Über die Jahre haben sich neue Therapieformen entwickelt, die Alkoholabhängigkeit
in anderen Zusammenhängen sehen. Die systemische Therapie als Behandlungsmethode 
bei Alkoholabhängigkeit ist längst angekommen. Ein Buch aus der Feder eines Praktikers,
das neue Ein- und Ausssichten ermöglicht, erläutert anhand von Fallbeispielen die 
systemische Sichtweise und es macht Mut. Bei Betroffenen die noch zaudern, bei Therapeuten 
die mit herkömmlichen Methoden schon lange unzufrieden sind und nicht zuletzt bei Angehörigen, 
die ihre Zauderer aus einer anderen Perspektive wahrnehmen.
Das Buch kann helfen, uns selbst besser zu verstehen. Es ist eine hervorragende Ergänzung 
 endet.
Das teilweise schwer zu verstehende Soziologen-Deutsch erfordert eine hohe Bereitschaft,
sich „durchzubeißen“ – ein hohes Maß an Sturheit, die uns Zauderern nicht fremd sein dürfte.
R. Klein hat geschrieben:
Alkoholabhängigkeit als sich selbst organisierendes System.
Auszug aus dem Buch 
Lob des Zauderns von Rudolf Klein.
Nun verlaufen die beschriebenen Entwicklungen zwar parallel, aber nicht unverbunden. 
Die drei Systeme stehen vielmehr in einem System-Umwelt-Verhältnis zueinander und 
können sich wechselseitig, ihrer jeweiligen Struktur entsprechend, irritieren. So, wie sich 
eine körperliche Übelkeit auf seelische, kommunikative und biologische Prozesse auswirken 
kann, verhält es sich natürlich auch beim Trinken von Alkohol – und das mit teilweise 
fatalen Folgen. 
Die einzelnen Prozesse der drei Systeme werden über Jahre miteinander verknüpft. Und 
zwar so, dass es den Anschein hat, als wäre das alkoholische System nur noch auf diese 
Weise funktionsfähig. Selbstverständlich ist dem nicht so. Denn auch nach abhängigen 
Trinkphasen können alle drei Systeme prinzipiell ohne Alkohol funktionieren. So, wie sie vor 
der Ausbildung einer Abhängigkeit ja ebenfalls funktioniert haben. Die enge Verknüpfung 
der drei Systeme lässt sich folgendermaßen beschreiben: 
Die im psychischen System des süchtigen Trinkers aufgebauten kognitiven und affektiven 
Erlebensstrukturen eröffnen die Möglichkeit, einerseits als unangenehm bewertete Gefühle 
wie Einsamkeit, Scham und Angst wegzutrinken und andererseits angenehme Gefühle wie 
Freude, Zugehörigkeit und Leichtigkeit vorübergehend durch Alkoholgenuss zu steigern. 
Durch dieses „Passpartout“ können die meisten Außenreize in eine erträgliche Form 
gebracht werden. Und zwar unabhängig davon, von welchem System diese Reize ausgehen. 
So können zum Beispiel drohende Entzugserscheinungen wie Unruhe, Zittern, 
Schweißausbrüche oder andere unangenehme körperliche Zustände im biologischen 
System erträglich gemacht oder gar vorübergehend behoben werden. Indem diese Lösung 
praktiziert wird, werden parallel neurophysiologische Effekte erzielt, die sowohl eine 
chemische Veränderung der Neuronen zur Folge haben, aber auch spezifische neuronale 
Netzwerke ausbilden, die rückwirkend die kognitiv emotionalen Erlebnisweisen psychischer 
Systeme stabilisieren.
Gleichzeitig haben diese Wechselwirkungsprozesse auch Auswirkungen auf die Abläufe im 
sozialen System. In aller Regel erhöht sich der Stress innerhalb der Familie durch Paar- oder 
Erziehungskonflikte, oder es drohen Konflikte am Arbeitsplatz durch reduzierte Leistungs-
fähigkeit, zunehmende Fehlzeiten und Unfallrisiken. In einigen Fällen drohen Abmahnungen 
sowie der Verlust des Arbeitsplatzes. Auch dieses Stresserleben wird durch das Lösungs-
modell Trinken behoben, was logischerweise den Stress erhöht und die beschriebenen 
physischen und psychischen Dynamiken anheizt.
Bei einer Alkoholabhängigkeit handelt es sich um ein Selbstregulationsmanagement mit 
dem Ziel, unangenehme Einflüsse erträglicher zu machen bzw. angenehme Zustände noch 
angenehmer zu gestalten. Man hat es also nicht etwa primär mit einer Problemerzeugungs-, 
sondern mit einer Problembewältigungs- bzw. Problembeseitigungsdynamik zu tun. