Mehr als 6 Monate Erfahrung mit Baclofen
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Tagebuch: ehem. Hochdosierungsprojekt

Samstag 1. Februar 2014, 01:03

Da ich in den letzten jahren mit Dosierungssprüngen experimentiert habe und dabei wenig erfolgreich war, habe ich längere Zeit eine konstante Dosis von 4 x 12,5 mg je 4h eingenommen.

Damit bin ich bisher gut gefahren und die NW waren gering: gegen 16-17 Uhr leichte Müdigkeit, die aber schnell verflog. Ansonsten mehr oder weniger Ohrengegäüsche, die m.E. von der Flüßigkeitszufuhr abhängig sind.

Da ich meinem Ziel "der absoluten Gleichgültigkeit dem Akohol gegenüber" noch weit entfernt bin, habe ich mir einen Hochdosierungsplan erstellt, der sich grob an die Dosierungstabelle lt. "All you need" orientiert.

Achtung! Dies ist ein Selbstversuch und keine allgemeine Anleitung!

Da mein Kassenrezept für dieses Vorhaben langfristig nicht ausreicht, mußte ich sicherstellen, dass der steigende Bedarf an Baclofen gesichert ist um den Plan durchführen zu können.

In den Folgenden Tabellen erscheinen die Abkürzungen KR=Kassenrezept und PR=Privatrezept.
Um dieses "Open End" Projekt durchführen zu können, habe ich für einen ausreichenden Vorrat aus zuverlässigen Quellen gesorgt :-bd
Hochdosierung-1.jpg
Bisher auffällig sind die Tage 7 und 8. Ich habe so lange geschlafen, dass ich 2 Gaben verpasst habe.

Heute Mittag, nach dem Mittagessen, wollte ich mir eine Fernsehsendung anschauen, war aber plötzlich weg - als ob ich eine starke Dosis Benzos genommen hätte. Ich nehme z.Zt. keine. Bin nach 2h einigermaßen wach geworden und hätte weiterschlafen können. Eine Tasse starken Kaffees hat weitergeholfen.

Die Tabelle ist nur ein Richtwert und eine Maßnahme um den Vorrat an Bac sicherzustellen.

Ich werde die Nebenwirkungen weiter beobachten und notfalls erstmal die aktuelle Dosis etwas weiter beibehalten. Der Blutdruck ist in einem sicheren Bereich, so dass ich die 2,5mg Bisoprolol erstmal absetzen werde...
Hochdosierung-2.jpg
Erstmal vielen Dank an die Unterstützer - das Projekt ist langfristig gesichert - und ein schönes WE :YMAPPLAUSE:

Ich werde weiter berichten.

GLG Delle

Re: Hochdosierungsprojekt

Samstag 1. Februar 2014, 01:22

Hallo Delle

Interessant und perfekt dokumentiert. Respekt!

Die "umwerfende" Müdigkeit lernte ich auch kennen. So schlief ich mal mind. 12h am Stück wie ein Stein...

Abgesehen von Gefühlen dem Alk gegenüber, wie fühlst Du Dich sonst psychisch und in der Wahrnehmung (Zeit, Raum, Identität)?
Helle Träume?
So bei 90-100mg begann die Wahrnehmung mir Streiche zu spielen. Könnten die Vorboten von Halluzinationen gewesen sein, welchen ich aber mit dem nötigen Abstand begegnen konnte. Ich hatte die Kontrolle darüber und wusste, dass es mit dem Medikament in Zusammenhang steht.

Ich werde Deine weiteren Berichte mit Interesse lesen.

GLG und eine gute N8
moonriver

Re: Hochdosierungsprojekt

Samstag 1. Februar 2014, 01:50

@ Delle

Ich drücke Dir natürlich alle Däumchen, dass Dein Projekt erfolgreich verläuft und stehe Dir auch ansonsten bei Bedarf zur Seite. Dennoch -und ich weiß, Du hast es Dir reiflich überlegt und ausgetüftelt- hab ich einen Kloß im Magen.

So sehr ich diese detaillierte Aufgliederung schätze - ich halte sie an dieser Stelle im Forum für problematisch. Gerade neuen Mitgliedern könnte hierdurch suggeriert werden, ebenso aufzudosieren. Gerade, wenn die ersten Pillen eingenommen sind und man merkt, dass es wirkt.

Ich bin derzeit bei einer Dosierung von 100mg; bei 150mg war bei mir Schluß.

LG
Kuni

Re: Hochdosierungsprojekt

Samstag 1. Februar 2014, 02:35

moonriver hat geschrieben:... perfekt dokumentiert.
Danke moonriver :-h
Ohne entsprechende Vorbereitung ist so ein Projekt nicht durchführbar :-

Es war ursprünglich auf Grund meiner eigenen Möglichkeiten kurzfristiger und zu einem späteren Zeitpunkt geplant, wobei mir zugetragen wurde, das es scheitern würde/könnte.

