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 Betreff des Beitrags: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Montag 19. September 2011, 22:17 
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Beiträge: 186
Guten Abend,

ich eröffne hier einen eigenen Thread, da mir manches in den anderen Threads sehr schön geschrieben ist, ich lese und lese - und verspüre keinen Anreiz, etwas zu schreiben, obwohl mir einiges dazu einfiel. Es fehlt ja nix dort :)

Ich hatte einen Rückfall. Ich nenne es so, weil *ich* abstinent leben möchte, nicht aus Verzichtsabsicht, sondern weil mir Alkohol ausser Rausch nie etwas gab, was mit Genuss zusammengehangen hätte. Schmeckt eklig, riecht eklig.
Es war aber ein gewollter Rückfall. Es ergab sich, dass ich ein gutes Projekt angeboten bekam, es ereigneten sich noch zwei, drei andere sehr positive Sachen - und das war alles so toll und passte wie an Weihnachten zusammen - das musste einfach jetzt mal wieder mit einem Piccolo gekrönt werden.

Wider jegliches bessere Wissen. Wohl wissend, dass es schräg enden würde. Was es auch getan hat.
Bac verschafft, ich zitiere Federico von eben, einen Zeitvorteil. Doch der hat mir nichts genutzt, weil ich es ja wollte. Ich wollte abstürzen?! Ja.

Zum Craving:
Die Wirkung von Bac schwächt sich ab mit der Zeit, so mein persönlicher Eindruck.
Was ich indes für mich genau weiss: je länger ich Abstand vom Alkohol habe, desto leichter wird es auch für mich selbst, Abstand dazu zu halten. Bestimmte Cravingsituationen mal ausgenommen, die können auch nach Jahren noch auftreten.
Ich hatte auch mal ne Zeit, in der in über 10 Jahre lang fast keinen Alkohol trank, aus gesundheitlichen
Gründen. Ich begann in einer schweren Lebenskrise wieder damit, nicht, weil ich plötzlich Craving bekam. Es war schlichtweg ein Bewältigungsmuster, was ich aus früherer Zeit kannte. Ich wollte es.

Ich schweife ab. Also zurück auf Los und weiter.
Nochmals zum Craving: Für mich hat sich die (AA?) HALT-Regel bestätigt: hungry, angry, lonely, tired sind Cravingverstärker oder sogar Auslöser.
Gehe ich hungrig und müde zum einkaufen, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Picsim Supermarkt verführerisch glänzen.
Also - gegensteuern ist angesagt.

Überhaupt - die Notwendigkeit eines willentliches Dagegensteuern alleine schon in diese Denkrichtung, in diese Spirale, die dann eventuell in einem Rausch enden könnte - die sehe ich mittlerweile doch auch.
Baclofen nimmt mir nicht alles ab.
Ablenkung scheint mir ein probates Mittel. Denn oft ist dieses Craving, bei mir jedenfalls, nur so ein Gedankenblitz, ein recht mächtiger zwar, aber oft habe ich es auch erlebt, dass er ganz schnell wieder vergessen war, wenn ich abgelenkt waer, - zu meinem Erstaunen.
Lasse ich ihn mächtiger werden, indem ich ihm Zeit gebe - tja dann nimmt er Raum ein, mehr und mehr.
Ich bemerke gerade, wie das hier wieder das systemische Denken wiederscheint. Pars pro toto.
Unglaublich. die Lösung ist so einfach und doch so... hmm, ja, ja doch - manchmal fast wie ein Felsbrock. Beim ersten Mal besehen. Wie sagte Warzo mal: "nichts ist wie es scheint" - da muss mehr dran sein als ein "ah" fällt mir gerade ein..

