Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 13. Februar 2016, 00:55 
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Wohnort: Niedersachsen
Nun sind es also sechs Wochen ohne das Teufelszeug Alkohol und ich fühle
mich „nur“ gut!! Jedenfalls körperlich; ich habe weiter an Gewicht verloren
und meine sportliche Aktivität macht mir wieder richtig Freude (Montag,
Donnerstag und Sonnabend). Meine anderen Freizeitaktivitäten füllen mich
ebenso aus und ich bemerke erst jetzt, was mir alles gefehlt hat…

Oftmals bin ich so gut beieinander, daß ich mir sage: Jetzt einen trinken…;
aber dann stelle ich mir die Frage: Warum?!

Und ich habe mal überlegt, wann und warum und wieso ich getrunken habe.

Da gab es "nur" diese drei Gründe:

Ich habe getrunken, weil es mir gut ging.

Ich habe getrunken, weil es mir schlecht ging.

Und gegen Ende meiner Trinkerei, weil ich Angst vor einem Krampfanfall
hatte, den ich viermal erleben durfte.

Jetzt sage ich mir: Wenn es Dir gut oder schlecht geht, dann ändert der Alkohol nichts daran; wenn es mir gut geht, dann geht es mir mit Alkohol nicht noch besser und wenn es mir schlecht geht, dann betäube ich mich und meinen Schmerz nur und arbeite nicht konstruktiv an einer Lösung.

Angst vor einem Krampfanfall habe ich noch immer; doch ich glaube nach sechs Wochen ist die Wahrscheinlichkeit nicht mehr so groß einen Anfall zu bekommen.

Da ich durch Baclofen auch nicht den Wunsch habe zu trinken, sage ich mir: Warum sollte ich nun damit wieder anfangen?! Den klaren Verstand, den ich jetzt so sehr genieße und den ich so lange entbehren mußte, sagt mir: Du brauchst keinen Alkohol mehr; Du bist frei, ledig und los von diesem Dreckszeug; mit Alkohol konnte ich keine Probleme ertränken; die Probleme konnten im Alkohol schwimmen und waren am nächsten Tag wieder da – und noch schlimmer.

Nun will ich nicht sagen, daß mir jeden Tag die Sonne aus meinem Mors scheint; ganz im Gegenteil. Phasen der Euphorie, Zuversicht und Freude folgen oftmals Schwermut, Trauer und Angst.
Nach wie vor denke ich viel über mein Leben und meine Fehler nach; ich denke aber auch an die vielen schönen Tage und Erfolge nach.
Den größten Raum des Nachdenkens nimmt dabei die jüngste Vergangenheit ein und der für mich so schmerzliche Verlust meiner Beziehung. Ich kann einfach nicht aufhören darüber nachzudenken; ich kann nicht aufhören an sie und die Kinder zu denken; morgens, mittags, abends...; ich weiß nicht, wie ich es jemals schaffen werde nicht mehr an sie und die Kinder zu denken; ich weiß, daß ich das aber schaffen muß und ich will glauben, hoffen und wünschen, daß ich es schaffe..

Nun liegt ein großes unentdecktes Land vor mir, das es zu erkunden gilt; gleichzeitig beginnt der lange Weg des Abschiedes von meiner Beziehung und von meinem alten Leben, das, abgesehen von der abscheulichen Trinkerei, auch viele gute Momente hatte.

Wie fühle ich mich jetzt? Komisch, daß mir immer alle die Frage stellen: Wie fühlst Du Dich...?! Warum stellen sie nicht die Frage: Was denkst Du...?!

Ich fühle mich alt, leer und schuldig und ich denke, daß das alles der reine Unfug ist...


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 13. Februar 2016, 01:33 
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Gründer †
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Confutatis hat geschrieben:
nach sechs Wochen ist die Wahrscheinlichkeit nicht mehr so groß
einen Anfall zu bekommen.
Das wichtigste zuerst: nach 2 Wochen ist ein Krampfanfall so gut wie ausgeschlossen.