Erst nach der Zusage des "PR" konnte ich sofort anfangen und den Plan neu erstellen :-bd
moonriver hat geschrieben:Abgesehen von Gefühlen dem Alk gegenüber, wie fühlst Du Dich sonst psychisch und in der Wahrnehmung (Zeit, Raum, Identität)?
Helle Träume?
Fangen wir mal mit den "hellen Träumen" an: die sind zwar gelegentlich eingetreten, seit der Dosiserhöhung bisher nicht. Wenn ja, ging es leztendlich ums ertrinken. Ich habe das immer "live" mitbekommen und gemerkt, das ich jetzt aufwachen muß um dem ertrinken zu entgehen...

Psychish: naja - es gibt Zeiten mit Depris und auch gute Zeiten - ist unterschiedlich.

Zeit, Raum, Identität: was die Zeit betrifft muß ich schon manchmal überlegen welchen Wochentag wir gerade haben. In den seltensten Fällen geht es auch um die Uhrzeit.

Die Frage zu Raum und Identität verstehe ich nicht :-\
kuni hat geschrieben:So sehr ich diese detaillierte Aufgliederung schätze - ich halte sie an dieser Stelle im Forum für problematisch.
Ja, verständlich. Deswegen ist sie hier im Bereich "Langzeiterfahrung mit Baclofen" gepostet :D
Jeder "Neuling" wird auf "All you need" verwiesen wo die Dosierungsanleitung enthalten ist.
Meine Tabelle weicht von der nur ein wenig ab und wird lediglich durch meine Erfahrungsberichte ergänzt ;)

Re: Hochdosierungsprojekt

Samstag 1. Februar 2014, 11:42

@Delle
delle54 hat geschrieben:wobei mir zugetragen wurde, das es scheitern würde/könnte.
Nur der Selbstversuch kann es zeigen. Bei Bac sind die Reaktionen ja bekannterweise individuell. Es sind viele Faktoren, welche da reinspielen!
delle54 hat geschrieben:Ich habe das immer "live" mitbekommen und gemerkt, das ich jetzt aufwachen muß um dem ertrinken zu entgehen...
Die Klarheit mit der Möglichkeit des bewussten Eingriffs in den Traum hat mich auch immer fasziniert!
delle54 hat geschrieben:Die Frage zu Raum und Identität verstehe ich nicht
Zum Raum: ich hatte des öfteren bei hoher Dosis eine Häufung von "Déjà-vu" registriert, wobei diese sich auch nach örtlichen Bezugspunkten richteten. Dabei umfasste mich ein fast "raumloses" (oder anderes Raum-) Empfinden und ich musste mich fragen, ob ich nun wach bin oder träume. Es geschah in dieser Zeit auch vermehrt, dass ich aus einem Traum "mehrfach" erwacht bin. Als wie ein Zurückkommen durch mehrere "Zwiebelschichten" in den realen Wachzustand. War recht spannend...

Zur Identität: Baclofen führte mir vor Augen, dass ich durch den Verdrängungseffekt während der Alkoholzeit begann, eine Art von Doppelleben zu führen. Die Ratio-Persönlichkeit wusste, dass ich mich bereits auf dem Weg der Abhängigkeit befand. Die andere Seite, welche in die Wirkung des Alkohols eintauchte, wollte davon nichts wissen. Irgendwie wollten diese beiden Aspekte immer weniger voneinander wissen und es begann sich ein Graben dazwischen zu öffnen... unglaublich, was eine Zeit von 2-3 Jahren in der Sucht bereits im Denken und Sein zu verändern vermag. Jahrzehntelang konnte ich vorher meinem Arzt die Frage nach Alkohol beantworten: Durchschnittlich pro Woche 1 Bier!
Unter der Therapie stand ich vor der Aufgabe, diese beiden Aspekte wieder zusammenzufügen. Ich konstatiere, dass mir dies noch nicht ganz vollständig gelungen ist. Baclofen hat mir jedoch den Weg dorthin geöffnet. Ein Grund mehr, noch bei der aktuellen Dosis zu bleiben!
Wichtig dabei erscheint mir, festzuhalten, dass ich mir immer über dieses "Doppelleben" bewusst war und bin. Die eine Identität wusste stets von der anderen. Ansonsten wäre es hart an der Grenze zu einem Therapiebedarf... :-?
Es mögen sehr persönliche Aspekte sein, über die ich hier schreibe. Aber wer meine Spuren im Forum kennt, weiss ja wie ich bin...

Um zu Deinem Projekt zurückzukommen. Ich bin mir sicher, dass es eine individuelle Dosis gibt, wo die NW unerträglich werden und der Körper "Stopp" sagt. Kritisch kann es ab über ~75mg in Kombination mit Alkohol werden. Dieses Wissen geben wir ja auch Neueinsteigern mit.
Abgesehen davon, dass Bac ja keine Droge ist, welche nach immer mehr Stoff verlangt!
Selber erlebt. Eine Rückkehr zu höheren Dosen führt wieder zu denselben NW.

