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Archi
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 20. Mai 2010, 09:31 |
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Registriert: Sonntag 20. Dezember 2009, 15:42 Beiträge: 218 Wohnort: Auf der richtigen Seite ;-)
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Hi Willo,
so nun bin auch ich hier bei Dir. Wo ist der Rest?
Deine Beschreibung eines Tagesablaufs könnte in ähnlicher Form auch von mir sein:
Morgens vielleicht um 8.30 Uhr aus dem Bett quälen, dicker Kopf, dumpf im Hirn, Selbstvorwürfe weil ich gestern Abend mal wieder zu viel getrunken hatte. Heuet wird alles besser! Kaffe, Ziggis, kein Frühstück, dafür fernsehgucke (hessisch). Arbeiten vielleicht später wenn es mir besser geht. Ach ich müsste ja noch eine Email an einen AN schreiben, das Besprechungsprotokoll von gestern verfassen. Brauche Honorareingang . Jo, mach ich alles noch, ist ja noch lang der Tag.
Upss ich werde nüchterner. Habe ich noch Bier im Kühlschrank? Wie viel habe ich gestern in der Stammkneipe getrunken, wie viel zuhause? Heute trinke ich mal nichts. Bleibe auch der Kneipe fern.
Ach was bin ich doch ein schlechter Mensch, Ich hasse mich dafür kein Rückgrat und kein Verantwortungsbewusstsein zu haben. Selbstmitleid lässt grüßen!
Feundin ruft an. Nein war gestern nicht feiern. Heute abend treffen? Du, habe sehr viel zu arbeiten, bin im Verzug. Vielleicht Morgen? Ok dann bis Morgen. Uff geschafft, sie hat nichts gemerkt.
Der Tag geht so rum, Mittagessen koch ich selbst. Spätestens gegen 16.00 Uhr kommen die Gedanken: Komm wir gehen in die Kneipe, nur so mal kurz auf ein Bier. Kannst ja noch schnell nebenan im Supermarkt einkaufen, aber kein Bier, oder doch?
Ab 17.00 Uhr in der Kneipe, aber vorher doch im Supermarkt Bier geholt. Innerhalb von max. 3 Stunden 8 Bier und 3 Jägermeister reingekippt.
Ach was bin ich doch für ein toller Typ. Alle sind gut drauf. Wir klopfen uns gegenseitig auf die Schulter. „He Archi, weist doch noch Dein letzter Absturz, als Du mit dem Kopf aufgeschlagen bist und fast verblutet bist? Das war echt abgefahren! Aber die haben Deinen Kopf wieder gut hingekriegt. Kaum noch Narben zu sehen.“ Usw und so fort.
Um 20.00 Uhr nach Hause, voll zu gedröhnt. Noch was in die Pfanne werfen, fast dabei eingeschlafen. Nur gut das ich einen Rauchmelder habe. Essen, noch ein Bier, ab ins Koma auf der Coach. Harndrang ab 2.00 Uhr. Fernseher läuft noch mit mehr als Zimmerlautstärke. Aus die Maus, gehe nun ins Bett. Morgen wird alles anders ...
Der Selbsthass ist geringer geworden. Seit Monaten kein Absturz mehr. Mein Kopf ist morgens klarer. Meine Baustelle ist jedoch noch nicht fertig gestellt. Die Bauabfolge ist mir klar und am Bauzeitenplan arbeite ich. Die Ausschreibungen habe ich begonnen. Submission evtl. schon heute. Hoffe die Vergabe und Ausführung der Bauleistung“ Selbsthass aufgeben“ erfolgt zeitnah. Die Fertigstellung rückt greifbar näher. Endlich!!!
_________________ LG
Archi
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"Der Weg ist das Ziel" (Konfuzius)
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Obelix
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 20. Mai 2010, 11:03 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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@willo,
so ist er, der traurige Alltag, wenn man drauf ist.
Ist es ein Wunder sich dann zu hassen?
Da kann man sich 100 mal sagen, was einem eingetrichtert wurde: Es ist eine schlimme Krankheit.
"Es ist Deine Scheiße, wenn Du säufst" dominiert in Deinem Kopf.
