Baclofen Forum vs Alkoholismus

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BeitragVerfasst: Samstag 17. Juli 2010, 19:21 
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Essverhalten nach 58 Tagen Baclofen: Weiterhin hat sich mein Essverhalten nicht verändert. Esse wahrscheinlich immer noch zuviel und total falsch. Mein Zuckerkonsum hat sich leicht vermindert. Sport treibe ich regelmäßiger, muss mich aber immer noch sehr dazu aufraffen. Mein Gewicht geht nach jedem Fehlschlag sofort in die Höhe und braucht ewig, bis das Kilo wieder unten ist. Allerdings hatte ich einige Rück(Vor)fälle, die mich wahrscheinlich wieder total zurückgeworfen haben. Geduld ist angesagt. In meinem Urlaub versuche ich meine Ernährung umzustellen. Beginne mit ein paar Tagen Heilfasten, dann Aufbautage und ab gehts in eine Gruppe wie Weight Watchers o.ä. Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht wieder in Griff bekommen würde. Meine Bac-Dosis habe ich erhöht um das Craving zu unterdrücken, das momentan stärker ist (Stress im Job). Möchte mal behaupten, Bac hat keine Auswirkungen auf Essverhalten. Ich denke auch, dass sich jahrelang eingeschlichene Verhaltensweisen nicht so schnell rückgängig machen lassen. Geduld ist angesagt - ich schätze, je länger die Abstinenz anhält desto mehr Stabilität kehrt ein. Fühle mich momentan noch etwas angeschlagen, psychisch nicht fit, vor allem nicht glücklich.
Wies mir geht sieht man immer an meinem Körperumfang - es wird Zeit, dass sich das ändert.

Übrigens, schon aufgefallen, habe mir einen neuen Nicknamen zugelegt.

:smt119

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BeitragVerfasst: Sonntag 18. Juli 2010, 08:49 
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Hi Libelle,

es ist wirklich auffallend mit welcher Intention das Thema „Gesundheit“ nach kurzer Zeit betrachtet wird. In der vorbaclofenen Zeit spielte es so gut wie keine Rolle, Leberwerte egal, Herz-/Kreislaufwerte egal, alle Anzeichen schädigender Ergebnisse jahrelangen Missbrauchs sehr egal.

Dann nach 2 Wochen Baclofen die Wende. Wir werden plötzlich zu Gesundheitsexperten die genau wissen dass Gamma GT im Grunde gar nichts über den tatsächlichen Zustand unseres geschundenen Organs aussagt. Ängstlich messen wir mehrmals täglich mit hochpräzisen Geräten unseren Blutdruck/Puls und tragen die Werte sorgfältig in eigens erstellte Excel-Tabellen ein. Hig-tech Body Mass-Waagen klären uns schlagartig über unser Gewicht und über jedes Gramm zuviel auf der nach oben offenen Übergewichtsskala auf.

Wir werden sehr besorgt und manche werden dann auch ängstlich. So paradox es auch klingen mag, derart überängstlich, dass bei kleinsten Vorfällen aus Sorge über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von 30 Gramm Baclofen kombiniert mit 2 Gläsern Sekt, sofort panikartig das gefährlich erscheinende Baclofen abgesetzt wird. So beruhigt, denkt sich der Gesundheitsexperte, kann ich meine Alkoholzufuhr problemlos erhöhen und lehnt sich entspannt/benebelt zurück – zurück? Zurück – Rückfall – so geht das.

Gestern hatte ich Gelegenheit mit einem 41-jährigen Multitoxi zu sprechen. An Spitzentagen konsumierte er bis zu 4 Flaschen Vodka, garniert mit Speed, Koks, Amphetaminen, Heroin und Unmengen von Benzos. Gut, der Typ ist 2,08 m groß, wiegt ca. 130 kg, ein echter Obelix. Seit 9 Jahren clean, erklärt er mir, Gesundheit sei ihm heute wichtig, sein Übergewicht beachte er allerdings nicht weiter. Ihm sei aufgefallen dass die Nähe zu Drogen umso größer war, je mehr er sich mit seinem Übergewicht beschäftigt hatte. In den Anfangszeiten brachte er 180 kg auf die Waage. Sein bestes Körperfeeling hatte er mit rund 100 kg, allerdings in einer Phase mit extremem Konsum vom Speed und Koks. Von Baclofen habe ich ihm nichts erzählt, schließlich ist er seit 9 Jahren clean, mit Higherpower wie er es nennt. Höhere Macht ist wohl besser verständlich, er hatte im letzten Entzug ein Erweckungserlebnis mit weißem Licht und so. Er ist fest davon überzeugt, der Ausgang für Süchtige ist immer ganz unten. Was für eine große Hoffnung für uns alle das doch ist ...???

