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alexberlin
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Betreff des Beitrags: Schwierigkeiten mit dem Ausschleichen von Baclofen Verfasst: Mittwoch 6. Oktober 2010, 16:16 |
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Registriert: Samstag 27. März 2010, 17:27 Beiträge: 75
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Hallo ihr lieben,
die letzte Zeit hatte ich leider nicht so viel Zeit zu schreiben, hatte aber irgendwie auch nicht das Bedürfnis danach. Ich hoffe, ihr seht es mir nach
Wer meine Beiträge verfolgt hat, der weiß, dass ich Baclofen hochdosiert mit 250-300mg brauchte, um meinem Kokain- und Alkoholproblem Herr zu werden. Ich denke, dass mir das bisher gut gelungen ist und ich habe in langsamen Schritten die Dosis bis auf 150 und dann weiter auf 75 mg/d reduziert. Stellenweise kann ich die abendliche Dosis von 25mg weglassen, ohne Probleme zu bekommen, aber auf dem Nachmittag spüre ich immer deutlich, dass ich schon wieder mein Bac vergessen habe. Also: Ich nehme mogens 25mg so gegen 9:00 Uhr. So gegen 16:00 Uhr hänge ich dann komplett durch. Wenn ich dann 25mg nehme, geht es wieder.
Ich glaube ihr wisst, was ich meine, wenn dieser schlappe Gefühlszustand eintritt, der einen darauf hinweist, dass zu wenig Bac im Blut ist (ich meine nicht Müdigkeit). Bisher war das auch immer ok, weil ich feste Zeiten hatte und bei 250mg ein vergessen zu ernsthaften Problemen führt. Ich dacht aber, dass es bei so geringen Dosen von 50mg oder 75mg einfacher sei. Jetzt schlage ich mich aber seit 3 Wo. damit rum, auf 50mg zu kommen und es will einfach nicht funktionieren.
Am letzten Wochenende vergaß ich das Bac total und wunderte mich, weil ich so platt war. Ich hatte es am Samstag garnicht genommen und am Sonntag dann erst auf dem Nachmittag. Danach ging es mir wieder besser.
Ich hatte das Gefühl, dass ich völlig niedergeschlagen bin, wollte nur liegen und hatte keine Lust, irgendetwas zu unternehmen. Und ich trauerte schon wieder über mein armseliges Leben, welches ich mir duch die Drogen und den Alkohol kaputtgemacht habe. Ne richtige schöne depressive Verstimmung, die immer auftritt, wenn ich das Bac vergesse.
Natürlich könnte ich das Bac auch dauerhaft mit 2x25mg nehmen, will ich aber garnicht. Momentan habe ich die Sucht gut unter Kontrolle und ich trinke seit über 70 Tagen keinen Alkohol mehr und das Kokain fasse ich schon seit 11 Monaten nicht mehr an. Auslöser war ja auch das Koks...
Wie kann ich das Bac weiter reduzieren, ohne diesem komischen Gefühl ausgesetzt zu sein. Soll ich die Phasen ruhig aushalten? Es ist jetzt nicht so, dass es mir sehr schlecht geht. Aber es gibt glaube ich keinen, der in dieser Situation lustloser ist, als ich. Absolute LMAA - Einstellung, zu allem.
Ich hoffe, ihr habt ein paar gescheite Antworten für mich
Lieben Gruß
Alex
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 6. Oktober 2010, 17:00 |
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@willo
an diese Hypothese hatte ich auch gleich gedacht; es spricht einiges dafür, auch wenn wir nur Einzelfälle haben. Aus der Praxis habe ich ein schönes die Hypothese bestätigendes Gegenbeispiel, ein Alkoholiker ohne Angst und Depressionen: ist mit 5 Monaten Baclofen 45 mg/d aus dem Alkohol raus (von Anfang an abstinent nach 30 Jahren durchsaufen) und hat ohne Probleme in 3-4 Tagen auf null runterdosiert ohne dass das Craving wiedergekommen ist. Ist jetzt 5 Wochen her und ist weiterhin ohne Craving abstinent.
Vielleicht nimmt Ameisen seine ca. 100 mg/d nicht wegen der Alkohol-, sondern der Angstproblematik?
@Alexberlin
Ist bei der geringen Dosierung bei Dir auch das Craving wiedergekommen oder "nur" Depressionen und Antriebslosigkeit?
LG invorio
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alexberlin
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 6. Oktober 2010, 17:46 |
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Registriert: Samstag 27. März 2010, 17:27 Beiträge: 75
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Hey das ging ja schnell, vielen Dank erstmal...
ja ich denke auch, dass das eine schöne Depression ist. Um von der Sucht runterzukommen, habe ich tatsächlich so hohe Dosen gebraucht. Ich probierte es mit weniger, bin dann aber irgendwie bei 250mg gelandet.
