Mehr als 6 Monate Erfahrung mit Baclofen
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Re: Seit 2 Jahren dabei

Donnerstag 21. Juni 2012, 11:13

Hallo Obelix

Hier meine Erfahrungen nach 16 Monaten:
Die Konzentrationsfähigkeit auf eine aktuelle Tätigkeit hat sich seit Bac verstärkt! Dadurch kann der Eindruck entstehen andere Dinge mal zu vergessen.
Im ganzen gesehen litt jedoch mein Gedächtnis unter Einfluss von Alk bedeutend mehr. Mit nun bald 60 Jahren erlaube ich mir mal etwas zu vergessen.

Unter dem Strich kann ich bei mir nicht feststellen, dass mein Gedächtnis unter Bac an Leistung verloren hat. Wie sich dies unter weiterem Alk-Einfluss verändert hätte möchte ich nicht unbedingt wissen...

Somit von meiner Seite: grünes Licht.

@Aspino
Aber sonst ist alles besser (125 mg/d).
Dies dürfte das Wichtigste sein!

Und: Vielleicht beobachten wir uns selbst nun einfach zu intensiv...

LG moonriver

Re: Seit 2 Jahren dabei

Donnerstag 21. Juni 2012, 12:45

Hallo Obelix

Das sind bei mir auch die einzigen Nebenwirkungen, ich vergesse von einer Minute auf die andere was ich gerade machen wollte,das nervt ganz schön.Ich hatte das alerdings nicht mit Bac in verbindung gebracht, aber wenn ich das jetzt hier so lese gibt es da wohl doch eine Verbindung.Wenn es nicht schlimmer wird kann man aber damit leben.

Lg Blume

Re: Seit 2 Jahren dabei

Donnerstag 21. Juni 2012, 13:46

@moonriver
Unter dem Strich kann ich bei mir nicht feststellen, dass mein Gedächtnis unter Baclofen an Leistung verloren hat. Wie sich dies unter weiterem Alk-Einfluss verändert hätte möchte ich nicht unbedingt wissen...

Das ist moonriver-mäßig einfach schön formuliert - kann ich nur unterstreichen!
Meine Konzentrationsfähigkeit hat seit Bac erheblich zugenommen. Aber ich würde die Ursache dafür eher in der Tatsache sehen, das die Birne endlich wieder klar ist und nicht mehr in Alk eingelegt (Williams Birne). Aber Bac soll ja auch einiges im Kopf rumschalten.
tom

Re: Seit 2 Jahren dabei

Donnerstag 21. Juni 2012, 17:19

Hallo Tom
Baclofen soll ja auch einiges im Kopf rumschalten
Da kann ich voll zustimmen! Bac entfaltet ein grösseres Potential im kognitiven Denken. Zudem schärft es die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Alles Dinge, von welchen ich nun aus eigener Erfahrung sprechen darf.

Ich suchte manchmal im Alkohol die tiefere Wahrnehmung und musste jeweils hinterher feststellen, dass die Gefahr von grossen Täuschungen bestand. Irgendwie hatte ich Alk wirklich als "Droge" eingesetzt. Aus der gefühlten "Bewusstseinserweiterung" wurde jedoch meistens ein Riesenkater... Depression, Leere, Angst. Bis ich den Pegel wieder nachfüllte.

Heute schenkt mir Bac auf eine viel subtilere Weise wieder den Zugang zu mir selber und damit wieder in die Welt. Es ist als ginge das Tor des Weges wieder auf... in das Land welches ich einst verliess...

LG moonriver

Re: Seit 2 Jahren dabei

Donnerstag 21. Juni 2012, 18:05

@Tom @Moonriver

Mein Gedächtnis hat unter Bac auch nicht gelitten und ich muß dazu sagen das ich früher auch nicht den ganzen Tag mit einer eingelegten Birne rumgelaufen bin, aber Tatsache ist nun mal das ich diese Aussetzer habe ,die ich vorher nicht kannte.Aber nichtsdestotrotz ist Bac immer noch das beste was mir je passieren konnte.

