Montag 11. April 2011, 12:29
Hallo Richard,
Richard A. hat geschrieben:
Ist es eigentlich "normal" das Baclofen in geringer Dosierung irgendwie mit der Zeit "versickert"?
Ja und nein. Du musst da mind. 2 verschiedene Faktoren betrachten.
1.
Bac ist keine "24-Stunden-am-Tag-und-365-Tage-im-Jahr-Glücklichmach-Pille"! Bei niemandem! Bac ist ein Mittel, was Dir mit Deiner für Dich richtigen Dosierung (individuell verschieden) Dein Leben Anst-/Panik-/Depressionsfrei machen kann. So frei, wie es jeder normale Mensch hat.
Nicht mehr aber auch nicht weniger! D.h. Du hast ganz normale rationale Ängste, schlechte Tage, zwischen durch mal schlechte Laune oder bist auch mal antriebslos - eben wie jeder andere Mensch ohne unsere Problematik auch!
Wie schon bei der Vorstellung geschrieben hat sich die psychische Verbesserung wieder zurückgebildet. Am längsten hat der Energieschub angehalten. Dieser läßt seit vorgestern etwas nach.
Bist Du Dir da ganz sicher? Mir ging es ja auch so - 1 Einnahme und Wirkung nach 20min. Das Leben schien plötzlich wieder lebenswert, neue Hoffnung und Energieschübe... Es ist der direkte vorher-nachher-Vergleich, der einen innerlich jubeln lässt, der Hoffnung macht, dass man wieder eine Chance auf ein normales Leben hat. Ein Gefühl, dass leicht mit Euphorie zu verwechseln ist. Es ist einfach nur (die schon fast vergessenen) Lebnsfreude, die da wieder erwacht. Das ist mensch schon gar nicht mehr gewohnt. Und die Freude hält an, wenn man feststellt, das Bac auch am nächsten und übernächsten Tag wirkt.
Und dann, mit der Zeit (bei dem einen früher, bei dem anderen später) tritt der "Gewöhnungseffekt" im Sinne von zurück-im-normalen-Leben ein. Der ganz normale Alltag, wie jeder ihn hat und man hat schon fast vergessen, wie es ohne Bac war... Das Glücksgefühl tritt in den Hintergrund, die 08/15-Probleme bekommen einen etwas anderen Stellenwert und man kann die Dinge nun (nach und nach) angehen. Bac hat nicht nicht nachgelassen, man ist "nur" zurück im eigenen Leben!
2.
Es gibt Faktoren, die die Wirksamkeit von Baclofen stark herabsetzen bzw. völlig ausser Kraft setzten können. Das dürften m.E. u.a. auch mit die Gründe sein, warum es keine einheitlich wirksame Dosis von Baclofen gibt.
Ich habe bisher 2 Faktoren gefunden. Beide sind bei mir reprodzierbar.
2a.
Das Imunsystem. Je aktiver das Imunsystem ist desto geringer ist die Wirkung von Baclofen. (Willo hat übrigends die gleiche Erfahrung gemacht)
Heisst: hast du z.B. eine leichte Erkältung lässt die Wirkung von Bac nach. Krasser wird es bei der einen oder anderen Autoimunerkrankung, die Du gar nicht mitbekommst. Bei mir ist das z.B. Hashimoto. Kommt ein neuer Schub, bin ich nur etwas müder und antriebsloser. also nix, wo sich ein normaler mensch Gedanken drüber macht. Aber dann steigert sich mein Bac-Bedarf mal locker bis auf 175mg/d!
2b.
Histamin. Spielt eine sehr grosse Rolle. Ein zuviel an Histamin schwächt die Wirkung von Baclofen oder macht es gar komplett wirkungslos. Das dürfte auch einer der Gründe (wenn nicht sogar DER Grund) sein, warum Bac bei zu hohem Alkoholkonsum nicht wirkt (Alkohol für sich ist schon ne Histaminbombe, ganz besonders viel Histamin enthalten Rotwein und Bier).
Histamin wird idividuell unterschiedlich vom Menschen abgebaut. Das mit dem Histamin an sich ist eine recht komplexe Sache, auf die ich hier jetzt nicht näher eingehen möchte.
Den "Beweis" für mich habe ich selber unabsichtlich und unfreiwillig erbracht. Ich habe eine Histaminintoleranz (heisst: nicht genügend DAO, welche Histamin abbaut) und bin Hardcore-Allergiker (noch mehr Histamin). Ich kann mit Histamin BAC ausser Kraft setzten und so eine Angst-/Panik-Attake herbeiführen (jederzeit reproduzierbar) - also schlimmster Zustand vor Bac.