Eine gute Nachricht gibts aber auch : der "Umtrunk" dauerte genau einen Abend. Am nächsten Tag war wieder Schluss. Ohne Mühe.
Warum ich darob so ein Geschrei mache? Na, ich hätte verunfallen können (nein, nicht mit dem Auto). Zum Beispiel.
Mein Partner findet das auch nicht besonders toll. Es passt nicht mehr in mein Leben und ein Stück vom neuen Kühlschrank ist kaputt. Etwas fest zugeschoben, das "Super-Fresh-Fach".
Das dort verwendete Plastik taugt aber heut in der Tat auch nichts mehr. Sagte mein Partner heute - und meinte es nicht mal ironisch. Auch ein Segen, einen solchen Mann zu haben, ohne Scherz, das hilft mir ungemein.
Alles in allem also wieder ok. Bis zum nächsten mal? Bitte nicht.

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Was die Götter angeht, so ist es mir unmöglich, zu wissen, ob sie existieren oder nicht, noch, was ihre Gestalt sei. Die Kräfte, die mich hindern, es zu wissen, sind zahlreich, und auch ist die Frage verworren und das menschliche Leben kurz. Protagoras


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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Dienstag 20. September 2011, 13:13 
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Registriert: Donnerstag 14. April 2011, 12:34
Beiträge: 11
Wohnort: Baden Würtemberg
Hallo Diana,

mh, muss zugeben, ich bin mir nicht sicher, was du mit diesem Beitrag nun genau sagen willst. Das kann an mir liegen.

Habe mich gerade gefragt, ob Dir der gewollte Rückfall gefallen hat. War es denn ein Rückfall - hast du getrunken weil du musstest?

Nee, eigentlich doch mehr ein Spiel mit dem Feuer, das du willentlich gespielt hast. So hast du eben wahrscheinlich früher immer das Zusammentreffen vieler glücklicher Ereignisse / Erfolge gefeiert.

Wenn es gut war, dann war es gut. Solang du weißt, dass es in die Hose gehen kann, wirst Du dieses Spiel nicht oft spielen.

Wenn es üble war, dann vergesse dieses Gefühl nicht. Hilft beim nächsten Mal, wenn Du in Versuchung kommen solltest, ungemein. Geh statt dessen Shoppen, in den Beauty Center oder zur Massage – ist auch ne schöne Belohnung.

Womit wir schon bei der Ablenkung wären. Kann man auch „Erweiterung des Spielraumes“ im wahrsten Sinne des Wortes nennen. Wir wollen doch alle lernen, dass sich nicht mehr alles um den Alkohol dreht.

Je länger wir uns darin üben, an anderes zu denken, anderes zu beachten und uns mit und an anderem zu erfreuen, desto mehr werden diese anderen Dinge Teil von uns – und wir gewinnen an Größe, während die Bedeutung des Alkohols schrumpft.

Klar, willentliches dagegen steuern – jeder entscheidet in diesem Stadium wohl selbst, wie viel Raum der Gedanke an Alkohol in seinem Leben einnimmt. Und vom Gedanken bis zur Tat….

Mir ging es ähnlich wie dir. Ich habe nach 3 Monaten Abstinenz (mit Bac) aus Trotz und absichtlich getrunken. Einen Abend lang. Am nächsten Tag (wahrscheinlich auch schon während des Trinkens) fand ich die Aktion total bescheuert. Das ist jetzt über 2 Monate her und hat sich nicht wiederholt.

Auch ich denke, Bac schwächt sich mit der Zeit ab. Aber vielleicht empfinde ich es nur so, weil man sich eben daran gewöhnt?

Wie auch immer, ich habe gerade damit begonnen (nicht nur, aber auch deshalb), Bac auszuschleichen. Denke, es ist für mich an der Zeit, ohne Hilfsmittel auf den Füßen zu stehen. Sollte ich auf die Nase plumpsen, geht es für mich, um eine Erfahrung reicher, auf Los zurück.

Dir wünsche ich viel erfrischende Ablenkung (wie z.B. ein neues Super-Fresh-Fach :) ) und Denkrichtungen, die nicht im Rausch enden.
Viele Grüße
Tapsi


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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Dienstag 20. September 2011, 13:43 
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Beiträge: 186
Tapsi hat geschrieben:
Hallo Diana,

mh, muss zugeben, ich bin mir nicht sicher, was du mit diesem Beitrag nun genau sagen willst. Das kann an mir liegen.


