Wie bereits angekündigt möchte ich meine Reise mit Bac dokumentieren, hier nun der erste Teil.
Kurze Einführung über mich (wem dies zuviel Info ist, bitte weiterscrollen ;-) )
Ich bin 42 Jahre, trinke seit ich 14 Jahre alt bin, habe einige Drogenerfahrungen (bis auf Heroin, Crack und Crystal) und habe mich Stück für Stück erst in die Gewohnheit, dann in die Abhängigkeit gesoffen. Ich kann von allen Drogen die Finger lassen, bis auf Alkohol. Ich war zudem über 10 Jahre süchtig nach Adrenalinkicks, auf der Suche nach Familienersatz und fehlender Anerkennung und dadurch ziemlich Gewalttätig, habe dies in Form von Beteiligung an Straßenschlachten mit der Polizei und geplanten, verabredeten Massenschlägereien rund um Fußballspiele ausgelebt.
Nachdem ich bei einer Kneipenschlägerei fast Totgeprügelt wurde und zudem kurz vorher Ecstasy/LSD für mich entdeckte, setze mein soziales Denken wieder ein, ich begann nachzudenken und entfernte mich Stück für Stück von meinem gewalttätigen Lebensstil , sprich, so konträr und grass es klingt, Drogen haben mich vor dem Knast bewahrt und mir mein Leben gerettet. Nachdem ich dann auf einem Ecstasy/LSD Trip meinen Bruder zusammenschlagen wollte und mir plötzlich bewusst wurde was ich gerade tue, hatte ich einen 3-tägigen Nervenzusammenbruch, inkl. Einschließen ins Zimmer und habe dann von jeglichen synthetischen Drogen, Kokain und Marihuhana die Finger gelassen. Ich habe mich daraufhin ein Jahr selbst therapiert und meine Baustellen ziemlich gut bearbeitet, auch mein Hang zur Gewalt war fortan hinweg. Es folgte Zivildienst und immer wieder Alkohol, Alkohol, Alkohol. Mehrere zerbrochene Beziehungen und ein interessanter beruflicher Lebenslauf und immer wieder Alkohol. Irgendwann trieb mich der Fluss des Lebens in eine andere Stadt, in der ich meine jetzige Frau kennenlernte und mit ihr gemeinsam weitere Baustellen meiner Psyche und meiner Vergangenheit „auflöste“. Auf 12 Jahre Selbständigkeit mit „ups“ und „downs“ folgte ein Top-Job, den ich immer noch habe, und eine dahergehende erhebliche Verbesserung meiner finanziellen und allgemeinen Wohnsituation. Ich habe eine wundervolle Tochter, eine tolle Ehefrau, mein Leben ist erfüllt, ich bin glücklich, jedoch – ich saufe weiter !!
Meine Ansage war: Sobald die Trinkerei meinen Job gefährdet, sprich die Grundlage meiner Familie gefährdet, ist Schluss ! Diese Situation hatte ich nun in den letzten Monaten öfters. Jeden Abend unter der Woche 6-7 Halbe, oder 1 Flasche Rotwein plus 1-2 Halbe, sowie am Wochenende das doppelte – das beeinflusste langsam aber sicher meine Zuverlässigkeit im Job. Eine Änderung musste her !
Eine klassiche Therapie kam für mich nicht in Frage, zum einen geht dies wegen meinem Job nicht, zum anderen habe ich eigentlich alles bearbeitet was meine Kindheit, Verhältnis zu meinen Eltern und meiner Eltern untereinander,(Scheidungskind) Generationenmuster, etc., angeht . Ich hatte zig Dinge probiert, nichts hat geholfen. Und dann, nach einem weiteren Vollabsturz unter der Woche, entdeckte ich bei einer Recherche im Web das Mittel Baclofen. Die Reise konnte nun beginnen.
Mein Hausarzt schmiss mich fast aus seiner Praxis als ich das Thema erwähnte, mit dem Hinweis ich gehöre für mindesten 4 Monate in Therapie. Er zeigte nicht mal im Ansatz Interesse an einer neuen Möglichkeit, die Alkoholkrankheit anzugehen !!! Ich such mir nun einen neuen Hausarzt ;-)
Meine Recherche im Web, Infos und Hilfe im Forum halfen mir schließlich einen Arzt zu finden der bereit ist mit zu helfen. Danke hier nochmal an die Forumsmitglieder die mir zu Beginn geholfen haben ! Top !!!!