Lg Blume

Re: Seit 2 Jahren dabei

Freitag 22. Juni 2012, 00:59

Ihr Lieben;

vor nicht allzu langer Zeit haben die "Franzosen" die Aussage geprägt:
"wir haben viel versucht, aber Baclofen ist das Beste, was wir gefunden haben"; und das stimmt, meiner Meinung nach zu 100%.
Selbst wenn nun völlig neu entwickelte Medikamente auf den Markt kommen sollten (wird noch etwas dauern), hätte ich dort mehr Sorge um unerwünschte Wirkungen, die bis dato unbekannt und "nicht planbar" sind. Wie oft ist das schon vorgekommen...

Sicher, Baclofen greift in die Neurobiologie ein; für mich sind aber alle Nachteile, die mich auch betreffen "nichts", im Vergleich zum Weglassen des Medikamentes.
Wir verstehen bislang nur Ausschnitte der Neurobiologie , geschweige denn, der Neuroscience. Und, wie ich gerade auch bei der Teilnahme am Suchtkongress in Heidelberg bestätigt bekommen habe: wir Menschen sind mehr, als die schlichte Summe der bislang bekannten neurobiologischen Einzelheiten.
Heisst für mich nicht, das wir weniger achtsam gegenüber unerwünschten Wirkungen sein sollen; aber ich denke auch immer an die vielen MS-Patienten, die das Präparat jahrelang ohne bekannte Wesensänderung oder kognitive Defizite überstehen.

It works, it`s safe, let`s carry on!
Alles Liebe
jivaro

Re: Seit 2 Jahren dabei

Freitag 22. Juni 2012, 11:08

@all,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Scheinbar ist mein Problem auch anderen nicht völlig unbekannt.
Beim Lesen kommt mir die Idee, daß es vielleicht einfach so ist, dass wir zum einen insgesamt konzentrierter durchs Leben gehen und dass dann natürlich "Aussetzer", die möglicherweise schon vor Bac vorhanden waren eher auffallen ?
Vielleicht sind wir auch sehr viel sorgsamer mit uns und selbstbeobachtend, dadurch, dass Alkohol nicht mehr das dominierende Element unseres Lebens ist?

Trotzdem bleibt eine Unsicherheit, auch meiner Frau ist es aufgefallen, dass ich öfter, auch öfter als sturzbesoffen den Schlüssel verlege, den Topf auf dem Ofen vergesse usw...Es ist also nicht nur eine subjektive Wahrnehmung bei mir.

Interessant find ich den Ansatz von Jivaro:

aber ich denke auch immer an die vielen MS-Patienten, die das Präparat jahrelang ohne bekannte Wesensänderung oder kognitive Defizite überstehen.


Vielleicht gibt es die Möglichkeit in einem MS-Forum nachzusehen, wie die Erfahrungen dort sind.
Ich habe selbst einige Bekannte, die wegen MS auch mit Baclofen behandelt wurden. Tatsächlich war denen diese Nebenwirkung nicht bekannt. Allerdings war die Dosis auch sehr gering. 25, bzw 50mg/d.

