Sonntag 23. März 2014, 22:07
Heute beginne ich nun meinen dritten und voraussichtlich letzten persönlichen Thread mit aktuellen Fakten.
Meinen Weg mit Baclofen könnt ihr unter
1.Vorstellung und
Leben mit Baclofen verfolgen.
Es ist die Geschichte eines schnellen Erfolges, der nach einem über 40-jährigen Leben unter Alk wie ein Wunder anmutet aber auch eine Geschichte von einigen Rückschlägen und Problemen. Jedoch ging der Trend stetig aufwärts, so dass ich mit Staunen zurück und voller Optimismus vorwärts blicken kann. Und das Wichtigste: Ich kann wieder am Leben teilnehmen – aktiv, relativ gelassen und voller Freude.
Nach gut eineinhalb Jahren Baclofen-Therapie habe ich das Medikament Mitte Januar 2014 abgesetzt. Grund war nicht die vollendete Heilung sondern zunehmend massive Schlafstörungen, die weder mit Medikamenten noch anderen Methoden in den Griff zu bekommen waren (ursprünglich war mein Plan Baclofen frühestens Ende 2014 versuchsweise abzusetzen). Ende Februar hatte sich dann mein Schlaf langsam normalisiert, so dass ich heute nur noch selten zu irgendeiner Schlafhilfe greifen muss. Meine intensiven Traumaktivitäten sind mir allerdings treu geblieben, obwohl ich nun gar keine Chemie mehr einnehme - sie sind aber nicht mehr dramatisch bzw. belastend.
Wie sieht ein stinkt normaler Alltag ohne Alkohol, ohne Baclofen heute bei mir aus?
Frühes Aufstehen zwischen 5:30 Uhr und 6:00 Uhr. Mind. 45 Minuten Yoga und Meditation. Gemütliches Frühstück. 8:00 bis 18:00 Uhr Arbeit (freiberuflich, zu Hause), die mir Spaß macht. 13 bis 14:00 Uhr Mittagspause inklusive 20 Minuten Mittagsschlaf oder Meditation. Abends alle zwei Tage möglichst sportliche Betätigung (freue mich schon auf die Zeitumstellung - dann wird eine abendliche Radtour wieder aktuell). Meist ist in der Woche nicht viel mehr drin. Nach dem Abendessen fühle ich mich auf eine angenehme Art schlaff – habe fertig. Gewöhnlich liege ich um 21:00 Uhr im Bett, lese noch gemütlich 1 bis 2 Stunden und das war´s denn.
Wie sieht es mit dem Alkohol heute aus?
Im normalen Leben verschonen mich Gedanken an Alkohol eigentlich völlig. An stressigen Tagen, wenn die Batterie fast leer ist, kommt schon mal die Erinnerung hoch, dass diese sich mit ein, zwei Drinks wieder auffüllen lassen würde. Es sind Gedanken, die schnell wieder vergehen, wenn ich mich nicht drauf einlasse. Aber es ist auch ein wichtiges Zeichen, dass es Zeit wird einen Augenblick innezuhalten. Eine kurze Meditation, 15 Minuten Ergometer oder jetzt wieder, wenn die Sonne scheint, kurz mal in den Garten - reicht meist schon aus, den Akku wieder nachzuladen.
In nicht alltäglichen Situationen, wie zum Beispiel größeren privaten Feierlichkeiten oder dienstlichen Veranstaltungen (Vorträge, Konferenzen) meldet sich mein s.g. Suchtgedächtnis noch ziemlich regelmäßig. Hier helfen mir sorgfältige Einstimmung, gegebenenfalls ½ Bromazanil (analog Notfalldosis Baclofen) und u.U. auch ein taktischer Rückzug -> das wird wohl noch etwas Zeit brauchen (mit Baclofen war das einfacher!).
Und sonst:
Meinen Lieblingstherapeuten besuche ich nach wie vor einmal im Quartal immer wieder gerne. Auch wenn Alkohol mittlerweile nicht mehr das Hauptthema ist, haben wir genug anregenden Gesprächsstoff über Gesundheit im speziellen und das Leben im allgemeinen.
Meine letzte beste therapeutische Übung war übrigens ein verlängertes Meditations-Wochenende vor 14 Tagen in einem Kloster. So eine intensive Verabredung mit mir SELBST ist kaum zu toppen.
Dass bewusste Ernährung seit Anfang des Jahres ein Lieblingsthema von mir geworden ist, hatte ich wohl schon erwähnt. Mittlerweile so nebenbei mein Idealgewicht erreicht.
Ich rauche immer noch meine drei Zigaretten am Tag. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sich das Thema mit der Zeit von selbst erledigt - aber dieses Ritual sitzt tiefer als gedacht. Beginnt mich etwas zu stören - mal sehen!
Fazit: Es scheint zu funktionieren!!!
Lg tom