Hallo Tapsi,

nein, es liegt nicht an dir. Ich habe mich auch schon gefragt, was ich damit sagen wollte. Freut mich aber, dass du darauf geantwortet und mir das gespiegelt hast!
Ich denke, ich wollte einfach mal meinen Erfahrungsbericht in der Rubrik "Langzeiterfahrungen mit Bac" schreiben.

Das Blöde ist ja, dass Alkohol in meinem Leben vordergründig keine Rolle mehr spielt. Ich habe fast nie Lust auf Alkohol, einfach so.
Der Gedanke "ach, schieß dich heut mal ab" kam überfallartig nach diesen erfreulichen Ereignissen. Schön war/ist nur der erste Piccolo, der zweite, dann wirds schon blöd.
Ich trinke nur Pics, keine großen Flaschen, bin ja schliesslich keine Alkoholikerin [-x B-)



Zitat:
War es denn ein Rückfall - hast du getrunken weil du musstest?


Ja. Jivaro hat gestern eine von Ameisens Craving-Definitionen erwähnt. In dem sich ein paar Male wiederholenden Moment erscheint der Griff zu Alkohol wie eine Sache, die zu konsumieren für den Moment überlebenswichtig ist.
Aber, das hatte ich ja schon geklärt. Ich hab dem zu viel Raum gegeben. (edit, nach dem nochmal-lesen: emotionale Spitzen könnten, fällt mir gerade ein, doch auch durch ein Spontan-Jogging etwas neutralisierbar sein? Fiel mir nur in dem Moment nicht ein - wäre aber evtl. was für den möglichen nächsten Ernstfall?)

Allerdings: wo ist die Grenze zwischen Wollen und Sucht als Disposition, die gerade überhand nimmt/übergriffig wird?
Dies konnte mir bislang kein Mensch schlüssig beantworten, und - darauf hat jede Denkschule ihre eigene Antwort. doch keine, die mich bisher zufriedenstellen konnte, auch meine eigenen erfahrungswerte lassen keinen eindeutigen Schluss zu, bis jetzt noch nicht.
Die Cravingdebatte im anderen Thread - hochinteressant. Die neurobiologischen Mechanismen (wenn ich das mal so salopp formulieren darf bei der Materie) werden immer klarer. Doch - wo ist auch hier der Knackpunkt?
Vielleicht gibt es ihn ja gar nicht, so "allgemein".

Zitat:
Mir ging es ähnlich wie dir. Ich habe nach 3 Monaten Abstinenz (mit Bac) aus Trotz und absichtlich getrunken. Einen Abend lang. Am nächsten Tag (wahrscheinlich auch schon während des Trinkens) fand ich die Aktion total bescheuert. Das ist jetzt über 2 Monate her und hat sich nicht wiederholt.

Auch ich denke, Bac schwächt sich mit der Zeit ab. Aber vielleicht empfinde ich es nur so, weil man sich eben daran gewöhnt?

Wie auch immer, ich habe gerade damit begonnen (nicht nur, aber auch deshalb), Bac auszuschleichen. Denke, es ist für mich an der Zeit, ohne Hilfsmittel auf den Füßen zu stehen. Sollte ich auf die Nase plumpsen, geht es für mich, um eine Erfahrung reicher, auf Los zurück.


Ja, wohl nur durch Versuch und Irrtum können wir hier lernen. Ich hoffe, du berichtest auch weiter über Deine Erfahrungen mit und ohne Baclofen.
Nur so kann sich ein Bild ergeben oder zumindest echte Fragmente, die sich dann irgendwann mal zu einem Bild zusammen setzen, mit dem man etwas anfangen kann.
Direkt davon profitieren oder, eine Therapie z.B. zu optimieren, eine neuere zu entwickeln (die systemische Theapie hat ja mittlerweile ihren eigenen wissenschaftlichen Ansatz in der Suchttherapie, hier wäre eine Kombination für mich am effektivsten denkbar, das ist aber nur meine eigene Auffassung). Vermutlich ist auch nicht alles für alles gleich gut. Deshalb - Erfahrungen machen ist gut - sie zu dokumentieren noch besser.