Jetzt habe ich die Doses recht zügig (2 Monate) erst auf 150 und dann weiter auf 100mg reduziert und es war kein craving zu spüren. Sobald ich aber unterdosiert bin, merke ich die Depression. Ein Zeichen für mich, das ich das Bac nehmen sollte. Danach geht es auch wieder gut.
Ich komme aber nicht auf 0mg und stehe jetzt auf 50-75mg (1-1-(1)), je nach verfassung. Auch jetzt habe ich keinen Suchtdruck. An dem besagten Wochenende habe ich kein Bac genommen und auch keinen Suchtdruck gehabt. Nur dieses depressieve gefühl war da. 25mg später war es wieder gut.
Ich denke auch, das ich mir mal eine andere Dosierung verschreiben lasse. Dann kann ich feiner absimmen und so langsam reduzieren, wenn die Depris wieder kommen, ist es wohl so, wie ihr sagt. Grundsätzlich habe ich nichts gegen eine Dauermedikation.
Ausschleichen dauert halt länger, als ich dachte. Kann es sein, dass ich jetzt etwas gegen die Depression tun sollte? Mein Arzt hat mit einen SSRI verschrieben, weil ich das Doxipin zu crass finde. Das SSRI nehme ich nun seit 3 Wochen.
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Mittwoch 6. Oktober 2010, 19:00 |
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@ alexberlin
Schöne Bestätigung der Hypothese von Willo.
Bzgl. der Wirksamkeit von SSRI schaue Dir das Unterforum
http://www.alkohol-und-baclofen-forum.d ... ssiva.html
mal an. SSRI haben lediglich Placebowirkung, dafür nicht unerhebliche Nebenwirkungen. Ich bin sicher, dass Baclofen in vielen Fällen das bessere Antidepressivum ist. Hast Du es schon mal ohne SSRIs probiert?
Kann schon sein, dass bei Dir 75 mg gegen die Depression notwendig sind und damit das Ausschleichen schwierig wird.
LG invorio
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alexberlin
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 7. Oktober 2010, 11:23 |
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Registriert: Samstag 27. März 2010, 17:27 Beiträge: 75
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Danke für die Informationen, sie helfen mir wirklich weiter.
Zum einen ist es wohl so, dass eine Depression vorhanden ist. Zum anderen unterdrückt Baclofen die Depression lediglich, sie wird aber nicht bekämpft. Diese Erfahrung habe ich wären der Einnahme des Öffteren gemacht. Wie schon erwähnt nehme ich Baclofen bereits seit fast einem Jahr und die Depression müsste demnach DURCH die Einnahme von Baclofen beseitigt sein, was sie aber nicht ist. Baclofen kann nicht die Aufgabe eines Antidepressivum übernehmen, da sie nicht den Dopaminhaushalt und die selben Rezeptoren ansteuert, die für die Depression verantwortlich sind. So sprechen wir also von zwei Unterschiedlichen Syntomen, nämlich dem Suchtdruck und der Depression. Die Depression lässt sich nicht mit einem Muskelrelaxanz regulieren, dazu ist Baclofen nicht in der Lage. Lediglich die Syntome werden unterdrückt, genauso wie der Suchtdruck. Baclofen steuert nicht die selben Synapsen an.
Das sind die Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe und auch der Arzt hat diese Vermutung bestätigt.
Was meint ihr dazu?
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 7. Oktober 2010, 12:16 |
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@alexberlin
Alle Antidepressiva unterdrücken nur die Depression. Bei Depressionen hat man beobachtet, das die Serotoninkonzentration im Synaptischen Spalt gering ist. Durch die SSRI wird die Wiederaufnahme von Serontin blockiert und damit die Konzentration erhöht. Ohne SSRI sinkt die Konzentration wieder ab.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen aber auch, dass die GABA-Botenstoffkonzentration bei Depressionen stark erniedrigt ist. Das gleicht Baclofen durch Ankoppeln an die GABA-Rezeptoren der Praesynapse aus.
Das Serotoninmangel als verantwortlich für die Depression gilt,ist reine Pharmaindustrie-Politik gewesen und offensichtlich falsch, da sich SSRI im wesentlichen durch Nebenwirkungen auszeichnen.
Die Pharmafirmen haben das längst erkannt, deswegen wird die nächste Generation der Antidepressiva, die PAMs (Positiv Allosteric Modulators), auf das GABA-System zielen und explizit die Wirkung von Baclofen nachahmen allerdings mit vermutlich weniger Nebenwirkungen (Müdigkeit usw.). Der wahre Grund für die Entwicklung der PAMs wird das breitere therapeutische Fenster sein, so dass auch Hausärzte mit PAMs sinnvoll arbeiten können,was bei Baclofen schwierig ist.
PAMs wird es vermutlich in 5-7 Jahren auf dem Markt geben. Dann sind die SSRIs Auslaufmodell, z.Zt. aber noch grosses Geschäft.
