Hallo Michi,
ich habe auch Probleme mit dem Essen - und ich kann berichten, dass sie mit Bac nicht weg sind, aber dass sich deutlich etwas ändert.
Allerdings denke ich, dass Herbstzeitlose recht hat: Bac allein als Wunderpille hilft nicht. Aber es kann einem den Raum verschaffen, den man braucht, um an seinen Problemen zu arbeiten.
Bei mir ist das Überesssen durch Alkohol verstärkt worden. Da ich nun keinen Alkohol trinke, löst das auch einen bestimmten Anteil meines Essproblems.
Trotzdem muss ich bewusst an meinem Essverhalten arbeiten. Es verändert sich, wenn auch nur langsam.
Im Moment habe ich nicht das Ziel, abzunehmen, sondern zu lernen, Essen nicht mehr als Feind zu betrachten. Ich erlege mir auch keine "Ernährungsregeln" oder Verbote auf. Das wäre immer nur mit einem Verlustgefühl verbunden. Und so lange ich Verlust empfinde, ist das Craving nicht weit. Es funktioniert nur, wenn ich "froh bin", etwas nicht "essen zu müssen".
Es gibt im Moment für mich "nur" folgende Essregeln:
1. Immer essen, wenn mein MAGEN "Hunger" sagt.
Nicht, wenn irgendwas anderes in mir danach verlangt, mit Essen gestopft zu werden. Wenn dem so ist, dann setze ich mich erstmal hin und versuche innerlich ruhig zu werden und den Grund herauszufinden. Meistens mit Stift und Papier.
2. Immer nur das essen, worauf ich wirklich Lust habe. Ich versuche darauf zu vertrauen, dass mein Körper weiß, was er will. Auch wenn mein "Ernährungswissen" behauptet, etwas sei schlecht für mich, oder ungenügend. Ernährungswissen ist im Moment komplett abgewählt. Manchmal brauche ich ziemlich lange, um zu wissen, was ich eigentlich essen will. Aber ist egal, die Zeit nehme ich mir, und es macht mir sogar Spaß.
2. LANGSSAM essen, kauen, schmecken, spüren. Das fällt mir am allerschwersten. Ich habe dabei oft das Gefühl, "nicht genug zu bekommen". Aber immer, wenn es mir gelingt, freue ich mich. Ich stelle fest, dass es leichter geht, wenn ich alleine Esse. Sobald ich mit anderen zusammen esse, mich dabei unterhalte, verliere ich die Konzentration aufs Essen und merke nicht mehr, was und wie viel ich in mich reinstopfe. Ich fange an, das alte Dogma "beim Essen wird nicht geredet" (oder gelesen, oder geglotzt) zu verstehen.
(Allerdings stelle ich fest, das Musikhören durchaus die Ruhe verschaffen kann, die ich zum "ruhig essen" brauche.)
3. Aufhören, wenn ich satt bin. Körperlich satt. Das funktioniert nur dann, wenn ich langsam esse. Sonst merke ich es nicht. Die "Angst", dass ich dann gleich wieder Hunger kriege, wenn ich nicht übers Sattsein hinaus esse, kann ich ein wenig dadurch im Zaum halten, dass ich mir klar mache, dass ich sofort wieder essen darf, wenn mein Bauch "Hunger" sagt. Egal zu welcher Tageszeit. Und dass ich dann essen darf, wonach immer mir ist.
Mein Ziel im Moment: Essen wieder zu genießen. Ohne Schuldgefühle. Etwas, was ich seit Jahren nicht getan habe.
Das alles klappt noch nicht immer, an manchen Tagen klappt es gar nicht. Dennoch kann ich für mich feststellen: Die Hosen werden eindeutig lockerer! (Eine Waage besitze ich nicht. Kein Bedarf, mir einen Schock zu holen, nur wegen einer Zahl.)
Ich glaube, dass Baclofen mir dabei hilft, das umzusetzen, weil es die Angst nimmt, und ich neige dazu, Angst/Nervosität/Anspannung mit Essen zu "lösen". Was natürlich nicht klappt.
Das wichtigste ist für mich die Fähigkeit, einen Schritt zurück zu treten, mir meine Reaktionen erstmal anzusehen und dann eine WAHL zu haben: Will ich jetzt wirklich einen Liter Eis in mich reinschaufeln? Oder was will ich jetzt wirklich?
Es ist harte Arbeit - härter als die Arbeit an der Alksucht. Vielleicht, weil man Alk ganz weglassen kann, Essen aber nicht. Vielleicht auch, weil man Alk leicht als etwas Schlechtes identifizieren kann, während Essen etwas Wunderbares und Lebensnotwendiges ist.
Aber das ständige Überfressen, das tut weh, körperlich und seelisch.
LG, Eva
danke, eva, das muß ich mir öfters durchlesen und sacken lassen.