Dir wünsche ich auch alles alles Gute!
Liebe Grüße
Diana

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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Dienstag 20. September 2011, 18:15 
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Zitat:
Direkt davon profitieren oder, eine Therapie z.B. zu optimieren, eine neuere zu entwickeln (die systemische Theapie hat ja mittlerweile ihren eigenen wissenschaftlichen Ansatz in der Suchttherapie, hier wäre eine Kombination für mich am effektivsten denkbar, das ist aber nur meine eigene Auffassung).
@Diana,
meine auch. Sicher muss man zusätzlich berücksichtigen, dass die individuelle Entwicklung des Einzelnen nicht vorhersehbar ist. Es wird deshalb nie zu einer allgemein gültigen Aussage, Medikation, Therapie kommen können. So wie sich alle Dinge zum Guten wenden können, kann sich auch alles zum Schlechten wenden und umgekehrt. Der Weg aus der Sucht scheint zumindest mit Baclofen leichter und besser zu gelingen. Eine Garantie für lebenslange Freiheit von Sucht aber auch von allen anderen Erkrankungen wird es nie geben.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Dienstag 20. September 2011, 22:13 
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Federico hat geschrieben:
So wie sich alle Dinge zum Guten wenden können, kann sich auch alles zum Schlechten wenden und umgekehrt. Der Weg aus der Sucht scheint zumindest mit Baclofen leichter und besser zu gelingen. Eine Garantie für lebenslange Freiheit von Sucht aber auch von allen anderen Erkrankungen wird es nie geben.


Federico,
"nie" würde ich nicht unbedingt sagen - wer weiss, wie man in, sagen wir mal, 25 Jahren darüber denkt, vielleicht "vor 25 Jahren war Sucht noch etwas, was oft verfrüht tödlich verlief, weil man die Mechanismen noch nicht genau kannte. Heute dagegen... blablabla", so ähnlich vielleicht. Und 25 Jahre danach wieder anders.

Ansonsten - würde ich Dir, suchte ich einen Therapeuten, was Sucht betrifft, mittlerweile voll und ganz vertrauen. Mögen wir auch in gesellschaftlichen Fragen bisweilen (vielleicht) weit auseinander sein - betreffend Alkoholsucht hast du mich überzeugt, dass du heher und ehrlich an mögliche Lösungswege herangehst und keinen Tunnelblick entwickelt hast, wie viele, vor allem die Verfechter von traditionellen Wegen. Wer sich so gar nicht mit einer neuen Suchtproblematik-Sicht anfreunden mag, dem bleibt es ja nach wie vor unbenommen, den traditionellen Weg der Entgiftung, Langzeittherapie und anschließend lebenslangen SHG's zu gehen. Die Erfolgschancen liegen zwar nach 2 Jahren bei unter 10%, aber - man hat wenigstens die Meinungshoheit über sich.


"Handle stets so, dass sich die Zahl deiner Möglichkeiten erweitern", dieses systemische Maxime von Heinz von Foerster's, das hast Du offenbar verinnerlicht.
Übrigens, hier ein wunderbarer Text, der diesen Pionier des systemischen Denkens und sein Werk in relativer Kürze adäquat würdigt:
http://www.heise.de/tp/artikel/13/13359/1.html