Confutatis hat geschrieben:
Den größten Raum des Nachdenkens nimmt dabei die jüngste Vergangenheit ein
und der für mich so schmerzliche Verlust meiner Beziehung.
Auch wenn Du das jetzt nicht lesen willst, Erinnerungen haben die positive Eigenschaft,
mit der Zeit zu verblassen.
„Dementia praecox“, im ironischen Sinne gemeint ;)

Viel mehr solltest Du dich erinnern wo Du vor 2 Monaten warst.
Erinnerst Du das Chaos der Gefühle, der Ängste – oder sind sie schon verblasst?

Mensch, ich freue mich mit Dir über die 6 Wochen. Du hast die Umsaufbahn verlassen
und bist dabei ein neues Gravitationsfeld aufzubauen. Eines das Dich hält und trägt.

Was denkst Du? :ymhug:

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 13. Februar 2016, 02:09 
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Registriert: Mittwoch 13. Januar 2016, 22:09
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Danke für die Info über den Krampfanfall!! :-h Davor hatte und habe ich sehr große Angst. Nun bin ich ruhiger... - Danke! :daumen:

Ja, es stimmt; vor zwei Monaten... das ist schon heute für mich so unendlich weit; und doch ja eine sehr kurze Zeit... Ich kann mich noch gut an die Massen von leeren Flaschen erinnern, die ich wöchentlich entsorgen mußte und wollte und darüber, daß ich mich geschämt habe, wenn ich das tat und ich mir dann immer sagte: Mein Gott, die hast du alle leergetrunken; das kann nicht so weitergehen... und immer die Angst vor dem Krampfanfall und vor dem Versagen es nicht zu schaffen und der Gewissheit, ja vielleicht war es sogar der innige Wunsch, mich wird und möge ein schnelles Ende erlösen...

Ich denke, daß alles so kommen mußte und die Vorsehung mein "Buch" noch nicht beendet hat. Es beginnt ein neues Kapitel.

Danke Federico, für Deine lieben Worte. :-h


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 13. Februar 2016, 02:42 
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Gründer †
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
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Confutatis hat geschrieben:
ja vielleicht war es sogar der innige Wunsch,
mich wird und möge ein schnelles Ende erlösen...
ein Gedanke der sicher in dieser Situation so ziemlich jeder/jedem zeitweise
durch den Kopf gegangen ist. Angesichts der Qualen irgendwie verständlich.
Nimm es mit, es gehört zu Dir und umso mehr kannst Du dich über jeden neuen
nüchternen Tag freuen. So geht „Aufwärts“ oder „Vorwärts“, je nachdem wo man steht.

Schön, dass Du „was denkst Du“ so klar beantwortet hast.
Und gut, dass Du mich so erinnert hast, welche Gedanken mir
damals durch den Kopf gingen. Man vergisst so leicht ... :-?

LG Federico

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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 13. Februar 2016, 06:28 
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Registriert: Mittwoch 13. Januar 2016, 22:09
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Confutatis hat geschrieben:
Man vergisst so leicht ...


...und man verklärt so leicht...

Wahrscheinlich auch ein Selbstschutz. :ymblushing:

L.G.

Confutatis


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 20. Februar 2016, 10:56 
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Es passt vielleicht nicht ganz zum Thema "sechs Wochen ohne", aber ich möchte dennoch einmal davon berichten: In den letzten Tagen, in denen bei mir, die von Federico, so treffend bezeichnete „Dementia praecox“ :-? :) einsetzte, die, ich muß es ja gestehen, sehr, sehr gut tut - \:D/ , habe ich insbesondere nach Dienstschluß und meiner ca. 20 min. Heimfahrt häufig ein Bedürfnis etwas zu trinken...
Ich nehme dann sofort Baclofen und zwar zerkaut und trinke dann Wasser oder Limonade; ziehe mich um und beginne die Vorbereitungen für mein Abendbrot. Manchmal nehme ich auch noch ein Mittel zur Beruhigung; nach ca. 30 min. ist dann alles wieder gut und ich habe keinen Alkohol getrunken. Ich habe auch für den Notfall immer Baclofen bei mir.
Was mir zu denken gibt, ist, daß ich nach wie vor 200 mg Baclofen über den Tag verteil nehme; ich habe versucht die Dosis zu verringern; das ging nicht. Im Notfall helfen mir auch nicht 10 mg; ich nehme dann 50 mg. Mir ist schon klar, daß dies gefährlich ist; ich habe aber so gut wie keine Nebenwirkungen. Mir ist alles recht, wenn ich nur nicht trinke. Denn es geht mir körperlich immer besser und auch meine seelische Verfassung bessert sich von Tag zu Tag.