Seit ich die Wirkung von Bac erlebe, habe ich dieses Gefühl des Selbsthasses auch nicht mehr so schlimm. Selbst während meines Rückfalles war es eher Angst davor wieder dort zu landen sich selbst täglich oder stündlich zu demütigen.
Was aber immer wieder mal ein Thema bei mir ist, sind all die vielen Sachen, die ich nicht erlebt habe und jetzt zum Teil nicht mehr schaffe weil ich meine Gesundheit ramponiert habe oder schlicht zu "alt" bin. Wieviele 1000 Tage habe ich weggeschmissen...
Eine weitere Ausbildung, Fremdsprachen, Gleitschirmfliegen, Marathon,
Down-Hill, Outdoorleben....
Vater werden?
Häuschen bauen?
...der Zug ist abgefahren. Das macht mich manchmal wütend auf mich, daß ich so vieles erlebt und schätzen gelernt habe, es aber nie geschafft habe auszubauen.
LG
Obelix
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isbeau
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 20. Mai 2010, 13:19 |
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Registriert: Donnerstag 1. April 2010, 16:20 Beiträge: 143
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@@ was mich interessieren würde: war der selbsthass - das sich selbst nicht uneingeschränkt lieben können - nicht schon vor der trinkerei da ?
wenn ich das hier mal alles so richtig gelesen habe, dann sehen manche als hauptgrund für ihren alkoholismus ihre angsterkrankung an.
gut, kann ich nicht mit dienen. panikattacken bekam ich erst, als ich merkte, dass mit mir bzw. meiner art alkohol zu konsumieren etwas nicht stimmt. habe auch seit jahren keine panikattacken mehr. zoloft und pt sei dank.
doch die sache mit dem selbsthass / oder fehlenden liebe zu mir selbst, die kommt meinen befürchtungen schon näher.
warum zerstört man sich vorsätzlich selbst?
warum ist man tatsächlich nicht gut zu sich?
warum wehrt man lob/ komplimente mit zynismus oder einem " da nicht für" ab ?
irgendetwas in mir weigert sich, nun wieder in die frühste kindheit abzudriften, und dort rumzuwühlen. ich denke dann, dass ich die schuldfrage nur verlagern will...
...und was ist, wenn die ursache für ein krankes ich dort gefunden ist?
setze ich es dann neu zusammen?
habe ich dann zwar eine erklärung, aber weiterhin ca. alle 10 tage das bedürfnis, mich zu betrinken, scham, schuldgefühle und selbsthass?
es wäre schön, wenn hier jemand berichten könnte, wie er diesen selbsthass überwunden hat. dieses gefühl hat ja nix mit tatsächlichem aussehen, bildung oder sozialer akzeptanz zu tun.
es ist einfach da. leider.
ich würde sehr vel darum geben, mich wirklich zu mögen. realistisch gern zu haben.
nicht großspurig, aber auch nicht immer minderwertig, egal was ich tue.
es geht ja nicht darum, wie ich nach außen wirke u auftrete, sondern nur ich weiß, wie armselig es innerlich aussieht.
lg
isbeau
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 20. Mai 2010, 14:36 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Willo,
gelegentlich neige ich zu einfachen, mir entgegenkommenden Erklärungen. Mein gabaerges System befand sich quasi von Geburt an im Ungleichgewicht. Dagegen musste ich etwas unternehmen, also habe ich genialerweise mit der Sebstmedikation „Alkohol“ begonnen und erzielte über viele Jahre eine gute Wirkung damit.
Nachdem ich diese Selbstheilungsmethode mit der Hilfe professioneller Helfer aufgegeben hatte, verschwanden erst die üblichen Schuldgefühle, wurden dann ersetzt durch den Hass auf Mom und Dad, später durch den Hass auf mich, nachdem ich gelernt hatte, Mom & Dad zu verzeihen. Mir selbst konnte ich nicht wirklich verzeihen, die höhere Macht hat versagt. Also wieder Selbstmedikation, so ließ sich der Hass zumindest phasenweise verdrängen.