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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Dienstag 20. September 2011, 23:03 
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Zitat:
Zunehmend bin ich an der Frage interessiert, wie suchtgefährdete Menschen motiviert werden können, sich selbst so zu verhalten, dass sie nachhaltig mit sich selbst einverstanden sind. Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung in der praktischen Beratung und Behandlung dieser Menschen, sehe ich weniger Hoffnung darin, dass wir professionellen Unterstützer Lösungen für die Probleme der betroffenen Menschen entwickeln, als vielmehr darin, dass Menschen lernen, sich selbst so zu beraten, dass aktuelle Bedürftigkeit und nachhaltige Selbstzufriedenheit keinen Widerspruch darstellen, sondern im Einklang stehen. http://www.deutscher-suchtkongress.de/m ... id=56&cid=
Hallo Diana,
dieser Text ist nicht von mir sondern von Bernd Hündersen, bringt aber exakt zum Ausdruck wie ich denke. Heinz von Foerster halte ich für eine Ausnahmeerscheinung, allein schon deshalb: „Was wir als Wirklichkeit wahrnehmen, ist unsere Erfindung.“ Der tiefe Sinn erschließt sich leider nicht so einfach. Sich selbst neu erfinden? Ja, das geht.

Danke für diesen Hinweis, an Foerster hatte ich gar nicht mehr gedacht. Seine Ideen leben und wirken weiter, und natürlich ja, Du hast recht: sag niemals nie ist richtig.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Mittwoch 21. September 2011, 22:06 
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Hallo Tulip,

ja, was wir machen ist, uns mitzuteilen, wie wir mit unserer Suchtdisposition umgehen.Wie wir mit Fallstricken, Unebenheiten oder sonstigen Widrigkeiten oder auch Erfolgsstraßen umgehen.
Da kann ich von deinen Überlegungen bzw. Erfahrungen lernen und - im günstigen Sinne - auch umgekehrt.

Zum "Belohnen": das Blöde, ich "belohne" mich nicht mit Alkohol - ich trinke ihn um seiner selbst willen. Die Tafel Schokolade vermindern.
Ich denke, jede/r von uns steht genau da, wo er/sie auch mit seinem System steht - biologisch, sozial, gesundheitlich (oder somatisch?) - da sehe ich gerade die Unvereinbarkeit von generellen Lösungsansätzen.

Was Du, erfreulicher weise, machst, was ja einige auch machen ist, ihre/unsere Erfahrungen möglichst differenziert darzulegen. Ich komme immer wieder zu diesem Punkt: ich sehe dieses als wesentlich, weil jede/r sich aus der Fülle der geschilderten Möglichkeiten für sich etwas "ziehen" kann.
(übersieh bitte wieder die Grammatik, das ist zwar ziemlich undeutsch, aber - Erfolg braucht nunmal bisweilen auch
das Opfer :) ).

Ganz liebe Grüße
Diana



ps Tipp: wieder ein Blick ins Systemische - ich fand ihn wieder durch diesen Thread, es geht um unser aller blinde Flecken: http://www.heise.de/tp/artikel/6/6240/1.html

"Wir sehen nicht, daß wir nicht sehen"

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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Mittwoch 21. September 2011, 23:26 
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GoldnTulip hat geschrieben:
Ich kann nicht anders, als pragmatisch da ran zu gehen:
Erst die Grundstörung wahrnehmen, dann Sucht angehen, und danach mit Herzblut und Entdeckerfreude Abstand gewinnen zu den traumatisierenden Erlebnissen. Dann klappts auch mit Bac.


Hi Conny,

Ursachenforschung - erschöpfend betrieben.
Austherapiert, im positiven Sinne, aktiv wie passiv.

DAS ist es nicht. Der Kick wurde zum Selbstzweck.
Obwohl mit einer chronischen Fatigue auch nicht zu spaßen ist - ich kann so vieles nicht mehr machen, was ich so gerne tat. Ich bin Vollblutsportlerin. Geht aber nicht mehr in der Ausübung.

Mit Basteln, malen undso geht mein Endorphingehalt nicht in die Höhe. Ist einfach so.

