Mehr als 6 Monate Erfahrung mit Baclofen
Sonntag 12. Juni 2011, 13:53
Moin, moin liebes Forum
Ich möchte zunächst kurz meinen „Fall“ umreißen. Mein Alkoholkonsum war spätestens mit 15 problematisch (erste bewusste Herbeiführung eines Rausches war mit 13). Etwa ab 20 trank ich täglich so 2-4 x 0,5 L Bier. Dies hat sich bis 30 auf 12-16 x 0,5 L verschlimmert. Die erste Entgiftung war notwendig, um meine Diplomarbeit zu beenden. Dies ist mir geglückt, jedoch war der Rückfall auch schon da (ich kam schon wieder auf dem Zahnfleisch beim Prüfungsamt angekrochen). Nach etwa 2 Monaten unerträglichen Trinkens (natürlich wieder auf dem alten Level, wohlmöglich heftiger, weiß es nicht mehr so genau…) folgte die zweite Entgiftung. Nach dieser habe ich einen Versuch zur craving-Unterdrückung mittels Naltrexon unternommen. Naltrexon hat zwar die Trinkmenge deutlich reduziert, wurde aber erst bei beginnendem Konsum wirksam, d. h. ich habe weiterhin täglich getrunken. Dann kam ein erster LZ-„Therapie“ Versuch, bei dem mir das Medikament zwangsabgesetzt wurde- Anti-craving Medikationen passten eben nicht zur Behandlungs“philosophie“ des Saftladens, der mich aufgrund von Eigenwilligkeit nach drei Wochen rausgeschmissen hat. Ich fands nicht Schade. Danach wurde ich dank eines (während der Suffphase erfolgreich beantragten) Stipendiums zum Doktoranden der Biologie (bin ich auf unbestimmte Zeit immer noch). In dieser Zeit hatte ich zwei weitere qualifizierte Entgiftungen und eine erneute LZ-„Therapie“.
Während die stationären Entgifungen für Leute wie mich wahrscheinlich lebensrettend sind, halte ich diese Entwöhnungskliniken für pure Geschäftszweige. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
Jedenfalls nach der letzten Entgiftung war ich tatsächlich mal 2 Jahre trocken. Allerdings mit Wut im Bauch und der „Faust in der Tasche“. Dies hat sich quasi zwangsläufig irgendwann entladen-Rückfall!
Dann bin ich jedoch auf die Geschichte mit diesem Baclofen gestoßen und war sofort Feuer und Flamme. Ich nehme es nun seit etwa einem Jahr mit einer momentanen Dosierung von 150 mg/d und bin felsenfest davon überzeugt, dass es funktioniert. Zurzeit habe ich den Weg des moderaten Trinkens gewählt. Ich trinke sehr unregelmäßig und wenn dann wenig.
Lg
D.
Sonntag 12. Juni 2011, 16:56
Hallo Kim,
Zitat
Hier hat mal ein gewisser Herr probiert, Gespräche über Dosierungen herabzuwürdigen. Das sei trivial. Diese Ansicht kann man aber glaube ich gefahrlos vernachlässigen, denn gerade solch praktische Fragen gehören in ein gutes Alk&Bac-Forum, sie stellen sich auch immer wieder neu.[/quote]
ich bin völlig deiner Meinung.
lg Karin
Sonntag 12. Juni 2011, 17:07
Bitte konkret werden;
die Dosierung ist wesentlich für den Erfolg; wer hat das jemals bestritten?
LG invorio
Sonntag 12. Juni 2011, 19:13
@Kim
Die Dosierung hängt sicherlich mit der Entscheidung zusammen, nicht gänzlich auf Alkohol zu verzichten. Allerdings kann sich das in Laufe der Zeit ändern, dann werde ich die Dosierung anpassen. Als ich angefangen habe Baclofen zu nehmen, habe ich kein Alkohol getrunken und erst ab 75 mg eine Reduktion des Suchtdrucks registriert. Ich meine es ist häufiger erwähnt worden, dass die Wirkung von Baclofen individuell verschieden ist. Man tastet sich eben an eine Dosis heran, die etwas bewirkt.
lg
Ex
(im übrigen möchte ich hinzufügen, dass ich davon ausgehe dass die "Heilung" vermutlich hinfällig wird, sobald man Bac absetzt)
Freitag 26. August 2011, 17:10
Moin Forum,
ich dachte mir gerade, dass ich mal einen Zwischenbericht ablegen könnte. Nachdem ich bei 150 mg Bac/d (50-50-50)
etwas über 1 Jahr unregelmäßig(mal 2X pro Woche, mal alle 2 Wochen) Alkohol konsumiert habe (1-4 x 0,5L Bier), wollte ich "mal sehen", ob
ich vielleicht auch ein regelmäßiges Feierabend-Bier verkraften könnte. Dazu ist zu erwähnen, dass meine Suchtdosis bei 16x0,5L liegt. Es ist zwar nicht aus dem Ruder gelaufen, d.h. die Mengen sind nicht
gestiegen, dafür hatte ich aber das Gefühl, dass sich die Sucht wieder zurückgemeldet hat. Craving halt, immer gegen Abend. Also habe ich weiter aufdosiert
und zwar in 25er Schritten bis 225 mg (75-75-75). Auch das hat mich nicht komplett vom Trinken abgehalten, es wurde aber wieder weniger. Diese Dosis mit
Alkohol habe ich in etwa 4 Wochen gehalten. Dann bin ich in den Urlaub gefahren, den ich mir nicht durch Alkohol versauen wollte. Merkwürdigerweise ist das,
was ich vorher noch als craving empfunden habe sofort verpufft, weil einfach klar war, dass ich nicht trinken werde. Also waren es insgesamt 6 Wochen auf 225mg, die letzten beiden abstinent.
Momentan habe ich einfach keine Verwendung für Alkohol. Ich will hier aber nicht behaupten, dass es ein Switch-Erlebnis, allein aufgrund des Baclofens war.
Ich bin der Meinung, dass der Ortswechsel gehörig zu meinem momentanen Verhältnis zum Alkohol beigetragen hat. Mein nächstes Ziel ist eine Dosierung von 75 mg bei Abstinenz.
LG
Ex
Freitag 26. August 2011, 17:44
Hallo D,.
schön wieder mal von Dir zu hören. Nach meinen Erfahrungen ist es sehr hilfreich bei gewolltem, gelegentlichen Konsum eigene Regeln zu finden. Das geht sehr gut und ist für viele der richtige Weg.
Beispiel:
Nie vor 20.00 Uhr, nie bei emotionaler Ebbe (Hamburg), nie an mehr als 2 aufeinander folgenden Tagen usw. Durchgehender täglicher Konsum ohne Regeln, dürfte auch mit höherer Dosierung nicht auf Dauer funktionieren. Solche Regeln haben Menschen ohne Suchterfahrung auch, oft wissen sie es nichtmal.
LG Federico
Samstag 27. August 2011, 01:20
Hallo Federico,
im Grunde ist es klar, dass man nur mit Regeln auf Dauer in maßvoll trinken kann.
Aber leider waren meine Regeln nur sehr wage. Zur Zeit gefällt mir der Gedanke nichts zu trinken aber sehr gut, habe auch kein Bedürfnis. Ich fühle mich ohne Alkohol einfach deutlich ausgeglichener. Für später wäre die Regel, nicht allein zu trinken denkbar.
LG
Ex
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