Um es abzukürzen, erst nachdem ich das bessere Medikament entdeckte, mein gabaerges System damit besser ins Gleichgewicht bringen konnte, fällt mir auf: ich hasse mich plötzlich nicht mehr! Im Gegenteil, ich werde langsam richtig lieb zu mir und es wird immer besser. Bevor ich jetzt komplett abhebe, 6 Monate Baclofen haben bei mir anscheinend viel mehr verändert als ich bisher wahrgenommen habe.
Das mit dem Selbsthass habe ich erst durch Deinen Fred bemerkt, auch nicht sofort, so weit ist es schon weg. Wahnsinn.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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anke
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 20. Mai 2010, 16:17 |
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Moderator |
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Registriert: Montag 15. Februar 2010, 17:23 Beiträge: 209 Wohnort: Berlin
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Selbsthass geht immer sehr stark mit Selbstbestrafung einher. Ich hab seit Kindheit an an Selbsthass gelitten. Dies führte immer wieder zur Selbstbestrafung. Anfangs zeigte es sich dadurch, dass ich nach Außen ziemlich schüchtern wirkte, ich habe kaum geredet. Wenn mich etwas störte, habe ich nichts gesagt. Dann folgte die Phase, in der ich geredet habe, aber nie "Nein" gesagt habe. Ich hab mir auch dann immer alles gefallen lassen, weil ich vermutlich dachte, dass mich die Menschen dann mögen würden. Ich fand mich ständig hässlich und abstoßend, obwohl ich gehört habe, dass ich attraktiv sei. Ab dem Studium äußerte sich das dann alles darin, dass ich eine Essstörung bekommen habe. Aber das reichte ja nicht zur Selbstgeißlung. Ich ging weiter mit Alkohol, Drogen und Feiern. Die Drogen gaben mir Selbstbewusstsein, jedoch drückten sie sich dieser meist darin aus, dass ich im Vollrausch Menschen, die mich liebten, beleidigt und verletzt habe. Natürlich führte das mehr oder weniger zur Isolation, was den Selbsthass und den Drang nach Alkohol noch weiter verstärkte und in einer Teufelsspirale führte. Ich hab mein Studium gehasst, jedoch weiter geführt, um mich zu bestrafen. Nach Dauerstudium von 8 Jahren (Regelstudienzeit waren 4), begann ich dann im Berufsleben einzusteigen. Der exzessive Drogenkonsum am Wochenende wandelte sich zum allabendlichen Trinken 7 Tage die Woche.
Das ganze führte zu Depression und zu psychotischen Angstzuständen, in denen ich mich immer wieder krank melden musste. Das hätte ewig so weiter gehen können.
Dann lernte ich Mitte letzten Jahres einen besonderen Menschen kennen. Jemand der mir zeigen konnte, das ich es Wert bin geliebt zu werden. Ich verbrachte die schönste Zeit meines Lebens mit ihm. Aber der Alkohol ließ mich nicht los. Die Lügen begannen. Ich log, dass ich zur Arbeit müsse, stattdessen habe ich mich in meiner Wohnung betrunken. Ich lud ihn nie zu Partys ein, weil ich Angst davor hatte, er würde meine "wahre Natur" sehen, meine Selbstzweifel und meinen -hass. Er fand es immer witzig, wie nervös ich wirkte, aber er erfuhr nie, dass diese Nervösität permanente Angst war.
Es folgte, was folgen musste: Die ständigen Lügen, das irrationale Suchtverhalten machten es ihm enorm schwer, die Bindung aufrecht zu erhalten. Er trennte sich natürlich von mir.
Einerseits war es traumatisch, andererseits war es für mich befreiend, weil ich dem Suchtmonster jetzt völlige Freiheit lassen konnte. Es folgten zwei Wochen exzessiven Betrinkens. Nur die Angst davor, dass ich meinen Job verlieren würde, sollte es so weiter gehen, veranlassten mich dazu, eine Lösung zu finden.
Ich ging im Januar diesen Jahres zur Psychotherapie (davor waren es immer "nur" SHGen). Die Therapeutin machte mir ziemlich schnell klar, dass meine Eigenmedikation durch Alkohol die ganze Sache verschlimmert. Aber es half nicht, ich betrank mich nach jeder abendlichen Sitzung auf's Neue.