LG
Obelix

Re: Seit 2 Jahren dabei

Dienstag 13. März 2018, 18:50

Hallo liebe Gemeinde,

jetzt sind es 8 Jahre seit das Forum gegründet wurde und ich mich kurz darauf angemeldet hatte.
Mir liegt daran einen Gruß zu senden und kurz zu schreiben wie es mir geht.
Seit ca. 2 Jahren nehme ich jetzt kein Baclofen mehr, da es zuletzt keine oder sagen wir kaum eine Wirkung BEI MIR hatte. Lediglich die Nebenwirkung von Müdigkeit war geblieben. In den Monaten nach dem Absetzen von Bac gab es zunächst größere Schwankungen was die konsumierte Alkoholmenge angeht. Seit 8 Monaten bin ich allerdings ziemlich stabil auf einem sehr akzeptablen Level, fast gegen Null. (Ich führe seit 13 Jahren eine Statistik über meine Trinkmengen, mit und ohne Baclofen wenn es interessiert, setze ist die gerne hier rein)
Damit das klar ist: Nicht WEIL ich Bac abgesetzt habe, sondern Trotz des Absetzens.
Wer mich gelesen hat, weiß dass das Med bei mir nach beeindruckenden ersten Erfolgen nie mehr so richtig gewirkt hat. Bei vielen, die ich hier kennengelernt habe sieht das erfreulicherweise anders aus.
Ich habe trotz wenig Hoffnungen, dass mir das nach Langzeit, insg. 250 Stunden ambulanter Therapien, SHGs usw noch irgendetwas bringen kann einen ganz gewöhnliche Suchtberatungsstelle aufgesucht und einige Mut machende Gespräche geführt. Diese Gespräche in Verbindung mit meinen vielen Erfahrungen, Therapien usw und auch gute soziale Voraussetzungen (Hab ja als Hausmann nicht nur keinen Berufsstress mehr und mein Hobby zum Job gemacht sondern auch die beste Frau von allen!) haben geholfen. Vielleicht hat auch geholfen, dass mir durch eine wahrscheinlich lebensverkürzende Diagnose die verbleibenden Jahre zu wichtig geworden sind als sie im Suff zu verbringen.
So wie es seit einiger Zeit geht, darf es gerne bleiben.
Ich hab immer gedacht dass jeder "Rückfall" zwangsläufig zur Episode wird.
Irgendwie ging es zu sagen: Nein, ich hab keine Lust zu trinken. Also lass ich es.
Und es gibt Tage wo ich Lust habe (Crawing würde ich das nicht mehr nennen) da trinke ich.
Wichtiger als das erste Glas stehen zu lassen erscheint mir es am 2. Tag nicht weiter zu treiben.
Vielleicht habe ich meine Sucht überwunden.
Kaum zu glauben.

Federico hat mir weiter oben folgendes geschrieben:

... und noch etwas, weil unser beider Geschichte durch Forum und die Anfangseuphorie so eng verbunden ist. Baclofen funktioniert eben nicht bei jedem so einfach und so reibungslos wie es bei mir der Fall war und bis heute geblieben ist. Es funktioniert bei einigen vom Start weg und ohne Probleme, bei anderen hakt es eben, braucht Zeit. Ich muss es noch einmal betonen, es ist und bleibt ein Prozess und er ist individuell verlaufend, so individuell wie jeder Mensch und seine individuelle (Vor)Geschichte nunmal ist.

Und genau das ist der entscheidende Unterschied zu den vorbaclofenen Zeiten, mir kannst Du heute nicht mehr erzählen: „jeder Alki ist im Grunde gleich“ und: „es gibt nur einen Weg“. Ich weiß es aus eigener Erfahrung heute besser und ich glaube Du weißt das auch: „Jeder Jeck ist anders“, das war schon immer so, lange vor Jellinek.

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dem ist nichts hinzuzufügen.

LG
Obelix

Re: Seit 2 Jahren dabei

Dienstag 13. März 2018, 21:39

Lieber Obelix

Vielen Dank für deinen aufschlussreichen, aufwühlenden Bericht.
Es ist immer schön zu erfahren, wie es Mitgliedern aus den Pionierzeiten des Forums geht.
Obelix hat geschrieben:„Jeder Jeck ist anders“
Trotzdem hört die Schubladisierung leider nie auf.

Alles Gute gewünscht!

LG

Patrick

Re: Seit 2 Jahren dabei

Donnerstag 15. März 2018, 10:35

Lieber Obelix,
ja!!° – wir kennen uns seit Jahren.. Auch bei mir war es ähnlich. Als Bi-Polarer Typ hatte Bac leider keine Chance.

Dennoch glaube ich an die Wirkung.

Wenn jetzt noch Frieda, Jivaro, Moon, Tom antworten, geht mir das Herz auf…
Danke für Deinen Bericht!!
Liebe Grüße
Volker
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