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 Betreff des Beitrags: Psychotherapie bei Suchterkrankungen
BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 09:18 
Das Zentralthema der aktuellen Ausgabe 4/2010 der Suchttherapie ist die "Effektivität von Psychotherapie bei Suchterkrankungen". Wer sich,l wie ich, von dem Review der meisten Meta-Analysen zu diesem Thema etwas erwartet hat, wird bitter enttäuscht sein. Eine Aussage wie:
" übergreifend belegen Meta- Analysen, dass Behandlung (gemeint: Psychotherapie) bei substanzbezogenen Störungen allgemein wirksam ist, d.h. gegenüber Nicht-Behandlung zu verbesserten Ergebnissen hinsichtlich Trink-/Konsumverhalten und Abhängigkeitssymptomen führt" mag für die wenigsten eine Überraschung sein.
Ansonsten ist es scheinbar völlig egal ob psychodynamische, verhaltenstherapeutische, 12-Schritte Verfahren oder was auch immer verwendet wird. Begründet wird das mit fehlenden oder unzureichenden Studien.
Ich frage mich, was haben die Suchtforscher sich landauf und -ab in den letzten 40 Jahren auf endlosen Kongressen erzählt.
Im Grunde ist das Review in der "Suchttherapie" ein einziges Dokument des Scheiterns einer ganzen Forschungsrichtung.
Das Hauptproblem aller psychotherapeutischen Interventionen ist die Nichterreichbarkeit des Craving, des wesentlichen Auslösers eines Rückfalls. Craving entzieht sich einer rationalen Bewertung und Intervention. Damit wird deutlich, dass nur eine pharmakologisch gestützte bzw. eine auf die nicht bewussten Vorgänge wirkende, d.h. craving-unterdrückende, Psychotherapie wirkungsvoll sein kann.

LG invorio


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 Betreff des Beitrags: Re: Psychotherapie bei Suchterkrankungen
BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 10:38 
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invorio hat geschrieben:
Damit wird deutlich, dass nur eine pharmakologisch gestützte bzw. eine auf die nicht bewussten Vorgänge wirkende, d.h. craving-unterdrückende, Psychotherapie wirkungsvoll sein kann.

Steht das für dich nicht in Widerspruch zu folgender Aussage?

invorio hat geschrieben:
...übergreifend belegen Meta- Analysen, dass Behandlung (gemeint: Psychotherapie) bei substanzbezogenen Störungen allgemein wirksam ist, d.h. gegenüber Nicht-Behandlung zu verbesserten Ergebnissen hinsichtlich Trink-/Konsumverhalten und Abhängigkeitssymptomen führt...


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 11:13 
@Martin
In meinem Modell/Verständnis von Rückfall und Psychotherapie nicht.
LG invorio


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 12:38 
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Aber das Review unterstreicht doch die Wirksamkeit von Psychotherapie bei Suchterkrankungen. Man sollte auch festhalten, dass Psychotherapie von der Psychopharmakologie definitionsgemäß klar abzugrenzen ist.

Ich denke jedoch auch, dass das direkte Adressieren des Craving i.A. von sehr wichtiger Bedeutung ist.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 14:39 
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Zitat:
„es wird Zeit, daß die Suchtforscher endlich ihren Job machen.“ (Olivier Ameisen)


Dtsch Arztebl 1999; 96(28-29): A-1864 / B-1572

Der erste Lehrstuhl für Suchtforschung in Deutschland ist jetzt - angegliedert an die Universität Heidelberg - am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim installiert worden. Mit dieser Einrichtung werde der eminenten Bedeutung von Suchtleiden, allen voran der Alkoholkrankheit mit zirka zwei bis 2,5 Millionen Abhängigen in Deutschland, auch aus wissenschaftlicher Perspektive Rechnung getragen, erklärte Lehrstuhlinhaber Prof. Karl F. Mann (Tübingen). Auf drei alkoholkranke Männer kommt derzeit eine Frau, betroffen sind alle sozialen Schichten. Hinzu kommen schätzungsweise drei bis vier Millionen Menschen, die Alkoholmißbrauch betreiben. Daher will man am neuen Lehrstuhl neben Drogen- und Nikotinforschung auch die neurobiologischen Vorgänge im Gehirn durch krankhaften Alkoholkonsum erforschen.