Der Selbsthass steigerte sich ins Immense. An einem Partywochenende Ende Januar war ich 72 Stunden dauerbetrunken. Ich schlief auf der Tanzfläche ein, Freunde gaben mir eine Decke und ich lehnte ab. Stattdessen ging ich bei schätzungsweise Minus 10 Grad Außentemperatur ohne Jacke zu Fuß nach Hause.
Während ich trank fühlte ich mich wie ein Golem, innerlich leer. Sobald ich mit dem Trinken aufhörte, fühlte sich die Leere mit Angst, Depression und Selbsthass. Deswegen musste ich weiter trinken.
Anfang Februar suchte ich dann den Kontakt mit meiner ehemaligen besten Freundin. Ich trank zwei Tage nicht und bemerkte zum ersten Mal bewusst, dass die Sucht Vieles in meinem Leben zerstörte, sich aber auch einiges besserte, sobald ich nicht trank.
Die 2 Tage Abstinenz ließen mein Selbstbewusstsein wieder steigen, jedoch nicht ins Optimale. Es waren 2 Tage Abstinenz, aber ab dem 3. Tag war der Suchtdruck so enorm, dass ich in mein altes Muster zurück fiel.
Mit purem Willen und Lebensumstellung konnte ich der Sucht nicht entkommen, also nahm ich Baclofen ein.
Baclofen hilft mir, Verhaltensstrukturen nüchtern (im doppelten Sinne) zu sehen. Ich kann mich endlich akzeptieren, ohne daran zu denken, dass ich anders bin, weil ich süchtig bin.
Gestern bin ich mit einem alten Freund die Potsdamer Platz auf den Weg nach Hause gelaufen. Wir hatten uns Wochen lang nicht gesehen und zum ersten Mal konnte ich akzeptieren, dass mich jemand mag, der in der Nähe war (ohne daran zu denken, er wäre einer Illusion auferlegen).
Heute ist der Selbsthass manchmal noch zu spüren. Ich merke es immer, wenn ich an die Vergangenheit zurück denke, was ich alles verpasst habe, die Chancen, die ich nicht genutzt habe. Ich habe nie irgendwelche Reisen unternommen und Europa nie verlassen, nie ein Bild gemalt oder brillante Gedichte geschrieben, ich bin durchschnittlich intelligent und ich werde nicht berühmt werden, meine Kindheit war katastrophal und ich werde auch in den nächsten Jahrzehnten diesen langweiligen Bürojob machen.
Aber ich weiß, dass ich einen lebenslangen Albtraum erlitten habe, ich war in einem Verhaltensmuster gefangen, dem ich nicht entfliehen konnte. Dieser Albtraum hat jetzt ein Ende und das ist mir wichtiger, als irgendwelche Brücken zu konstruieren, Topmodel zu sein, viel Geld zu verdienen, etc.
Anerkennung von Außen zu bekommen ist viel leichter als sich selbst anzuerkennen.
Im Nachhinein ist Selbsthass nicht nur Selbstzerstörung, sondern eine stumme Sehnsucht nach Liebe. Man kann jedoch nicht von anderen geliebt werden, ohne sich selbst zu lieben und man kann auch niemand anders lieben, ohne zu wissen, dass man es wert ist.
Was mir in diesem Forum aufgefallen ist, ist dass viele Probleme mit ihrem Elternhaus hatten. Ich wurde nie von meinen Eltern geschlagen, trotz Arbeiterfamilie fehlte es mir an nichts. Aber meinen Vater habe ich aufgrund seiner Arbeit teilweise wochenlang nicht gesehen, meine Mutter sah ich erst immer am Abend. Meine Eltern haben mir nie gesagt, dass sie mich lieben, es gab auch nie eine Umarmung oder Ähnliches. Das Mindeste, was man im Leben verlangen kann, ist es wohl "Schöpfer" zu haben, die einen wenigstens lieben. Das hat dann wenig mit GHB-Defizite zu tun.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 20. Mai 2010, 18:21 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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hat eigentlich jemand gestern „Masserberg“ gesehen? Eigenartige Stimmung, bin mir gar nicht im Klaren warum mir das jetzt gerade einfällt. Vielleicht wegen Rammstein und „ohne Dich“, passt irgendwie doch zum Thema.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Freitag 21. Mai 2010, 09:15 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Willo,
du machst mir Mut, ein eher vorläufiges Arbeitsthema doch schon mal zur Diskussion freizugeben. Die Gründe hierzu liegen auf der Hand, du hast es anders aber im Grunde genauso schon ausgedrückt.
