Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Ist das der switch?
BeitragVerfasst: Samstag 8. Mai 2010, 20:59 
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Registriert: Dienstag 30. März 2010, 18:38
Beiträge: 35
Erfahrungen, die ich mache und von denen ich meine, dass es sich dabei um das Phänomen switch handeln könnte:

Solange ich mich erinnere und besonders mit zunehmender Depression und Angst bin ich leicht gebeugt mit Anspannung der vorderen Muskulatur, flacher Atmung, Druckgefühl im Oberbauch, fehlendem Augenkontakt zu Mitmenschen (ganz zu schweigen von der zusätzlichen Angst, dass jemand meinen Alkoholkonsum bemerkt) durch die Welt gegangen. Ich habe Alkohol immer beschrieben, als „fülle ich eine innere Leere“, sehr passend zu dem Substitutions-Gedanken. Ich hatte trotz Fachkompetenz Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Fehler einzugestehen (obwohl ich wusste, dass ich nichts zu befürchten hatte). „Sag doch endlich mal, was du willst.“ „Was denkst du?“ Hörte ich ständig. In Gruppen habe ich nur reagiert, selber nie das Gespräch an mich gerissen.

Das ist alles weg!

Das Hauptphänomen ist körperlich:

Plötzlich stellte ich fest, dass ich ruhige, tiefe Atemzüge machte (so intensiv, wie ich sie auch bei bewusster Atmung gar nicht machen konnte).
Mein Körper ist gerade, ich gehe durch Türen durch und öffne sie vollständig (nicht dieses verschämte durch Schlüpfen).

Ich kann meinen Körper bewegen, ohne die ganze Zeit das Gefühl zu haben, gegen Widerstände anzukämpfen, fange spontan an, wie wild zu tanzen und habe Spaß dabei, ich laufe bei der Arbeit über den Flur und mache Freudenhüpfer (völlig spontan aus mir heraus), habe ein Dauerlächeln im Gesicht, ohne dass ich damit irgendwen beeinflussen will oder ich mich dafür schäme.

Ich habe Situationen, in denen ich den Eindruck habe, dass sich mein Körper von alleine bewegt oder auch von Innen heraus eine Körperhälfte versucht, die Verspannungen der anderen Seite (die jetzt seit Jahrzehnten bestehen) aufzulösen. Beim ersten Mal war ich überrascht, freute mich darüber und konnte auch jederzeit unterbrechen. Interessant ist dabei, dass ich anfing, klassische Qi Gong Bewegungen durchzuführen oder in Meditationshaltung ging (hier sehe ich einen Zusammenhang mit dem Anstieg des GABA-Spiegels bei Yoga-Gruppen oder auch der antidepressiven Wirkung von Körpertherapien die sicherlich auch über eine GABA-Regulation funktioniert)

Ich treffe bei der Arbeit Entscheidungen, ohne das ständige Gefühl, ich könnte etwas falsch machen – ich fühle mich sicher. Wenn bisher jemand etwas von mir wollte, bis ich innerlich immer zusammengezuckt und musste dann viel Energie aufbringen, in die Handlung zu kommen. Nach Außen wirkte das immer erwachsen und adäquat, im Inneren war meine Gefühlswelt auf dem Stand eines dreijährigen Kindes.

Gestern haben wir bei meiner Freundin zu viert gegessen. Ich habe ohne schlechtes Gewissen die Tischunterhaltung geführt. Beim Kochen lief Musik und ich fing plötzlich an zu tanzen. Interessant war die Reaktion der anderen. Der andere Mann am Tisch war ob meiner plötzlichen lebendigen Art sichtbar irritiert. Die beiden Frauen gingen richtig mit. Am Tisch konnte ich auf einmal ganz offen mir die Sachen anreichen lassen, meine Freundin bitten, mir ein Glas aus dem Schrank zu reichen (früher wäre ich aufgestanden, hätte mich mühsam an ihr vorbei gedrückt, hätte dann den Satz bekommen „Sag doch was, ich kann dir das doch holen“, worauf hin ich geantwortet hätte „nein, das mache ich jetzt selber“ - oder ich hätte sie gebeten und dann ein schlechtes Gewissen gehabt). Irgendwann kam dann tatsächlich der Spruch „Du wirst ja richtig dominant (Grins).“

Ich habe anschließend meine Freundin gefragt, ob mein Verhalten in Ordnung sei, weil ich nicht mehr einschätzen konnte, wie ich nach außen wirke – auch die Sorge, es könnte eher manisch sein oder psychotisch. Sie grinste und sagte „Du bist heute richtig toll!“

LG

Lombok


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BeitragVerfasst: Sonntag 9. Mai 2010, 02:16 
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Registriert: Montag 15. Februar 2010, 17:23
Beiträge: 209
Wohnort: Berlin
Der Switch per Definition bedeutet eigentlich nur weiter zu trinken und hochzudosieren bis man plötzlich kein Verlangen mehr nach Alkohol hat. Meiner Meinung nach ist das völliger Blödsinn.

