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Federico
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Betreff des Beitrags: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Sonntag 6. Juli 2014, 17:47 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Schönheit, Freude und Genuss sind Antagonisten der Sucht. „Wo das Leben reich und erfüllt ist, hat Sucht keinen Platz.“ Auf dieser Grunderkenntnis basiert die Therapie im Anton Proksch Institut (Wien), der größten Suchtklinik in Europa. Verantwortliche Therapeuten stellen das erfolgreiche Konzept in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Rausch“ detailliert vor. „Nicht der 'Kick' oder die kurzfristige Berauschung stehen im Fokus therapeutischer Bemühungen, sondern die langfristige Integration der Erlebniswerte zur nachhaltigen Stärkung gesunder Persönlichkeitsanteile. Ein autonomes und freudvolles Leben kann dann geführt werden, wenn man sich dieser Möglichkeit auch bewusst ist und sie zu nutzen weiß. Diese Willens- und Handlungsfreiheit soll in der Gruppe zum Genusserleben spürbar gemacht werden und im Gegensatz zur reinen ungezügelten Lustbefriedigung ein vertieftes und anhaltendes Gefühl der Freude eröffnen,“ berichten Oliver Scheibenbogen, Selina Franzke und Michael Musalek in ihrem Leitartikel. „Das durch verstärkten Genuss induzierte eigene Wohlbefinden in alltäglichen Lebens- situationen dient der Vermeidung und dem Abbau von Stressfaktoren und in weiterer Folge der Rückfallprävention. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den salutogenetischen Faktoren wie Lebenseinstellung, Bewältigungskompetenz und soziale Ressourcen, die den allgemeinen Gesundheitszustand positiv beeinflussen und die Lebensqualität verbessern. Menschliche Ressourcen sind nicht nur Fähigkeiten, sondern vielmehr auch Kraftquellen, die es ermöglichen, Lebensprobleme zu lösen und der Erreichung von Lebenszielen näherzukommen. Für PatientInnen ist die Gruppe zum Genusserleben eine Aufforderung, sich neue Verstärkungsmöglichkeiten zu suchen und nicht mehr im Suchtmittel den omnipotenten Verstärker zu sehen. Je größer die Variationsbreite des positiven Erlebens ist, umso eher sind Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen gegenüber den suchtmittelspezifischen Lockrufen und Versuchungen gefeit ..." Leider gibt es keine andere Möglichkeit, das Themenheft muss als Printausgabe bestellt werden, kein PDF erhältlich. Also heißt es warten. Ich halte diesen Ansatz (Orpheus Programm), für sehr interessant. Das Heft kann hier zum Preis von € 15,– bestellt werden. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Sonntag 6. Juli 2014, 18:45 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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Danke @Federico! Wieder mal was aufmunterndes! Hört sich sehr vielversprechend an! „Wo das Leben reich und erfüllt ist, hat Sucht keinen Platz.“ "Wo das Leben reich und erfüllt ist, geht immer noch mehr!" Das war mein Denken, bis vor ein paar Jahren. Vor allem dann, wenn es denn erfüllt war. Das es da auch noch andere Formen des Glücks geben könnte, war mir zwar bewusst, einzig die Fähigkeit dies konsequent umzusetzten, hat gefehlt. Sport, Musik (machen), Meditation sind dabei meine Eckpfeiler - aber es geht natürlich um viel mehr, nämlich um die Integration einer Lebenseinstellung in den Alltag - bei den kleinen Dingen des Lebens. Hier wieder die subtileren Formen des Glücks zu erleben, das ist etwas, was man wieder erlernen kann, ich bin gerade dabei. Dabei Hilfe zu bekommen, mit mehreren diese Erfahrung gemeinsam erleben können, das könnte mit Sicherheit bei vielen nachhaltig was bewirken. Warum habe ich das so in keiner meiner 2 1/2 Therapien kennengelernt? Ressourcenorientierter Ansatz, mit Focus auf Lebensglück und allgemeiner Zufriedenheit, in der größten Suchtklinik Europas, Gefällt mir! LG Nordlicht