Als alles noch easy war sagte ich auch: "mind over matter".
Doch - das Leben hat mich eines Besseren belehrt.
Muss ja nicht für alle gelten, für mich gilt es, mit oftmals schlechten Karten ein gutes Spiel zu machen.
Hey, das ist mir gerade jetzt wieder eingefallen - das ist es für mich.
Guter Austausch, Conny :x

LG Diana

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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Mittwoch 21. September 2011, 23:55 
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Zitat:
ja, was wir machen ist, uns mitzuteilen, wie wir mit unserer Suchtdisposition umgehen.
@Diana,
da sind wir dann wieder an einem Punkt, über den ich seit vielen Jahren stolpere. Haben wir, gibt es sie eigentlich, diese Prädisposition zur Sucht. Ist die Suchtforschung das Maß der Dinge, war sie es bisher? Gibt es das vielzitierte Suchtgedächtnis wirklich? Ist alles was wir zu diesem Thema danach versuchen zu erklären nicht von vorneherein zweifelhaft?

Ich habe schon sehr lange die leise Befürchtung, dass wir auf gelernten Dogmen aufbauen wollen und nicht wissen wie belastbar das Fundament ist. Kann das Suchtgedächtnis z.B. nicht lediglich ein ungelöstes Problem einer fehlerhaft einstudierten Dramaturgie sein, die mit Sucht nicht das mindeste zu tun hat?

Was ist wenn es Sucht als Beschreibung einer manifestierten, unheilbaren Störung gar nicht gibt. Wenn Sucht nichts anderes als ein Symptom als Hinweis, auf eine gut behandelbare psychiatrische oder andere Störung wäre?

Viel weiter will ich mich erstmal nicht aus dem Fenster lehnen, es ist für viele wahrscheinlich schon jetzt zuviel. Über eine Diskussion die vorsichtig und ernsthaft diese Themen vorurteilsfrei behandeln kann, würde ich mich freuen. Es könnte vielleicht zu neuen Erkenntnissen führen, die gerade im Zusammenhang mit Baclofen, den restlichen 15% ??? einen neuen Zugang zu derzeit unlösbaren Problematik ermöglicht. Die systemischen Ansätze sind plausibel und logischer als es von außen scheint. Wer immer wieder auf morschen Fundamenten eine neue Mauer setzen will, darf sich nicht wundern wenn sie immer wieder einstürzt.

LG Federico

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Moderater Rückfall und gewolltes Craving
BeitragVerfasst: Donnerstag 22. September 2011, 09:17 
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Zitat:
Was ist das anderes als Suchtgedächtnis,
@Warzo,
nur ganz kurz vorab erstmal, wie wärs einfach nur mit Gedächtnis?

Wochenende, lang geübtes, einstudiertes Ritual. Wenn Du an die früheren Erlebnisse denkst, fallen Dir im Zusammenhang damit positive oder negative Bilder ein? Bilder, Gefühle von ausufernder Party, Kneipen mit Stil, Freunde, auf- und anregende Gespräche, Weiber (ja auch das).

War doch alles schön oder? Das dicke Ende blendet Warzo aus, das macht gewohnheitsmäßig unser noch unerforschtes Hirn ganz von selbst. Die Momente unterm Tisch, die Stunden, Tage mit dröhnendem Kopf danach erinnert Warzo Gottseidank nicht vordergründig. Die Verdrängung all dieser schlimmen Dinge ist keine Verdrängung – es ist ein Schutzmechanismus den man zum „Überleben“ braucht.

So gesehen wären Deine Sehnsüchte nach alten Gewohnheit nur das, was es mir zu scheinen scheint: schöne angenehme Erinnerungen. Ich habe sie auch und weigere mich lediglich, die schönen Erinnerungen als „Suchtdruck“ zu interpretieren. All diese Dinge mauschel ich mit meinem Eigenhirn aus, benutze das noch weitgehend unentdeckte Tool IPD und kläre so ganz unbemüht und immer wieder mit mir selbst: wie wird es mir morgen gehen wenn ich heute dies oder das mache? Kognition und Soma sind sehr überzeugend, Emotion ärgert sich natürlich – und das soll es auch.

Auch andere Entscheidungen versuche ich mit IPD zu treffen. Nicht nur aber eben auch. Wie stark Emotionen dabei wirken, na ja. Ein wie auch immer „Suchtgedächtnis“ wird dabei nicht benötigt. Es würde nur stören und alles auf die scheinbare „Unausweichlichkeit“ reduzieren.

LG Federico

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