Theorie der sich selbst erfüllenden Prophezeiung im Zusammenhang mit anscheinend unausweichlichen Rückfällen während einer Baclofen-Therapie.
Übereinstimmende Merkmale von Rückfallkandidaten (ohne begleitende neue PT) sind überwiegend:
1. Mehrfacherfahrung Entgiftung
2. diverse Entwöhnungen
3. SHG-Erfahrung AA oder ähnliche Gruppen
Es besteht Grund zu der Annahme, dass sich durch Baclofen die überwiegend positiv aufgenommene, neue Eigenwahrnehmung nur im Anfangsstadium verändert.
Durchschnittlich nach 6 bis 12 Wochen setzen sich die alten Glaubensmuster allmählich durch und die User beginnen zu zweifeln. Das psychosoziale Umfeld zweifelt gerne mit, die positiven Veränderungen des Users treten in den Hintergrund, viele Veränderungen waren vom Umfeld schließlich nicht erwünscht. Beispiel: das wiedererstarkte Selbstbewusstsein tritt in Konkurrenz zum unterwürfigen, devoten und schuldbewussten Verhalten.
Fortschreitende Entwicklung (ohne PT):
Der User beginnt aufgrund seiner Selbstzweifel unbewusst seine SSEP zu entwickeln. Das noch wenig oder nur schwach entwickelte neue Glaubensmuster befindet sich auf dem Rückzug. Bestätigung erhält der User durch Rückfallstorys (z.B. Forum) Das Gefühl der „Machtlosigkeit“ auch mit Baclofen nimmt immer mehr Raum ein. Die einzige bisher (ohne PT) gesicherte Erkenntnis ist die Dosiserhöhung, die wie wir beobachten konnten, nicht angewandt wird. Das Gegenteil ist der Fall, die User dosieren paradoxerweise ab und bereiten dadurch erst endgültig den scheinbar unausweichlichen Rückfall vor.
Generelle Aussagen:
1. User erleben die eigene Veränderung durch Baclofen euphorisch positiv bis vorsichtig abwartend.
2. Nahezu alle User sind nach 4 Wochen von der Veränderung überzeugt.
3. in den folgenden Wochen wachsen Zweifel, die SSEP als Glaubensmuster wird installiert.
4. Der Rückfall wird dadurch unausweichlich, das alte Glaubensmuster wird als richtig angesehen.
5. Rückfall.
Neues Glaubensmuster:
Anstelle der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ soll die „selbstzerstörende Prophezeiung“ als Glaubensmuster treten. Eine neue, auf die medikamentöse Behandlung des gabaergen Systems eingehende PT ist unumgänglich. Im Sinne der „selbstzerstörenden Prophezeiung“ lautet der Grundsatz:
Die Vorhersage eines Rückfalls soll dazu führen, dass Maßnahmen eingeleitet werden, die den Rückfall unmöglich machen.
Hierzu 2 Beispiele:
Das Vorhersagen eines Unglücks (etwa einer Brandkatastrophe) kann dazu führen, dass Maßnahmen eingeleitet werden, die dieses Unglück unmöglich machen.
Wird einer Regierung ein Attentat vorhergesagt, ermöglicht ihr das Gegenmaßnahmen, so dass das Attentat nicht stattfindet.
Basierend auf dieser Theorie, ist die bisherige Aussage „mit Baclofen gibt es keinen Rückfall“ unwahr.