_________________ Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Sonntag 6. Juli 2014, 19:07 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Nordlicht hat geschrieben: Warum habe ich das so in keiner meiner 2 1/2 Therapien kennengelernt? Das könnte daran liegen, dass aus Sicht der Meinungsführer die bisherigen therapeutischen Konzepte gut und ausreichend sind. Siehe Tom Bschor und Apologeten. „Nimm meine saubere Therapie oder krepier“ ist in S'chland leider immer noch vorherrschende Meinung in den dafür vorgesehenen therapeutischen Einrichtungen. Umdenken wird lange dauern. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Sonntag 6. Juli 2014, 19:54 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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@Federico Federico hat geschrieben: Umdenken wird lange dauern. Ja, hat es bei Methadon auch! Und dann ging es ganz schnell... Hoffnung stirbt zuletzt LG Sebastian
_________________ Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Sonntag 6. Juli 2014, 20:27 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Ja schon, allerdings wurde Hannes Kapuste, der behandelnde Arzt, bis heute nicht rehabilitiert. Wenn man das in der Kurzfassung so liest – eine typisch deutsche Geschichte. Wenn Du jetzt noch keinen Zorn fühlst, fühlst Du nicht mehr. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Nordlicht
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Sonntag 6. Juli 2014, 20:59 |
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Registriert: Mittwoch 6. April 2011, 23:04 Beiträge: 236
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@Federico Ich kannte die Geschichte von dem Herrn Kapuste nicht. Was soll man dazu sagen? Es gibt sie eben doch noch, die Idealisten! Die, die gegen Recht und Gesetzt handeln, weil sie wissen, dass ihr handeln ethisch richtig ist. Leider sind diese Menschen sehr rar gesät. Danke für den Link!!! Unfassbar! LG Nordlicht
_________________ Was ist eigentlich alt? Was ist jung? Jung, wo die Zukunft vorwaltet. Alt, wo die Vergangenheit die Übermacht hat. (Novalis , dt. Dichter)
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ralf
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Montag 7. Juli 2014, 23:39 |
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Moderator |
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Registriert: Dienstag 22. Februar 2011, 16:17 Beiträge: 417 Wohnort: Münsterland/Tecklenburger Land
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Hallo Federico , Nordlicht hat geschrieben :Zitat: Ressourcenorientierter Ansatz, mit Focus auf Lebensglück und allgemeiner Zufriedenheit, in der größten Suchtklinik Europas, Gefällt mir! ... - gefällt mir auch sehr ! ... und @ Nordlicht : ... die vermeintlich "kleinen" Dinge des Alltagslebens, die verschiedensten Formen von Glücks - Empfinden und Freude neu zu erfahren und zu erlernen ... ... - gefällt mir auch sehr ! ´nen schönen Abend noch , Ralf.
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Dienstag 8. Juli 2014, 19:17 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Federico hat geschrieben: „Das durch verstärkten Genuss induzierte eigene Wohlbefinden in alltäglichen Lebens- situationen dient der Vermeidung und dem Abbau von Stressfaktoren und in weiterer Folge der Rückfallprävention. Feiner Beitrag, Federico. LG Patrick
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Donnerstag 10. Juli 2014, 14:58 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Schönheit, Freude und Genuss. Mir gefällt das selbstredend auch sehr und spontan hätte ich jeden einzelnen Satz des Eingangspostings unterschrieben. Begrüssenswert ist eine solch ressourcenorientierte Therapie allemal - man darf und soll sich wieder Gutes vom Leben nehmen und Genuss gönnen. Die Haltung und Aufforderung kam mir übrigens entgegen in LZT und Therapie - Schland hin oder her, das wurde praktiziert und tat gut. Viel Schönes war gar nicht mehr im Blickfeld gewesen. Allerdings: Warum zum Geier ist mir "vertiefte und nachhaltige Freude" erst mit Baclofen zuverlässig zuteil geworden? Zitat: Ein autonomes und freudvolles Leben kann dann geführt werden, wenn man sich dieser Möglichkeit auch bewusst ist und sie zu nutzen weiß Das greift zu kurz, ich finde das einmal mehr zu absolut - meine persönliche kleine Allergie, sorry: Es könnte suggeriert werden, dass sowas für jeden menschenmöglich ist, wenn er sich genügend Mühe gibt und es richtig macht. Konkreter Erfahrungswert: Mein Bewusstsein dazu war vorhanden, die Mittel ebenso, die Umsetzung hatte ich - brav und therapeutisch begleitet - in mein Leben integriert und ich wurde darin unterstützt. Beste Voraussetzungen also, und es konnte auch Freude machen und das Leben farbiger. Jedoch: Nachhaltigkeit stellte sich noch immer nicht zuverlässig ein - obwohl ich die Strategie immer wieder von neuem aufgriff (sie gefiel mir gut ). Bewusstsein und Wissen-wie: So linear und kausal funktioniert das schlicht nicht, wenn Craving dauernd beängstigt, destabilisiert und erschöpft. Schönheit, Freude und Genuss - so stark mein inneres JA zu einer solchen Ausrichtung