Mehr als 6 Monate Erfahrung mit Baclofen
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Re: Mein Weg mit Baclofen

Montag 24. Juni 2019, 16:45

Micha aussem Pott hat geschrieben:Mein Beileid zum plötzlichen Tod deines Vaters!

Vielen Dank.

Micha aussem Pott hat geschrieben:Dem massiven Suchtdruck gestern, direkt nach der Entgiftung, wäre nicht mit Baclofen beizukommen gewesen?

Ehrlich gesagt hat meine Frau mich später überhaupt erst wieder auf den Gedanken mit dem Baclofen gebracht.

Und Rückblickend: Die paar Bier waren nicht schlimm.
Angst hatte ich davor, heute weiter trinken zu müssen, und das war nicht der Fall, das ist mir persönlich viel wichtiger.
Ich hatte und habe heute keinen Suchtdruck.

Fallada hat geschrieben:auch von mir mein Beileid und Mitgefühl zum Tod deines Vaters.

Auch Dir vielen Dank.

Fallada hat geschrieben:Vielleicht wäre das einen Versuch wert? Aus Erfahrung möchte ich aber vor zu schnellem Aufdosieren warnen.

Ich mache das ganze ja seit Anfang 2016, 25mg/Tag steigern vertrage ich ohne UAW.
Ich bin ja überhaupt recht medikamendenresistent, darum fand ich es bei der Entgiftung auch schwer, dass ich "nur" alle 2 Stunden 10mg Diazepam bekommen habe, ich bin auch nicht der Typ der bettelt oder laut wird, aber ich weiß, dass es auch Kliniken gibt, der höhere Dosierungen verwenden, wenn man sich "beschwert", so waren es halt zwei schwierige Tage, aber der Entzug ist halt schon lange wieder vergessen.
Ich bin mit 3.0 Promille aufgeschlagen (mein üblicher Wert, damit ich mich überhaupt hin traue) und und am Nachmittag war ich endlich unter 1,5 so dass ich meine ersten Medikamente bekam) und am nächsten Morgen war ich bei 0,0.
Ich persönlich merke übrigens keinen Unterschied, ob ich mit Diazepam (z.B. Asklepios Rissen) oder Distraneurin (z.B. HSK in Bargfeld-Stegen) entgiftet werde.

Hilfreich fand ich die Beigabe von Doxepin, gerade zum Einschlafen.

Natürlich sind das alles Sachen, die man über Umwege (Doxepin bekomme ich von meinem Hausarzt) auch selber besorgen kann, Pulsmesser habe ich permanent um (-Watch), Blutruckmessgerät (mit HealthKit-Anbindung) ist auch vorhanden, aber ich käme nie auf die Idee, und würde auch jedem Mitleser dringend davon abraten, auf eigene Faust einen kalten Entzug zu machen.

Fallada hat geschrieben:So unglücklich du mit Abstinenz bist - nochmal die Frage, die dir ja immer wieder gestellt wird: Wäre es nicht klug, sich einen längeren Zeitraum (Jahre) Abstinenz vorzunehmen? Ganz ehrlich, Micha, so wie jetzt kommst du nicht weiter


Ich hatte nun Monate, dann vier Monate.
Es geht abstinent zu leben, das weiß ich. Aber ich bin damit einfach nicht glücklich.

Ich werde weiter meine Grenzen ausloten. So unvernünftig wie das erscheinen mag oder meinetwegen auch ist.

Was bringt mir ein abstinentes (längeres) Leben, wenn ich damit nicht glücklich bin?

Dazu ein Joke, ich hatte den glaube ich schon ein paar Seiten vorher, aber was soll's.

Kommt ein Mann zum Arzt.
"Ich möchte gerne 100 Jahre alt werden"
"Kein Alkohol, kein Nikotin, keine Frauen".
"Dann werde ich 100 Jahre alt?"
"Nicht zwingend, aber es wird Ihnen auf jeden Fall so vorkommen."

Re: Mein Weg mit Baclofen

Montag 24. Juni 2019, 17:25

Hi Micha,

auch ein herzliches Beileid von mir.

Ich hatte auch die Hoffnung mit 200 mg den sogenannten "Switch" zu erreichen, hat bei mir leider das Gegenteil erreicht. Vllt. gelingt es dir. Viel Glück dabei und gaaanz gaaanz langsam Hochdosieren.