Wahr wäre: „es wird mit Baclofen zu einem Rückfall kommen“
Aus dieser Erkenntnis heraus können dann mit Hilfe der PT geeignete Gegenmaßnahmen erst möglich gemacht werden. Idealvorstellung wäre, dass deshalb (PT) ein Rückfall vermieden wird.
Klingt noch etwas merkwürdig, die bisherigen Berichte sagen klar: wer mit Baclofen einen oder mehrere Rückfälle provoziert hat, konnte besser damit umgehen und leichter den Ausstieg schaffen. Dont worry be happy scheint sich durchzusetzen.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Obelix
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Betreff des Beitrags: Selbstzerstörende Prophezeiung Verfasst: Freitag 21. Mai 2010, 10:10 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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@Federico
sieht aus, als hättest Du den Nagel auf den Kopf getroffen.
LG
Obelix
Zuletzt geändert von Obelix am Freitag 21. Mai 2010, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
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isbeau
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Freitag 21. Mai 2010, 13:00 |
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Registriert: Donnerstag 1. April 2010, 16:20 Beiträge: 143
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vielen dank !
da habt ihr euch aber große mühe gemacht.
was ist, wenn sich die vorfälle häufen?
klar, jeder hier will, dass bac wirkt.
die euphorie von phase eins ist nach einigen wochen fort.
ich habe die dosierung von bac beibehalten ( 75 mg pro tag ). mehr geht nicht, da das meine grenze ist. bei höherer dosierung sind die nebenwirkungen zu stark.
ich halte mich an die einnahmezeiten, trabe zum suchtherapeuten, nehme zoloft ,besuche die shg.
ich komme mir langsam vor wie ein musterschüler, der alles erdenklich mögliche tut, damit er gute noten bekommt, aber doch nur fünfen kassiert.
ich lese hier dann immer ganz neidisch, welche veränderungen das alles bei anderen menschen bewirkt.
sie sind angstfrei. schmerzfrei und ohne craving.
bei mir ist es genau umgekehrt. je mehr ich von diesen erfolgen lese, um so minderwertiger komme ich mir vor.
da ich so viel unternehme, kommt zum ersten mal in meinem leben der gedanke auf, dass ich es nicht schaffe, da ich alle mir bekannten mittel ausgeschöpft habe.
ich führe auch keinen permanenten inneren dialog mit mir, dass ich bac oder meine erfolgsaussichten schlecht rede....
....jedoch gelingt es mir genausowenig wie ohne therapie, Baclofen shg, die weinflasche stehen zu lassen.ein mal in der woche will ich es wissen....wie das ausgeht, ist ja hinlänglich bekannt.
ich kann nicht nach 2 gläsern aufhören.
bin ich nun noch unheilbarer / therapierbarer als herr dr. ameisen?
wie soll ich mich denn gerne haben, wenn ich trotz meiner ganzen bemühungen immer wieder scheitere?
ich habe notfallrationen etc. ausprobiert. wenn der entschluß zum trinken da ist, dann hilft nichts. nicht literweise wasser, keine bac-notfallration, keine bewegung und keine notfallanrufe bei anderen betroffenen.
das alles fördert meinen selbsthass.
lg
isbeau
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Federico
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Freitag 21. Mai 2010, 13:32 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Willo,
Die Typenunterscheidung in den Phasenschritten ist sehr gut. Es zeigt auch gut, wie wichtig eine angepasste Psychotherapie wäre. Dass Mitglieder während oder nach einem Rückfall, mit neuem Elan weitermachen und posten zeigt, daß der Weg mit Baclofen ein anderer ist. Die Rückfallanalyse macht zum ersten mal wirklich Sinn.
@isbeau,
das klingt alles gar nicht gut. Vorschläge zu Veränderungen:
1. Geduld, 2. Geduld, 3. Geduld
4. Der Besuch einer SHG á la AA ist nicht hilfreich, er führt Dich in kritischen Situationen immer wieder in die alten Glaubensmuster, der Rückfall wird unausweichlich. Wesentlich besser wäre eine SHG Angst&Panik.
5. Suchttherapeuten denken zu 80% in den Glaubensmustern der AA, such dir einen neuen Therapeuten, dringend.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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