Ich habe schon über die Baclofen-Dosierung viel gelesen; evtl. habe ich auch hier im Forum noch nicht die richtigen Beiträge gefunden; deshalb einfach mal hier die Frage: Gehe ich mit der Dosierung und meiner "Notfall-Gabe" Baclofen richtig vor resp. um?

L.G.
Confutatis


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 20. Februar 2016, 13:29 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Confutatis hat geschrieben:
Ich habe schon über die Baclofen-Dosierung viel gelesen; evtl. habe ich auch hier
im Forum noch nicht die richtigen Beiträge gefunden; deshalb einfach mal hier die Frage:
Gehe ich mit der Dosierung und meiner "Notfall-Gabe" Baclofen richtig vor resp. um?
Unser Forum bietet in der Tat wenig Erfahrungsberichte, in dieser für deutsche Verhältnisse
hohen Dosierung. Eine Ausnahme ist hier zu finden sie stammt immerhin von unserem
TechAdmin, @delle54. Sicherheit sollte Dir auch die BACLAD-Studie geben, bei der so gut
wie keine Nebenwirkungen festgestellt wurden. In Frankreich würde man Dir auf diese Frage
anders antworten ...

Confutatis hat geschrieben:
ich habe aber so gut wie keine Nebenwirkungen. Mir ist alles recht, wenn ich nur nicht trinke.
Denn es geht mir körperlich immer besser und auch meine seelische Verfassung bessert
sich von Tag zu Tag.
Hiermit gibst Du dir selbst die beste Antwort (sehr französisch übrigens).

Alles andere ist eine Frage der Zeit, die der Prozess benötigt, um Abschied von der Sucht
zu nehmen. Bedenke wie viele Jahre es gedauert hat, bis die Versklavung offensichtlich
geworden ist.

Die Notfalldosis von 10mg ist nicht ausreichend schreibst Du, vielleicht würden 25mg
anstatt 50mg bereits ausreichen? Ansonsten freue ich mich über Deinen Erfolg nach
„lediglich“ 6 Wochen. Ich bin schon gespannt wie Du darüber in 3 Monaten denkst ...

LG Federico :daumen:

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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 20. Februar 2016, 15:28 
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Beiträge: 1949
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Lieber C.

Was soll denn nicht in Ordnung sein, wenn Du eben 200mg Baclofen pro Tag benötigst und gut verträgst. Die Dosierung bleibt individuell; ich denke Du kannst sie zunächst beibehalten, evtl. auf 250mg steigern im Falle dass Du fast täglich die "Notfalldosis" benötigst. Nach einigen Monaten kannst Du wieder versuchen vorsichtig abzudosieren. Schau auch nochmal per Baclofenrechner, wie Deine Dosierung verteilt ist und ob Du nachmittags "gut" abgedeckt bist.

Notfalldosis mit 25mg versuchen finde ich gut! "Nachlegen" geht ja immer.

Super, was Du erreicht hast!

Ganz herzlicher Gruss

jivaro

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"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Sechs Wochen ohne
BeitragVerfasst: Samstag 20. Februar 2016, 19:51 
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Registriert: Mittwoch 13. Januar 2016, 22:09
Beiträge: 55
Wohnort: Niedersachsen
Danke vielmals für diese Antworten!! :-h Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen und dachte ich nehme zu viel Baclofen.
Die "Notfallration" nehme ich auch nicht täglich, sondern "nur" wenn mich, ja, wie soll ich sagen, extreme Gefühle überkommen. Dann hilft mir mein Wille und Baclofen. Es macht mir nichts aus wenn in meiner Gegenwart getrunken wird; im Gegenteil; ich fühle mich dann sogar gut :ymblushing:

Ich bin so froh, daß ich dieses Forum gefunden habe und mich hier mitteilen und austauschen darf und kann...

L.G.

Confutatis


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