Wenn Du mit den , wie ich finde, harmlosen Nebenwirkungen von Baclofen umgehen kannst, hast Du mit Baclofen das Mittel der Wahl gegen Depressionen; wobei wohl auch Baclofen nicht bei allen Depressionen wirksam ist
LG invorio
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alexberlin
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 7. Oktober 2010, 13:27 |
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Registriert: Samstag 27. März 2010, 17:27 Beiträge: 75
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ja, aber eine Depression lässt sich doch normalerweise gut behandeln. Normalerweise mit einem Antidepressiva. Und dann ist die Depression irgendwann weg und dem Patienten geht es wieder gut.
Baclofen nehme ich jetzt seit fast einem Jahr und die Depris sind immer noch da. Also irgendwas muss beim Antidepressiva ja anders sein. Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, das Baclofen gegen meine Depression HILFT. Sie wird nur unterdrückt. Wenn ich jetzt das Baclofen absetzen will und auf 0mg gehe, werde ich wohl diese Depression irgendwie anders in den Griff bekommen müssen, so dass keine Medikamente mehr nötig sind.
Meint ihr, dass diese Depression mit der Zeit verschwindet, weil der jahrelange Drogenkonsum (Kokain) und der jahrelange Alkoholkonsum sich negativ auf die Synapsen ausgewirkt haben? Was schätzt ihr wie lange es dauern wird, bis die Depression verschwunden ist und ich das Baclofen absetzten kann?
Hoffentlich habe ich Euch richtig verstanden.
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alexberlin
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 7. Oktober 2010, 13:39 |
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Registriert: Samstag 27. März 2010, 17:27 Beiträge: 75
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Ich muss noch dazuschreiben, dass bei Kokainmissbrauch der Dopaminhaushalt gesört wird und das Kokain an die Rezeptoren andockt, die normalerweise das Dopamin nutzt. Das Dopamin kann also nicht mehr von den Rezeptoren aufgenommen werden und sammelt sich im Synaptischen Spalt an.
Meine Depression stammt aus dem Ungleichgewicht des Dopaminhaushaltes. Also eine Ddepression, die aus dem Drogenkonsum her entstanden ist. Bisher habe ich deswegen das Doxipin verschrieben bekommen und es hat auch super geholfen, weil es genau diese Aufgabe übernimmt, es steuert die Synapsen an, die das Gleichgewicht wieder herstellen und dafür sorgen, dass das Dopamin wieder augenommen werden kann. Ich hatte mit diesem Medikament auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Es ist nur so, das es sehr sehr sehr Müde macht, gerade, wenn man es nich ständig nimmt. Immer wenn diese depressive Verstimmung auftrat, habe ich eine Wochenendbehandlung durchgeführt und das hat dann eine Weile angehalten.
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alexberlin
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 7. Oktober 2010, 13:50 |
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Registriert: Samstag 27. März 2010, 17:27 Beiträge: 75
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Jetzt fällt es mir auch wieder ein, was mein Psychater sagte.
Meine Depression kommt vom jahrelangen Kokain Konsum. Des hängt mit den Rezeptoren im Gehirn zusammen, die den Botenstoff DOPAMIN transportieren. Diese Rezeptoren werden vom Kokain aber ebenfalls benutzt und sorgen dafür, dass man ein Glücksgefühl hat. Die Konzentration ist jedoch x-fach stärker, als das Dopamin. Zusätzlich blockiert das Koks die Rezeptoren und verhindert, dass die Nervenzellen das Dopamin aufnehmen können, also staut sich das Dopamin im synaptischen Spalt an. Das Gehirn ist nun an diese extrem hohe Dosis Glück gewöhnt, und beim nachlassen der Wirkung fällt der Süchtige in eine Depression. Sobald neues Koks konsumiert wird, ist dass Level im Hirn wieder aufgefüllt. Auch die Sucht entsteht dort, denn der Körper hat ein starkes verlangen nach dem Hochgefühl. Kokain "belohnt" also ohne Grund, das heißt, ohne wirkliche Anstrengungen. Stellt Euch vor, das Gehirn wird die ganze Zeit mit Glückshormonen überflutet, in 100facher Dosis.
Die Depression bleibt lange bestehen, wenn nicht etwas dagegen unternommen wird. Bei mir ist also der Dopaminhaushalt gestört, und das kann Baclofen nicht regulieren. Jedenfalls nicht bei mir. Es ist bei mir nicht so, dass die Depression aus einer Angst heraus entstanden ist.
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invorio
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Donnerstag 7. Oktober 2010, 14:03 |
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@alexberlin
Du hast recht, unserer Erfahrungen beruhen auf Baclofen Nutzern , die fast ausnahmslos diagnostizierte Angst und Depression hatten mit und ohne Alkoholabhängigkeit. Darauf bezogen sich meine Aussagen von oben.
LG invorio
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