Re: Mein Weg mit Baclofen

Montag 24. Juni 2019, 19:07

delle54 hat geschrieben:auch ein herzliches Beileid von mir.

Danke schön.

delle54 hat geschrieben:Ich hatte auch die Hoffnung mit 200 mg den sogenannten "Switch" zu erreichen, hat bei mir leider das Gegenteil erreicht.

In wie fern?

delle54 hat geschrieben:Viel Glück dabei und gaaanz gaaanz langsam Hochdosieren.

Hast Du noch mal den Link zu der "französischen Tabelle" bitte?

Re: Mein Weg mit Baclofen

Montag 24. Juni 2019, 19:15

@Delle
Ist OffTopic, ich finde aber keinen Bereich "Rund ums Forum" oder so. Wenn ich zu blind bin, den Beitrag bitte verschieben.

Die Fehlermeldung bekam meine Frau, also sie versuche von unterwegs auf den Thread zuzugreifen:

IMG_8754.jpg


Ist da bei euch ein Filter zu streng gesetzt? Ist ein ganz normales iPhone mit D2-Netz.

Re: Mein Weg mit Baclofen

Montag 24. Juni 2019, 21:19

Ich hatte heute mit dem iPad das gleiche Problem, allerdings mit einer anderen Seite. Vielleicht war's ein Problem bei der Telekom? Oder hat deine Frau einen anderen Vertrag?

Fallada hat geschrieben:Aus Erfahrung möchte ich aber vor zu schnellem Aufdosieren warnen.
delle54 hat geschrieben:Ich hatte auch die Hoffnung mit 200 mg den sogenannten "Switch" zu erreichen, hat bei mir leider das Gegenteil erreicht.
Delle54 hat geschrieben:Viel Glück dabei und gaaanz gaaanz langsam Hochdosieren.
und
Micha aussem Pott hat geschrieben:Ich mache das ganze ja seit Anfang 2016, 25mg/Tag steigern vertrage ich ohne UAW.
Um die Verträglichkeit geht es da nicht. Sowohl Delle als auch ich haben leider die Erfahrung machen müssen, dass bei hohen Dosierungen Craving wieder verstärkt auftrat. Diese Erfahrung haben auch noch andere gemacht, Bine z.B. Für mich kann ich ganz klar sagen, dass ich ab einem bestimmten Punkt zu schnell weiter aufdosiert habe (lt. Dosierungstabelle aufdosiert!) und damit wahrscheinlich den richtigen Punkt verpasst habe. Als es mir dann endlich gelang und ich den Absprung schaffte, habe ich ab ca. 75 mg in 2,5 mg Schritten pro Woche aufdosiert (indem ich eine 10er gegen eine halbe 25er austauschte, dann die halbe 25er gegen 1,5 10er etc.) und war bei 105 mg absolut frei von Craving. Übrigens nehme ich Baclofen seit 2012, erfolgreich war ich dann ab März 2017 und 14 Monate vollkommen abstinent. Nach moderatem Trinken im Sommer letztes Jahr und einem Kontrollverlust Ende September habe ich wieder aufgehört und lebe jetzt - was ich niemals geglaubt hätte, dass das bei mir geht - in zufriedener Abstinenz.

LG F.

Re: Mein Weg mit Baclofen

Montag 24. Juni 2019, 23:54

Ich hatte heute Nachmittag einen interessanten Chat, einfach mal 1-2 Gesprächsfetzen daraus, wenn jemand von euch damit konfrontiert wird, dass Alkoholkrankheit ja einfach nur Willensschwäche sei.

Alkoholkrankheit wird umgangssprachlich auch Sucht genannt.

Sucht ist ein altes Wort für Krankheit.

Herkunft (laut Duden):
mittelhochdeutsch, althochdeutsch suht = Krankheit, ablautende Bildung zu siechen

Also da wurde es schon als Krankheit bezeichnet.

Von oben genannter Freundin eine sehr schöne Anekdote, warum man nicht einfach aufhört zu trinken.

"Warum hörst Du nicht einfach auf zu trinken, ist doch ganz einfach!"
"Warum hast Du Asthma? Atme doch einfach, ist doch genug Luft da!"