Ich schätze mich glücklich, den Ausgang vor dem Untergeschoss erreicht zu haben. Mein Gewicht hat sich eingependelt (die Auswahl an Hosen ist deutlich gestiegen, ich wiege mich nicht), Blutdruck ist gefühlt im Normbereich (ich messe nicht) Die Leberwerte sind unauffällig, sagt mein Doc. Sollte ich einmal in die Nähe eines Vorfalls kommen (halte ich jederzeit für möglich), würde ich mich vorlehnen und Baclofen etwas höher dosieren – damit ich mich nicht zu(rück)lehnen muss. Mit Baclofen geht das – schön dass es 1920 als Antiepilektikum designed und bereits 2002 als Anicravingsubstanz entdeckt wurde. Viagra wurde ursprünglich 1993 als Betablocker-Ersatz designed, das Ergebnis war niederschmetternd. Die eigentliche Wirkung, 1995 eher zufällig entdeckt, na ja das weiß wohl jeder und daran zweifelt doch auch keiner mehr ... 1998 versteiften sich Millionen Männer sehr schnell trotz enormer Nebenwirkungen darauf, für Pfizer war es deshalb ein pharmazeutischer Mega-Glücksfall. Baclofen dagegen ist ein Generikum – Mega-Glücksfall ist es „nur“ für uns.

Schönen Sonntag noch
Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Sonntag 18. Juli 2010, 09:40 
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Beiträge: 33
Zitat:
Mit Baclofen geht das – schön dass es 1920 als Antiepilektikum designed und bereits 2002 als Anicravingsubstanz entdeckt wurde. Viagra wurde ursprünglich 1993 als Betablocker-Ersatz designed, das Ergebnis war niederschmetternd. Die eigentliche Wirkung, 1995 eher zufällig entdeckt, na ja das weiß wohl jeder und daran zweifelt doch auch keiner mehr ... 1998 versteiften sich Millionen Männer sehr schnell trotz enormer Nebenwirkungen darauf, für Pfizer war es deshalb ein pharmazeutischer Mega-Glücksfall. Baclofen dagegen ist ein Generikum – Mega-Glücksfall ist es „nur“ für uns.



Sehr gut! Auch sind die Nebenwirkungen von Baclofen meistens geringer als die von zwei Flaschen Wein oder Wodka am Tag...

Gruß
derPuck


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BeitragVerfasst: Sonntag 18. Juli 2010, 10:03 
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Hallo federico, du hast so eine amüsante Art deine Ansichten mitzuteilen und Dinge auf den Punkt zu bringen. Muss jetzt echt schmunzeln.

Bei der Gelegenheit ist mir ein neues Wort eingefallen "fill holes".
Was tun mit der ganzen Zeit, die man jetzt plötzlich zur Verfügung hat? Aber ich erinnere mich wieder: ein Stein nach dem anderen. LG Libelle

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BeitragVerfasst: Sonntag 18. Juli 2010, 19:02 
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Cool: „fill holes“
Wer sagt denn, dass man Löcher sofort auffüllen muss. Besser wäre es, sich die Krater eine zeitlang anzusehen und in aller Ruhe nach und nach mit dem Füllen anzufangen. Zu diesem Thema passend und nur ausnahmsweise ein treffender Passus aus dem Prediger Salomo 3, 1-8, nach der Übersetzung Martin Luther in der revidierten Fassung von 1984.

Zitat:
Alles hat seine Zeit

Ein jegliches hat seine Zeit,
und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:


geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit;
herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.

Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.


Ich bin bereits 1970 aus der Kirche ausgetreten und alleine deshalb schon unverdächtig. Manchmal findet man einfach nichts Besseres.