Vor allem will man herausfinden, welche Behandlungsstrategie man gezielt für welche Patienten anbiete, denn nicht jeder Alkoholkranke brauche eine halbjährige Entzugstherapie. Vermehrt sollen auch ambulante Therapiekonzepte erprobt werden, mit denen man in anderen Ländern sehr gute Erfahrungen gemacht habe, kündigte Mann an.
Der Wissenschaftler sieht generell einen erheblichen Nachholbedarf für die Suchtforschung in Deutschland. Während für diesen Bereich hierzulande zwischen zehn und 15 Mio. DM pro Jahr ausgegeben werden, liege die Förderung in den USA mit rund einer Milliarde DM fast hundertmal so hoch. Die Rauschgiftbekämpfung nehme in der Suchtforschung in Deutschland einen großen Part ein. Zahlenmäßig stellt die Gruppe der Abhängigen von illegalen Drogen mit 150 000 im Vergleich zu Alkoholkranken jedoch nur einen geringen Prozentsatz.
Mediziner und Psychologen sind nach Einschätzung von Mann im Bereich der Suchtkrankheiten nur unzureichend ausgebildet. Viele Ärzte würden ein Alkoholproblem ihrer Patienten deshalb nicht erkennen oder nicht ansprechen, obwohl nach Studien 70 Prozent der Alkoholabhängigen mindestens einmal pro Jahr ihren Hausarzt aufsuchten. Ein Viertel befindet sich einmal pro Jahr in chirurgischer oder internistischer klinischer Behandlung. Nur die Hälfte der betroffenen Patienten aber werde, so der Suchtforscher, in der Klinik als alkoholkrank erkannt und entsprechend behandelt. Nach Manns Auffassung wäre die Hausarztpraxis die geeignete Adresse, um Patienten zu einer Suchtbehandlung zu motivieren.

Ingeborg Bördlein

Nach meinem Kenntnisstand gibt es bis heute keinen 2. Lehrstuhl, die für einen effektiven Forschungsbetrieb notwendigen Gelder werden anderweitig dringender benötigt. z.B.: Kernforschung Karlsruhe 707 Mio €, Beitrag zu Cern 650 Mio € Jahresetat. Von den Existenzsicherungsbeiträgen in Milliardenhöhe für notleidende Investmentbanker mal ganz abgesehen.

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 14:58 
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Noch ein paar Zahlen:

Eine aktuelle Studie über die in den Atomsektor gepumpten staatlichen Gelder, die das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace erstellt hat, kommt zu dem Ergebnis: Mit 203,7 Milliarden Euro wurde die Atomindustrie von 1950 bis heute gefördert.
Dass die deutsche Atomwirtschaft so stark von Fördergeldern profitiert, ist weitgehend unbekannt. Denn die Regierung hält sich mit Informationen darüber bedeckt. Ihre alle zwei Jahre erscheinenden Subventionsberichte weisen lediglich die Hilfen für die Landwirtschaft nach dem Tschernobyl-GAU in Höhe von 200 Millionen Euro als Subvention der Atomindustrie aus.
Heute auf dem Markt etablierte Technologien existieren auch deswegen, weil der Staat über Jahrzehnte nukleare Forschung finanziert hat. Bund und Länder haben dafür von 1950 bis heute bereits über 60 Milliarden Euro ausgegeben: Einerseits für den Bau und Betrieb von Forschungsreaktoren und Nuklearanlagen, andererseits für deren Stilllegung, Rückbau und Endlagerung.
Wie Steuergelder teilweise verschleudert wurden, zeigt sich besonders gut am Kernkraftwerk Kalkar. Der schnelle Brüter am Niederrhein ging aus sicherheitstechnischen und politischen Bedenken nie ans Netz. Nach über 20 Jahren Bauzeit und der anschließenden Bereithaltung für einen eventuellen späteren Betrieb wurde das Projekt im Jahr 1991 komplett eingestellt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert die in den Sand gesetzten Gesamtkosten auf 3,6 Milliarden Euro.
Auch die Endlagerung von alten, ausgedienten Brennstäben und anderem radioaktiven Müll wird mit hohen Beträgen vom deutschen Staat subventioniert. Die derzeit laufende Stilllegung des bereits in der DDR betriebenen Endlagers Morsleben schlägt mit voraussichtlichen Gesamtkosten von etwa 2,3 Milliarden Euro zu Buche.
Ein weiteres Beispiel: Die Rückholung des radioaktiven Mülls aus dem ehemaligen Salzbergwerk Asse kostet den Bund laut Experten insgesamt etwa 3,7 Milliarden Euro.
Alle Posten zusammen ergeben einen Gesamtförderungsbetrag der Atomindustrie von 1950 bis heute von über 200 Milliarden Euro. Und damit ist noch lange nicht Schluss.
In Zukunft greift der Staat und damit der Steuerzahler den Atomkonzernen noch einmal mit geschätzten 100 Milliarden Euro an Förderungsgeldern unter die Arme – die geplante Laufzeitverlängerung der schwarz-gelben Bundesregierung noch nicht mitberechnet.

