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 Betreff des Beitrags: Lapsus (Vorfall) vs. Relaps (Rückfall)
BeitragVerfasst: Montag 13. September 2010, 14:52 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Abstinenz ist für Alkoholiker ein gefährlicher Zustand.

Relaps = ungebremster, freier Fall. Das mühsam erlernte Glaubensmodell „Abstinenz“ wird schlagartig unbrauchbar. Die Enttäuschung über den Misserfolg wird i.d.R. nicht kommuniziert. Toxische Scham vergiftet die Psyche und setzt damit die alten Verhaltensweisen endgültig in Gang. In diesem Stadium sind Alkoholiker extrem Suizidgefährdet, das Potenzial ist möglicherweise 60-120mal höher, als bei der Gesamtbevölkerung (Murphy et al., 1990). Quelle: http://edoc.ub.uni-muenchen.de/6640/1/K ... _Aliki.pdf

Es ist bekannt, dass Relapsprävention weder mit Hilfe von Selbsthilfegruppen noch mittels in der Therapie erlernter Notfallbehandlung funktioniert. Das Gefühl des eigenen Versagens verhindert im ersten Stadium die Kontaktaufnahme mit den dafür vorgesehenen Personen. Mit fortschreitender Dauer des Relaps vergiftet toxische Scham das Denken und Fühlen. Gedanken an Suizid werden intensiver und kehren häufiger wieder. In den meisten Fällen ziehen sich Patienten in dieser Phase vollkommen zurück, reagieren nicht auf Anrufe, und öffnen die Wohnungstür nicht mehr. Dieses typische Verhalten ist in allen Suchteinrichtungen, Therapieeinrichtungen, Entgiftungsstationen und auch bei Selbsthilfegruppen bestens bekannt.

Moderater, gelegentlicher Alkoholkonsum schützt vor einem Relaps.

Lapsus = gebremster, sicherungsgestützter Fall. Der Relaps wird befürchtet, die Vorwarnphase verhilft zum wichtigen Zeitgewinn. Ein Lapsus wird deutlich öfter kommuniziert. Hilfsangebote werden gesucht und angenommen. Es gibt keinen Anlass für toxische Scham. Ausschlaggebend ist die noch offene Möglichkeit, zu zeitweiser Abstinenz zurückkehren zu können, bevor ein Relaps eintritt. Die als entlastend erlebte Wahlmöglichkeit, (Rückkehr zur zeitweisen Abstinenz) führt in 9 von 10 Fällen zu einer raschen Beendigung des Lapsus. Die konsumierte Alkoholmenge liegt in 9 von 10 Fällen bei max. 50% der vor Beginn der Baclofen-Therapie eingenommenen Menge. Jeder so bewältigte Lapsus stärkt nachhaltig das Selbstvertrauen des Patienten.

Aus der Moderation und zahlreichen persönlichen Krisengesprächen innerhalb des Forums kann eindeutig folgende Aussage belegt werden: Das Scheitern des Abstinenz-Ziels führt zum Relaps in alte Verhaltensweisen. Das Scheitern des Ziels moderater, gelegentlicher Alkoholkonsum, führt in 9 von 10 Fällen zum vorübergehenden Lapsus.

Das Argument, die Thematisierung eines möglichen Konsums auch bei länger dauernder Abstinenz provoziere den Rückfall, ist vermutlich ebenso wenig stichhaltig, wie die Angst berechtigt ist, das Ansprechen auf Suizidalität erhöhe die Suizidgefahr.






Free Climbing vs. Free Solo Climbing – ein Beispiel:

Free Solo Climber (vgl. Abstinenz) verfügen über enorme mentale Stärke, Kraft und Ausdauer. Die wichtigste Eigenschaft ist die Fähigkeit, Scheitern und Absturz vollkommen ausblenden zu können. Ein Fehler beim Aufstieg ist nicht korrigierbar und führt unweigerlich zum Absturz, da auf jegliche Sicherung verzichtet wird.
http://www.huberbuam.de/vortrag/de/opera.htm
Alexander Huber: Der Berg in mir. Klettern am Limit, Malik, München 2007

Free Climber (vgl. moderater, gelegentlicher Konsum) verfügen ebenfalls über mentale Stärke, Kraft und Ausdauer. Die Möglichkeit des Scheiterns oder gar des Absturzes wird nicht ausgeblendet. Free Climber verzichten deshalb nicht auf Eigensicherung. Bis zu einer Fallhöhe von 1 bis max. 8 Meter wird gesichert, die Gefahr eines tödlichen Absturzes aus großer Höhe wird minimiert, Fehler können korrigiert werden.
http://www.huberbuam.de/index.htm



Kolacinski Z et al. (1997) Alkohol and suicide attempts. Przegl Lek 54 (6): 438-40
May PA et al. (2002) Alkohol and suicide death among American Indians of New Mexico: 1980-1998. Suicide Life Threat Behav (United States) 32 (3): 240-55
Bolognini M et al. (2002) Drug use and suicide attempts: the role of personality factors. Subst Use Misuse 37 (3): 337-56
http://www.api.or.at/wzfs/beitrag/WZ_14 ... onneck.pdf

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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