LG Federico

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BeitragVerfasst: Sonntag 18. Juli 2010, 22:30 
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Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.

Buddha lehrte,
dass die Wurzeln allen Leidens in unserem ständigen Wollen und Wünschen zu finden sind.

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BeitragVerfasst: Sonntag 22. August 2010, 03:00 
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Hallo, mal wieder ein Lebenszeichen und hoffentlich ein Wiederaufleben unseres Essstörungs-Themas.
Habe nun doch in meinem Urlaub eine Woche Heilfasten durchgezogen mit anschließenden Aufbautagen. In diesen Tagen habe ich mir aber gleichzeitig viel Ruhe gegönnt und entsprechende Literatur gelesen. Die Tage haben mir gut getan (obwohl ich ein wenig zu viel alleine war). Mein Eßverhalten ist dadurch wieder mehr kultiviert und vor allem bin ich von meiner Zuckersucht runtergekommen. Zudem sind vier Kilo weg (schön). Nun versuche ich abends einfach Kohlenhydrate wegzulassen. Ein Eis gönne ich mir ab und zu. Ein wenig schaue ich auf
meinen Fett und Zuckerkonsum, aber alles ohne Druck und vor Allem gönne ich mir wirklich ab un zu etwas was ich besonders mag. Ich esse langsamer und mit mehr Genuss. Während meiner Safttage hatte ich absolut kein Hungergefühl, rein physisch fühlte ich mich superwohl. Mit Bac gehen zwar die Punde nicht von alleine weg, aber ich habe das Gefühl eine Fastenkur wird nicht so zur Qual wie ohne Bac.
Vielleicht verhält sich dieser Umstand auch so, wenn man aufhört zu Rauchen - ich werds irgendwann versuchen.

Bis denne alles Liebe Liebelle


:smt033

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BeitragVerfasst: Sonntag 22. August 2010, 09:43 
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Beiträge: 8253
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@Libelle,

Heilfasten ist in vielerlei Hinsicht zu empfehlen. Ich habe es mehrfach im Abstand von 2 bis 3 Jahren durchgeführt. Das letzte mal war es eine Fastenwanderung in den Bergen. Unglaublich wie man nach 5 Tagen ohne Nahrung Berge hinaufrennen kann. Das beste passiert im Kopf, anscheinend wirkt sich der zeitweise Verzicht auf Nahrung positiv, im Sinne einer geistigen Entrümpelung aus. Ich habe heuer die 6-wöchige Fastenzeit ganz ohne Druck gelebt und habe spielerisch und ebenfalls ohne Druck bis heute meine Ernährung auf sanfte Weise umgestellt. Da ich mich nicht wiegen will, kann ich als Resultat nur auf die enorm gestiegene Auswahl an Hosen verweisen. Vor der Fastenzeit waren es nur noch 2 – heute sind es alle, so ca. 40 Stück.

Inwieweit Baclofen diese Entwicklung gefördert hat, kann ich nicht beurteilen, auffallend ist aber schon, wie leicht mir der Verzicht auf Schokolade gefallen ist und immer noch fällt. In früheren Trockenperioden (ohne Baclofen) hatte ich immer enorme Mengen an Schokolade vertilgt. Der Heißhunger auf „Süßes“ verschwand erst mit zunehmendem Alkoholkonsum. Wie gesagt, das ist mir aufgefallen und, ja, doch, ich schreibe diese Veränderung der Wirkung von Baclofen zu

LG Federico

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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. September 2010, 19:51 
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Beiträge: 7
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Liebe Freunde,

ich schreibe euch aus Frankreich, wo es ein ähnliches Forum wie bei euch gibt.

Mit Zustimmung von Invorio und Federico übersetze ich eure Seite über Essstörungen und Baclofen, da das Thema uns auch zu interessieren beginnt.

Einen schönen Tag und bis bald

Yolande


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BeitragVerfasst: Mittwoch 1. September 2010, 22:29 
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Registriert: Freitag 7. Mai 2010, 00:07
Beiträge: 94
Wohnort: Neumünster
Liebe Yolande,
ist ein Kompliment für uns - viel Erfolg damit LG Libelle :smt006

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