Wie kann man jemandem versuchen zu erklären, wie sich die Sucht auf Deinen Körper auswirkt, was da überhaupt passiert:
"Es ist schwer, Sucht zu erklären. Du kannst Dir das in etwas vorstellen wie wenn Du drei Tage nichts zu essen hattest, dann kommst Du in einen Raum und der Tisch ist voll mit allem was Du an Essen liebst. Du weiß aber Du darfst nicht essen, weil es giftig ist. Zwar stirbst Du nicht sofort, sondern erst nach Jahren oder Jahrzehnten, aber es ist giftig."

Kleine Anekdote am Rande:
Ich habe am Mittwoch um 12:00 Termin bei meinem Hausarzt, aber auf der Strecke dorthin ist eine Baustelle. Ich wollte die Ausweichroute heute testen, damit ich nicht zu spät zum Arzt komme, habe meine Frau gefragt, ob sie spontan genug ist, das eben zu machen.

War sie, und stellt mir die Frage: "Wer fährt denn?"
Ich habe um 21:_00 gar keine Gedanken daran verschwendet, selber zu fahren, weil ich um die Zeit normalerweise Promille habe. Natürlich bin ich dann gefahren, und es war ein tolles Gefühl (mal wieder) um die Zeit nüchtern zu sein.

Ich bin froh, dass ich nach gestern den Tag so gut rum bekommen habe, trinke immer noch Tee, habe immer noch keinen Suchtdruck, Freitag noch 2 Termine, bei dem einen muss ich definitiv 0,0 blasen, und dann werde ich mir abends zur Belohnung Bier gönnen.


Ach, eine schöne Anekdote will ich euch nicht vorenthalten:

Ein Mitpatient erzählte mir, wie er bei einer letzten Entgiftung im Supermarkt war, einkaufen. Vor ihm stand einer mit einem Sixpack Billig-Pils, draussen hat er als erstes eins davon gekillt.
Ansonsten nicht weiter ungewöhnlich. Aber 30 Minuten später sass er als einer von drei Vorturnern einer Selbsbeweihräucherungsgruppe vor eben diesem Mitpatienten und verkündete (trotz deutlicher Fahne) dass er seit 12 Jahren trocken sei …
Zuletzt geändert von Micha aussem Pott am Dienstag 25. Juni 2019, 00:38, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Mein Weg mit Baclofen

Montag 24. Juni 2019, 23:56

Fallada hat geschrieben:Ich hatte heute mit dem iPad das gleiche Problem, allerdings mit einer anderen Seite. Vielleicht war's ein Problem bei der Telekom? Oder hat deine Frau einen anderen Vertrag?

Frau hat D2 (Drillisch). Und das ist eine serverseitige Sperre.

CIDRAM ist ein Schutz vor Spammern, warum der überhaupt beim Lesen anschlägt verwundert mich aber, eigentlich sollte der maximal beim Posten aktiv werden.

Re: Mein Weg mit Baclofen

Dienstag 25. Juni 2019, 07:37

Ich würde dir gern mehr Mut machen, aber so tief wie du drinhängst und so sehr wie du dem Bier huldigst, ist auch die nächste Flasche Wodka nicht weit. Wäre schön, wenn ich mich täuschte. Alles Gute jedenfalls.

Gruß
Dieter

Re: Mein Weg mit Baclofen

Dienstag 25. Juni 2019, 09:17

Familyman hat geschrieben:Wäre schön, wenn ich mich täuschte. Alles Gute jedenfalls.

Vielen Dank.

Immer noch kein Suchtdruck. Ich bin optimistisch mienen Wochenplan bis Freitag Abend durchziehen zu können.

OK, auch keine Müdigkeit, bin seit gestern Morgen 10:00 wach, aber da helfen zur Not ein paar Doxis.

Ist aber auch schwer nach 4,5 Litern schwarzen Tee zu schlafen …

Re: Mein Weg mit Baclofen

Dienstag 25. Juni 2019, 09:29

Lieber Micha
Mein herzliches Beileid. Ich weiss, wie sich das anspürt. Habe schon Mutter und Vater verloren. Meinen Vater, als ich 2 Jahre alt war und er im 1955 als Alleingänger und Extrem-Bergsteiger in den hohen Bergen mit ewigem Schnee hier in der Schweiz leider den Tod fand. Meine Mutter ist auch seit Jahren nicht mehr unter uns. Aber ich trage die Erinnerung tief in meinem Herzen und danke jeden Tag dafür, dass sie mir ein Leben aus Liebe auf diesem Planeten geschenkt haben. Sei stets behütet, mehr kann ich nicht sagen.
GLG, moon
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