerung des Dopaminhungers, und der Craving ist plötzlich weg. Dem Alkoholkranken bleiben dadurch 1,5 Sekunden Zeit um nachzudenken und sein Leben wieder mit dem Frontalhirn zu steuern. Er kann arbeiten, Auto fahren, Sport treiben. Sein Craving ist weg, er ist wieder Herr seines Lebens. Darum wird empfohlen, mindestens 6 Monate abstinent zu leben, bevor ein Versuch gestartet werden kann, kontrolliert zu trinken. Weil sich diese hormonellen Prozesse dann zurückbilden können. LG F.
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
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Sunni
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 15:40 |
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Registriert: Mittwoch 8. März 2017, 16:05 Beiträge: 77 Wohnort: Hambuarch
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Das ist ein überaus erhellender Text! Danke, liebe Fallada!
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casablanca
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 17:46 |
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Registriert: Mittwoch 22. Februar 2017, 22:32 Beiträge: 87
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Hallo, Der kleine Prinz hat geschrieben: Das Stammhirn baut Dopamin als „überlebenswichtige“ Substanz in die Zellen ein, die DNA der Zelle wird umgeschrieben. Kann mir das bitte mal jemand erklären? Ich verstehe das nicht. LG
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 19:27 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Hi Casablanca Die Zusammenfassung dürfte etwas verständlicher sein: Zitat: Auf der schnellen Bahn im Stammhirn baut der Alkohol durch ständige Dopaminausschüttung ein Steuerungszentrum auf für den Hunger nach Dopamin - gesteuert über den Craving. Alle Reaktionen über das Stammhirn sind 1,5 Sekunden schneller, als der Prozess des Nachdenken-und-dann-handelns. Das bedeutet, jede Überlegung aus der Frontalhirnregion, also da wo wir planen, steuern und nachdenken, ist langsamer und wird vom Stammhirn mit Hochgeschwindigkeit überholt. Das Stammhirn bestimmt also den Konsum von Alkohol noch bevor das Frontalhirn seine Entscheidung umsetzen kann. 1,5 Sekunden sind eine lange Zeitspanne für das Gehirn! @Fallada Vielen Dank! LG Patrick
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casablanca
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 19:54 |
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Registriert: Mittwoch 22. Februar 2017, 22:32 Beiträge: 87
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Hi rog, ne, nicht wirklich. Nochmal: Der kleine Prinz hat geschrieben: Das Stammhirn baut Dopamin als „überlebenswichtige“ Substanz in die Zellen ein, die DNA der Zelle wird umgeschrieben. Verstehe ich das richtig: Das Stammhirn baut Dopamin in die DNA der Zelle ein? Leider sind in der Publikation "Der kleine Prinz" keine Quellenangaben vorhanden. LG
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 21:17 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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casablanca hat geschrieben: Leider sind in der Publikation "Der kleine Prinz" keine Quellenangaben vorhanden. Hallo Casablanca, meinst du Quellenangaben zum Autor - oder weiterführende Quellenangaben zum Inhalt des Vortrags? Verfasserin des Vortrags ist Dr. Vera Schnell. Meines Wissens nach ist das ein Vortrag von Dr. Vera Schnell. Hinterlegt auf ihrer HP. Quellenangaben auf die sie sich beruft finde ich auch keine.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 21:23 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Gemeint ist Folgendes, glaube ich: Die DNA wird in die Richtung umgeschrieben, dass die Zelle zukünftig "glaubt" mehr Dopamin zum Überleben des gesamten Individuums zu brauchen. Dadurch entsteht ein neues Steuerungszentrum, dass uns über craving steuert, ohne dass wir es willentlich beeinflussen können, weil unser Stammhirn glaubt, im Überlebenskampf zu sein und dafür mehr Alkohol zwecks mehr Dopaminausschüttung zu brauchen. Ich persönlich glaube aber schon, dass es Möglichkeiten gibt, dem auch zusätzlich zum Baclofen entgegen zu wirken, zum Beispiel indem man sich Verhaltensweisen antrainiert, zum Beispiel mithilfe einer "Notfalltasche", die dann auch automatisch ablaufen, also quasi auch schneller als unser "denkendes" Hirn sind. Ist natürlich alles graue Theorie, hat aber eine gewisse Logik. Dennoch: bisher hieß es immer, Baclofen wirke vor allem im Frontalhirn, also dort, wo unsere willentlich beeinflussbaren Steuerungsmechanismen stattfinden. Und ja, es handelt sich um einen Vortrag von Dr. Schell.
LG Fallada
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casablanca
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 21:32 |
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Registriert: Mittwoch 22. Februar 2017, 22:32 Beiträge: 87
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Hi Juli, Juli hat geschrieben: Quellenangaben auf die sie sich beruft finde ich auch keine. Eben. Der kleine Prinz hat geschrieben: Das Stammhirn baut Dopamin als „überlebenswichtige“ Substanz in die Zellen ein, die DNA der Zelle wird umgeschrieben. Ein "umschreiben" der DNA würde eine Zellmutation bedeuten. Es muss sich hierbei um eine brandneue wissentschaftliche Erkenntnis handeln!! Ich find nix! Kann mir jemand eine Quelle nennen? LG P.S: @rog, warum hast Du Deinen Beitrag gelöscht?
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 21:47 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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casablanca hat geschrieben: Ein "umschreiben" der DNA würde eine Zellmutation bedeuten Nö. Eine Zellenmutation ist eine Veränderung innerhalb eines Chromosoms oder eines ganzen Chromosoms. Es werden also ganz Stränge von DNA verändert. Die DNA unserer Zellen wird ständig umgeschrieben.… Je nach Umwelt Einfluss. Casablanca hat geschrieben: Kann mir jemand eine Quelle nennen? Auch nö. Alles graue Theorie. Aber schreibe doch eine E-Mail an Doktor Schell, vielleicht kann sie dir ja ihre Quelle nennen. LG Fallada
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casablanca
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Betreff des Beitrags: Re: Bin neu hier und möchte mich vorstellen Verfasst: Mittwoch 10. Mai 2017, 21:52 |
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Registriert: Mittwoch 22. Februar 2017, 22:32 Beiträge: 87
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Hallo Fallada, Fallada hat geschrieben: Nö. Eine Zellenmutation ist eine Veränderung innerhalb eines Chromosoms oder eines ganzen Chromosoms. Es werden also ganz Stränge von DNA verändert. Die DNA unserer Zellen wird ständig umgeschrieben.… Je nach Umwelt Einfluss. Wo hast Du das jetzt her???? Zitat: Auch nö. Alles graue Theorie. Dem kann ich jetzt nicht ganz folgen. LG
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