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Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 18:24 
Zitat:
„es wird Zeit, daß die Suchtforscher endlich ihren Job machen.“ (Olivier Ameisen)

@ federico
Das hat O. Ameisen sehr richtig erkannt. Sicher ist die Finanzierung der Atomindustrie ein Irrsinn, aber das Hauptproblem ist meiner Ansicht nach nicht die mangelnde Finanzierung, sondern
- eine wissenschaftliche Forschungsrichtung, zumindest ein Deutschland, geprägt von Trägheit und persönlichen Eitelkeiten; erst kürzlich hat K. Mann vom ZI in einem Artikel allen Ernstes behauptet, das "Kontrolliertes Trinken" nicht funktioniert.
- eine wissenschaftliche Forschungsrichtung, die Jahrzehnte braucht um zu erkennen, dass der Ansatz Craving durch rationale Interventionen zu beherrschen a priori zum Scheitern verurteilt ist.
- eine Entwöhnungsindustrie ohne jegliches Interesse an Fortschritt in der Therapie; die sich stattdessen um Scheinwissen wie demographische und soziale Daten und Alkoholismus bemüht.
Ich frage mich wie solche Strukturen entstehen können und sich bis heute erhalten bei einem solchen gesellschaftsrelevanten Thema wie Alkoholismus.

LG invorio


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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 19:33 
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Zitat:
Ich frage mich wie solche Strukturen entstehen können und sich bis heute erhalten bei einem solchen gesellschaftsrelevanten Thema wie Alkoholismus.


@Invorio,

schade, dass ich es so einfach beantworten kann: es ist schlicht das Desinteresse an gesellschaftlichen Randgruppen ohne Lobby. Anders als bei Menschen mit z. B. Migrationshintergrund lässt sich der „Alkoholiker“ per se keiner spezifischen politischen Wählergruppierung zuordnen. Zeit über eine neue Partei nachzudenken.

LG Federico

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BeitragVerfasst: Sonntag 12. Dezember 2010, 20:06 
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Beiträge: 351
Hallo Federico,

ich möchte Deine These unterstreichen und zugleich ergänzen. Es geht nicht nur um die fehlende Möglichkeit der klaren Zuordnung zu einer WÄHLERGRUPPE.
Es geht auch darum, daß es sich bei den meisten Suchterkrankten um äusserst sensibele, intelligente und kreative Menschen handelt.
Eine Gefahr für das bestehende System.
Ich habe das früher schon mal anders gesehen, habe derartige Gedankengänge nicht sehr ernst genommen. Vielleicht auch in gehirnwäschebedingter Pseudotherapie begründet.
Mittlerweile, genügend quer- und konsequent weitergedacht sehe ich das so.
Pervers kommt hinzu, daß wir auch noch gut zu melken sind.
Es gibt aus Sicht der wahrhaft Herrschenden absolut keinen Grund uns nicht klein zu halten.
Um es an einem anderen Beispiel zu verdeutlichen:
Solange es finanzierbar bleibt, darf auch jeder Arbeiter einen kleinen Benz fahren (früher Volkswagen).
Und es dürfen auch gerne 1-2 Mio. Menschen arbeitslos sein. (Das kann ja nur motivationsfördernd sein für den arbeitenden Teil)
Vielleicht wirklich Grund über eine neue Partei nachzudenken.


LG
Obelix


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