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Post von Olivier Ameisen

Freitag 24. Februar 2012, 19:26

@Bonjour,

es war außerordentlich schwierig diesen Brief an Prof. Jonathan Chick zu schreiben, er ist ein Freund und Unterstützer. Die Zeitschrift in der dieser Brief an den Herausgeber am heutigen Tag veröffentlicht wird, ist eine der renommiertesten Fachzeitschriften weltweit (Alcohol & Alcoholism).

Es ist äußerst selten wenn ein kritischer Brief zu einem Artikel nicht gleich im Papierkorb landet, in diesem Fall musste nicht ein einziges Komma geändert werden. Es besteht dennoch kein Grund zu triumphieren, die Lobby der Baclofen-Gegner ist mächtig und fürchtet um ihre Deutungshoheit in der Behandlung von Alkoholismus. Sie haben allen Grund dazu, denn Alkoholismus kann mit einem Medikament behandelt werden, so wie Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz.

Ich möchte an dieser Stelle all jenen danken, die meinen Kampf für die Patienten unterstützt haben. Es ist Ihnen zu verdanken, dass die Resonanz auf eine wissenschaftliche Entdeckung nicht zu unterdrücken ist. Die Freiheit einer intellektuellen Diskussion ist leider nur in wenigen Ländern möglich, das Vereinigte Königreich ist eines davon.

Diese Veröffentlichung ist ein großer Tag für mich. Er wird dem Missbrauch von Patienten mit Suchterkrankungen hoffentlich ein Ende setzen.

Verzeihen Sie bitte meine ungeschickte Ausdrucksweise aber die Tage sind ein wenig hart für mich. Es ist sieben Uhr Morgens und es ist für mich das Ende einer schlaflosen Nacht und zugleich der Beginn eines erlebnisreichen Tages.

Cordialment

Olivier Ameisen


Jivaro und ich haben spontan beschlossen diesen privaten Brief zu veröffentlichen, da der Dank von Olivier Ameisen schließlich dem gesamten Forum gilt. In Kurzform ist dieser „Letter to the Editor“ in Alkohol & Alcoholism die Gegendarstellung zu einem Artikel von J. Chick, D. Nutt aus 2011 in dem Baclofen als Substitutions-Medikament ähnlich Methadon bei Heroin dargestellt wird. Einerseits ist diese Sichtweise verständlich, andererseits wissen wir, dass Baclofen wesentlich mehr ist als lediglich ein Substituit. Wir kennen einfach zu viele Fallbeispiele aus dem Forum und aus unsererem direkten Wirkungskreis – alles spricht ganz eindeutig für Recovery (Heilung). Es kann daher niemanden verwundern wenn wir uns der Sichtweise von Olivier anschließen, Baclofen besitzt ein weitaus größeres Wirkpotenzial.

Wir teilen die Auffassung von Olivier Ameisen uneingeschränkt und freuen uns, dass sein Kommentar an so exponierter Stelle und unkorrigiert veröffentlicht wurde.


Liebe Grüße
Federico, Jivaro
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AmeisenLtE.pdf
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Re: Post von Olivier Ameisen

Sonntag 26. Februar 2012, 13:32

Passend zum Thema eine neue Veröffentlichung aus dem Journal of Psychopharmacology (26(2) 199–204 Ó The Author(s) 2012) von David J Nutt, Anne Lingford-Hughes and Jonathan Chick zur Substitutionsbehandlung.

Wer sein Englisch verbessern möchte ...

LG Federico
PS Sollte Schule machen:

Conflict of interest
DJN has received grants, and/or consulting/speaker’s fees from many companies that have/had drugs or research interests in addiction treatment: GSK, Pfizer, D&A pharma, Sanofi, Lundbeck, Schering-Plough, Reckitts, Novartis, Merk-Lipha, Janssen-Cilag.

ALH has received grants, and/or consulting/speakers fees or sup- port to attend conferences from companies that have/had drugs or research interests in addiction treatment: GSK, Pfizer, Janssen-Cilag, Sanofi, Lundbeck, Servier, Merk-Lipha, Reckitts, Wyeth.

JC Has received speaker’s fees from D&A pharma.
Dateianhänge
J Psychopharmacol-2012-Nutt-199-204.pdf
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Re: Post von Olivier Ameisen

Sonntag 26. Februar 2012, 14:03

... ist ja eigentlich schon Standard

Jede seriöse Fachzeitschrift veröffentlicht heute nur Artikel, die einer "Peer Review" unterliegen und den Vorgaben der STROBE-Checklist genügen.

Dazu gehört seit langem auch die Nennung von Interessenkonflikten, selbst bei Leserbriefen!

Alle Artikel in "Pseudofachzeitschriften", die keinen Hinweis auf Interessenkonflikte enthalten, sind eigentlich als redaktionelle Beiträge getarnte Werbung von Interessengruppen oder Unternehmen!

LG

Praxx

Re: Post von Olivier Ameisen

Sonntag 26. Februar 2012, 14:24

Es liegen keinerlei Interessenskonflikte im Zusammenhang mit dieser Publikation vor.

Standardtext in „Sucht“, „Suchttherapie“, „Suchtmedizin“. Sind das alles Pseudofachzeitschriften?

LG Federico

Re: Post von Olivier Ameisen

Sonntag 4. März 2012, 22:11

Hallo, wie erwartet gibt es zum Thema Baclofen Reaktionen von voreingenommenen Ärzten, die von ihrer Schulweisheit nicht abweichen wollen. Das war zu erwarten. Wir, also solche Leute wie ich zum Beispiel, können ihnen nur beweisen, dass es auch noch andere Warheiten gibt. Ich bin seit nunmehr 30 Jahren Alkoholiker und mich kennen die Entgiftungskilinkien immer noch, obwohl ich dort nur noch auftauche (zur Entgiftung war ich seit zwei Jahren nicht mehr..), um andere Alkoholiker abzuliefern oder zu besuchen. Durch Baclofen führe ich wieder ein Leben ohne Saufdruck- ich fühle mich wieder wie ein "normaler" Mensch! Warum lassen die uns nicht in Ruhe und geben Baclofen und uns eine Chance - Das macht mich wütend!
Alle Gute und es bewegt sich doch
Euer Andreas

Re: Post von Olivier Ameisen

Freitag 16. März 2012, 19:22

praxx hat geschrieben:... ist ja eigentlich schon Standard

Jede seriöse Fachzeitschrift veröffentlicht heute nur Artikel, die einer "Peer Review" unterliegen und den Vorgaben der STROBE-Checklist genügen.

LG

Praxx


Peer review gibts auch bei Berichten ueber die Arge, da bin ich auch mal boes auf die Schnauze gefallen, als ich gemeint hab, man koennte was veroeffentlichen.
Pressefreiheit heisst hat nur: Die Presse darf veroeffentlichen was sie will, nicht was Du willst.

Rico

Re: Post von Olivier Ameisen

Montag 20. August 2012, 16:46

Kaum 6 Monate später gibt es eine kurze Antwort von Chick und Nutt auf den Letter to the Editor von O. Ameisen, Februar 2012.

In aller Kürze ist zu lesen, Ameisens Hypothesen sind derzeit nicht beweisbar.
Dank an Papfl an dieser Stelle für die schnelle Übermittlung des Artikels (PDF).

LG Federico
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Author's reply.pdf
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