16. Suchttherapietage in Hamburgvom 14. bis 17. Juni 2011
Schwerpunktthema: SelbstheilungVeranstaltungsort: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 8, 20146 Hamburg (Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft)
wissenschaftliche Untersuchungen sowie Alltagserfahrungen verweisen darauf, dass viele Süchtige es schaffen, ihr problematisches oder abhängiges Konsumverhalten ohne professionelle Hilfe zu überwinden. Beim Zigarettenrauchen stellt die sogenannte Selbstheilung den üblichen Ausstiegsweg dar – nach Schätzungen gelingt dies 80 % bis 90 % der ehemaligen Raucher. Aber Selbständerung ist auch relevant für trockene Alkoholabhängige, von denen nach Untersuchungen die überwiegende Mehrheit keinerlei Kontakt zum Suchthilfesystem oder zum niedergelassenen (Haus-)Arzt aufgrund ihres Suchtproblems hatte. Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland bei 3,2 Millionen Menschen eine remittierte Alkoholabhängigkeit vorliegt. Dies verweist auf die Relevanz von Mechanismen der Selbstheilung, natürlichen Heilung, Spontanremission oder dem Herauswachsen aus der Sucht.
Das Anerkennen der Existenz von Selbstheilungsprozessen oder dem Selbstmanagement von Veränderungen im Gesundheitsverhalten relativiert ein deterministisches Krankheitsverständnis (fehlende professionelle Behandlung führt zu fatalistischem Verlauf) ebenso wie die Verabsolutierung der Abstinenz als alleinigen Weg der Überwindung einer Abhängigkeit. Trotz der Bedeutung der Selbstheilungsperspektive für Therapie und Prävention sind die beteiligten Prozesse zu wenig untersucht. Neuere Studien verweisen auf „Änderungsmotivation“ und fortlaufende „kognitive Abwägungsprozesse“ (im Unterschied zu auslösenden Einzelereignissen) als zentrale Elemente des Selbstveränderungsprozesses. Im Rahmen von „Stepped Care“ Behandlungsansätzen wird der Versuch unternommen, klinisch und therapeutisch relevante Erkenntnisse aus Selbstheilungsansätzen systematisch zu integrieren. Bei Selbstveränderungsprozessen haben neben innerpsychischen Abläufen auch äußere Rahmenbedingungen (Alltagskonzepte zur Sucht, Suchtpolitik, gesellschaftliche Partizipation) einen Einfluss, die in der Prävention und Gesundheitsförderung berücksichtigt werden können.
Der neueste Wissensstand zu Selbstheilung und Fragen der Konsequenzen für Behandlung und Prävention stehen auf den Suchttherapietagen 2011 im Mittelpunkt.
Ich stelle das Programm zum Download als PDF hier ein. Anhand der Kurzbeschreibung zu den Seminaren kann man schon erkennen, wie der Stand der Dinge heute ist. Hier noch ein
Link zu aktuellen Zahlen.LG Federico