auch war: Sie wurde stets sabotiert. Nachhaltig zurück blieb nach Rückschlägen/-fällen, die ich trotz Anwendung aller Strategien erleben musste, dann allerdings jeweils ein zusätzlicher Imperativ: Wenn es nicht fruchtet, musst du es besser machen - und/oder mehr desselben. (Zurück auf Start und nun aber RICHTIG!) Meine innere Instabilität war stets stark genug, anhaltende Serien von Erfolgen wieder zu überlagern, auch in langen abstinenten Phasen. Das änderte sich mit Baclofen und mit dem Forum - schlagartig. "Lass mal wirken und GGG. Wird schon." Ich blicke auf mehr als sieben Monate Einnahme zurück und konstatiere eine nie zuvor erlebte "Willens- und Handlungsfreiheit", die sich von selbst entwickelte, ohne jegliche absichtsvolle Intensivierung von hilfreichen Strategien. (Etwas pointiert ausgedrückt: Eher unter Vernachlässigung sämtlicher Strategien.) Was war also falsch gewesen? Nichts ist falsch an ressourcenorientierten Strategien - aber mir fehlte die Grundlage, um positive Auswirkungen auch sicher integrieren zu können: Die innere Stabilität durch Freiheit von Craving und nicht beachteten, weil als "normal" empfundenen Angst-/Stressreaktionen, die mir dieser Wirkstoff endlich gegeben hat. Auf diese Stabilität kann ich mich nun verlassen und nichts war seither in der Lage, mich wieder umzuwerfen. Damit wurde Nachhaltigkeit erst möglich. Denn alles, was auf diesen sicheren, fruchtbaren Boden fällt, wächst zu einer stabilen Pflanze heran. Ich hatte mich zeitlebens immer zusammenreissen müssen, um einigermassen stabil zu sein. Diese enorme Energieverschwendung und Besetzung erkenne ich allerdings erst im Rückblick, seit ich sie nicht mehr leisten muss. In dieser Hinsicht war ich "abnormal" gewesen - weder ich selbst noch sonstwer, auch nicht die Fachleute, hatten die permanente Verunsicherung durch Angst in der ganzen Tragweite erkannt. Für mich war es gewohnt, damit zu leben und zu kämpfen; ach, das muss nicht jeder? Und dann kommt da so ein kleines molécule daher... und macht einem klar, dass man bis in kleinste alltägliche Reaktionen von Angst bestimmt gewesen war. Genuss "geschieht mir" dabei übrigens meist absichtslos und zwanglos: ich brauche mich nicht darum zu bemühen oder ihn bewusst zu suchen. Und ich benötige weit weniger davon, als ich je vermutet hätte: das alltägliche good-enough reicht völlig aus für "vertiefte und nachhaltige Freude". Nix da von "süchtiger Ansprüchigkeit", wie uns von anderer Seite gern pauschal unterschoben wird. lg Lisa
_________________ Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick
Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Genusserleben als Antagonist der Sucht Verfasst: Donnerstag 10. Juli 2014, 22:29 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@alle die es interessiert, heute Mittag habe ich das Heft erhalten und ich konnte mich ein wenig einlesen. Die Fachzeitschrift „rausch“, Wiener Zeitschrift für Suchttherapie ist nur auf dem Postweg erhältlich, es wird auch absehbar kein PDF im Netz zu finden sein. Das Heft kann aber hier zum Preis von € 15,– bestellt werden. Nach meinem ersten Eindruck kann ich sagen, die Ausgabe lohnt sich, hier die rausch hat geschrieben: Zusammenfassung
Die zentrale Intention des Orpheus Programms ist suchterkrankten Personen bei der Entwicklung eines autonomen sowie sinn- und freudvollen Lebens zu unterstützen. Ein dauerhafter Verzicht auf das Suchtmittel wird gerade zu Therapiebeginn oder sogar noch früher, nämlich in der Phase der Absichtsbildung, als sehr belastend und schmerzhaft erlebt. Die Folge ist eine unzureichende Entwicklung intrinsischer Therapiemotivation. Die Gruppe zum Genusserleben versteht Genuss als Antagonist zur Sucht. Gelingt es den Betroffenen ein freudvolles und reiches Leben wieder aufzunehmen, so tritt die Sucht allmählich wieder in den Hintergrund. Erste Ergebnisse einer Evaluationstudie zeigen eine deutliche Zunahme wesentlicher internaler Ressourcen der Betroffenen, wie beispielsweise Selbstmanagementfähigkeiten, soziale Unterstützung und Selbstwirksamkeitserwartung.
Interessant ist die noch nicht fertiggestellte Evaluationsstudie die vergleichend mit einer konventionellen Therapie durchgeführt wurde. Erste Ergebnisse sind im Heft zu sehen, wie z. B. die Selbstmanagementfähigkeiten, soziale Unterstützung und allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung (FERUS) nach Jack (2007). LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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