Und los geht die Reise:
Die Tage vor der Einnahme:Ich hatte Glück und bekam ziemlich schnell, eigentlich spontan, einen Termin bei einem Doc in München. Top Gespräch, Empfehlung einer begleitenden Psychotherapie um herauszufinden welche fehlende Stütze in meinem Leben durch den Alkohol ersetzt wird (werde ich tun), Blutabnahme, EKG – neuer Termin 3 Tage später nach Eingang der Blutwertuntersuchung durchs Labor. Dann erst Verschreibung des Medikaments.
Die 3 Tage bis dorthin waren spannend, da ich plötzlich mit einem anderen Bewusstsein unterwegs war. „Ich habe endlich was gefunden was mir helfen kann...“ Plötzlich habe ich meinen Konsum von selbst eingeschränkt...“ Was natürlich nur 2 Tage funktionierte, aber immerhin.
Tag 1-4 / Dosis: 0,5 Bacs, 3x pro Tag:Start: Samstag Mittag
Trinkverhalten Tag 1:
Lediglich 2 Bier im Laufe des Tages getrunken, normalerweise trinke ich beim „Garteln“ so 3-4 Weißbier. Abends dann 1 Flasche Rotwein plus 1 Weißbier getrunken. Normalerweise 1-2 Flaschen Wein.
Trinkverhalten Tag 2:
Auch Sonntags nur 2 Weißbier über den Tag verteilt. Abends eine Flasche Rotwein.
Trinkverhalten Tag 3:
Abends dann doch 7 Weißbier, ich war beruflich unterwegs und im Hotel.
Trinkverhalten Tag 4:
Abends 5 Weißbier, auch beruflich unterwegs, Hotelübernachtung
Fazit:
Nebenwirkungen:
Erhöhte Libido, seltsamere Träume wie bisher, extreme Müdigkeit am Morgen
Trinkverhalten etwas gebessert, ob dies am Bac liegt oder am erhöhten Bewusstein, kann ich nicht bewerten.
Tag 5-7 / Dosis 1 Baclofen 3x pro TagTrinkverhalten Tag 5:
Abends ½ Flasche Rotwein, 2 Weißbier
Trinkverhalten Tag 6:
Abends 1 Flasche Rotwein, jedoch in 2 Stunden, statt wie normalerweise in 1h getrunken.
Konnte nach 1 Flasche ohne große Probleme aufhören.
Trinkverhalten Tag 7:
Hoch die Hände-Wochenende ! ;-) 2 Weißbier, 1,5 Flaschen Rotwein. Dann, statt sinnlos bis zur Besinnungslosigkeit weiterzusaufen, man höre und staune, ich gehe um 01:00 ins Bett und gut ist.
Fazit:
Trinkverhalten auf Niveau wie bei 0,5 Bacs, Libido erhöht, extreme Müdigkeit am Morgen ( um 06.30 aufstehen ist fast unmöglich – ich akzeptiere es einfach und beginne später zu arbeiten)
Bewussterer Umgang mit Alkohol, Allgemeine Stimmungsaufhellung ca. ½ Stunde nach Einnahme der Dosis.
Tag 8-10 / Dosis 1,5 Baclofen 3x pro TagTrinkverhalten Tag 8:
Tagsüber 2 Weißbier statt 3-4 beim „Garteln“
Musikabend mit „Platten hören“ - 1,5 Weißbier und 1 Flasche Wein. Über 7 Stunden verteilt. Sogar ein halbes Weißbier weggeschüttet.
Trinkverhalten Tag 9:
Tagsüber auf einem Sportfest: 4 „Russ“ (Weißbier mit Limo)
Abends 0,75 Flasche Wein. Aufhören war überhaupt kein Problem.
Trinkverhalten Tag 10:
Abends 3 Weißbier beim Essen.
Dann 1 Stunde Spaziergang mit Suffdruck – 5 Kneipen bewusst vermieden – im Hotel noch 1 Weißbier und 0,25l Rotwein, dann ohne Probleme ins Bett.
Früher wäre ich mit dem Suffdruck in der Kneipe gelandet und hätte noch mindestens 4 Weißbier getrunken.
Fazit:
Trinkverhalten: um bis zu 50% reduziert.
Libido noch erhöhter (meine Frau weiß nicht ob sie dass noch lange packt
)) )
Müdigkeit am Morgen wird besser.
Stimmungsaufhellung ca. ½h nach Einnahme der Dosis.
Stimmungsschwankungen werden viel seltener
weitere Reisebericht folgen....
Liebe Grüße und viel Erfolg an alle Mitstreiter !!