Schönes Weekend
LG moonriver

Re: Hochdosierungsprojekt

Sonntag 2. Februar 2014, 00:58

@moonriver: das erste o.g. Zitat bezog sich auf meinen ursprünglichen Plan der wegen des Begrenzten Vorrats an Baclofen zeitlich begrenzt war. Durch die geänderte Situation was den Vorrat betrifft , hat sich die Lage geändert.
moonriver hat geschrieben:Die Klarheit mit der Möglichkeit des bewussten Eingriffs in den Traum hat mich auch immer fasziniert!
Ja, es ist faszinierend und hat mir langfristig die Angst vor diesen Träumen genommen, da mir bewusst wurde, dass ich im entscheidenten Moment selbst eingreifen konnte B-)

Zum Raum kann ich nichts sagen, da mir in dieser Richtung nichts bewusst ist.

Identität: ja klar habe ich über jahre hinweg eine Art Doppelleben geführt. Der Übergang zum derzeitigen offenen Umgang mit der Sucht war schleichend, so dass ich keinen genauen Zeitpunkt nennen kann. Spätestens mit der Veröffentlichung meines ersten "Ichatars" hier im Forum. Evtl. auch schon etwas früher.

Nochmal zum Experiment: die Tabelle ist nur ein Richtwert. Ich werde selbstverständlich auf meinen Körper horchen und die Dosis ggf. entsprechend anpassen ~O)

Schönes WE und GLG Delle

Re: Hochdosierungsprojekt

Sonntag 2. Februar 2014, 01:49

kuni hat geschrieben:ich halte sie an dieser Stelle im Forum für problematisch. Gerade neuen Mitgliedern könnte hierdurch suggeriert werden, ebenso aufzudosieren.
Hierzu noch eine Anmerkung: meine Tabelle fängt nicht bei 0 an, sondern beruht auf eine vorhergehende, längerfristige Dosierung von 50mg pro Tag ;) GLG

Re: Hochdosierungsprojekt

Sonntag 2. Februar 2014, 09:19

@delle:
Bin gespannt auf deine weiteren Berichte!

@kuni:
Ich bin derzeit bei einer Dosierung von 100mg; bei 150mg war bei mir Schluß.
Magst du mehr Infos dazu geben?

lg
Lisa

Re: Hochdosierungsprojekt

Montag 3. Februar 2014, 01:09

Lieber Delle,

bitte bei dieser Dosis bleiben bis ALLES, was Dich irritiert "vorbei" ist! Kein falscher Ehrgeiz, Dein Projekt ist zu wichtig und Du zeigst eindeutig Zeichen der Überdosierung. Ich halte nichts vom "Aushalten" von UAWs (manchmal ja - unter Berücksichtigung des Beipackzettels für Alkohol). Hier: eindeutig Zeichen von zu raschem Aufdosieren für Dich. Schläfrigkeit in dieser Form ist "zuviel".
Eventuell musst Du sogar für ein paar Tage nochmal gering abdosieren. Pass auf Dich auf.
Sei vorsichtig mit dem B-Blocker, auch hier eventuell nur die Dosis nochmal halbieren, ein ß-Blocker-Entzug ist auch nicht lustig (Angst, schneller Puls, etc.).
Was macht der Konsum und das olle "Craving" am Abend?

Ganz herzlicher Gruss
jivaro

Re: Hochdosierungsprojekt

Montag 3. Februar 2014, 01:59

Liebe Jivarao,

bin jetzt bei 100mg und werde bei dieser Dosis wohl einige Tage länger als geplant ausharren. Bis auf diesen einen Tag geht es mir sehr gut. Habe gestern mit Frieder telefoniert und er hatte auch einen sehr positiven Eindruck von mir.

Mein Allgemeinzustand ist auch sehr gut. Bin wesentlich motivierter als in den letzten Monaten und verspüre mehr als sonst den Drang etwas zu unternehmen.

Blutdruck war heute bei etwa 140/90, werde also ab heute wieder 2,5mg Bisoprolol einnehmen :D

Das "olle Craving am Abend" gibt es schon einige Zeit nicht mehr. Es geht mir lediglich ums einschlafen. Der Konsum hat sich schon reduziert, bekomme heute Nachschub an Benzos um den Konsum weiter zu reduzieren (nehme ich nur als Schlafmittel).

Ich habe selbst schon öfter geschrieben: "viel Alk. und viel Bac vertragen sich nicht"! Ok, soviel Alk. ist es nicht mehr, aber die Bac-Menge steigt und der Alk. muß weg!

Ja ich weiß, Benzos sind keine Dauerlösung, habe ich auch garnicht vor, benutze ich halt als - sagen wir mal "Krücke".

Danke für die Ratschläge und
GLG Delle
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