Dein "Switch" ist viel besser, angenehmer und ungefährlicher. Ich freue mich ehrlich für dich.
Lange bevor ich Alkoholikerin wurde, habe ich ständig Schwierigkeiten gehabt (ohne Alkohol) mit Leuten zu reden. Ich war ständig nervös und angespannt und Entscheidungen konnten ich auch nicht treffen. Wenn mir mein Chef beim Arbeiten zuschaute, bin ich innerlich zusammengezuckt. Egal ob Kompliment oder negative Kritik ständig hatte ich das Gefühl des Misstrauens gegenüber meiner Umwelt. Ich habe mich ständig herumschubsen lassen, hab nie gesagt, wenn mich etwas störte, da ich ja Abends die Probleme zeitweise wegtrinken konnte.
Dies führte dazu, dass ich in meinem Leben (bin 28) nur eine einzige ernsthafte Beziehung hatte, obwohl mir oft genug gesagt wurde, dass ich nicht unattraktiv wäre. Meine ständige Selbstzweifel und mein Misstrauen gegenüber anderen führte dazu, dass ich nie wirklich auf Menschen einging. Ich wurde zwar immer als sehr gute Zuhörerin bezeichnet, aber nur wenn ich betrunken genug war, konnte ich von meinen eigenen Problemen reden und selbst dann auch nicht vollständig.
Ich hab ein Studium hinter mir, dass mir niemals gefallen hat (welche Frau will schon in der IT-Branche arbeiten? :smt002), hab jedoch, obwohl ich 7 Jahre (!) lang dauerstudiert habe, nie die Entscheidung treffen können, es einfach abzubrechen und etwas anzufangen, was mir gefallen hätte.
Seitdem ich im Berufsleben eingestiegen bin, war ich mindestens 30 Prozent der Zeit krank geschrieben. Dies war nicht nur, weil ich ständig verkatert war, sondern weil ich mir andauernd Krankheiten eingebildet habe.
Das Schlimmste war im März vergangenen Jahres als bei mir ein Puls von 108 gemessen wurde und ein Blutdruck von 140. Die Ärzte rätselten, warum mein Herz so raste und konnten nichts finden. Heute weiß ich, dass es permanente Angst war.

Erst nachdem ich mit Baclofen angefangen und mit Alkohol aufgehört habe, hörte das alles auf. Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass ein Großteil der positiven Nebenwirkungen auch der Abstinenz zu verdanken ist.


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BeitragVerfasst: Sonntag 9. Mai 2010, 09:19 
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Registriert: Dienstag 30. März 2010, 18:38
Beiträge: 35
Hallo Anke,

ich kann deine Gefühle und dein Leben sehr gut nachempfinden und spüre mein Bedauern. Spontan sah ich eine mit Gefühlen angefüllte IT-Spezialisten, die sich danach sehnt, ihre ganze Wärme und Weiblichkeit der Welt zu zeigen.

Ich habe wie du, nachdem ich nicht in der Lage war, meine Gefühlswelt mit der realen Welt in Einklang zu bringen, erst spät mit Alkohol begonnen. Ich sehe heute sehr klar, wie ich im Laufe meiner beruflichen Karriere, immer wieder im Interesse anderer auf Grund meiner intellektuellen Fähigkeiten in neuen Bereichen eingesetzt wurde, die mich emotional überfordert haben. Ich war stolz und es hat mein narzisstisches Ego gefüttert. Dadurch, dass ich selber bis heute nicht definieren konnte, was ich vom Leben will, war ich ein Spielball. Dazu kam das sehr niedrige Selbstbewusstsein. Ich wusste zwar intellektuell, was ich konnte, auf der Gefühlsebene blieb ich das kleine Kind.

Deine Ängste in Bezug auf das „Über die Schulter gucken“ verstehe ich sehr gut, die habe ich noch heute, allerdings – jetzt da ich es schreibe, merke ich – geringer.

LG

Lombok


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BeitragVerfasst: Sonntag 9. Mai 2010, 11:54 
@ anke

Zitat:
Der Switch per Definition bedeutet eigentlich nur weiter zu trinken und hochzudosieren bis man plötzlich kein Verlangen mehr nach Alkohol hat. Meiner Meinung nach ist das völliger Blödsinn.

Diese Interpretation von switch bezieht sich auf die Erfahrungsberichte bei MWO oder im Franzosen- Forum. Der Alkoholkonsum muss nicht Bestandteil des " switch" sein, ganz im Gegenteil: wenn es den "switch" gibt, müsste sich die Wirkung ohne Alkohol bei niedrigeren Dosierungen als 250- 300 mg pro Tag einstellen, da Alkohol immer die Wirkungen von Baclofen schwächt.

LG invorio


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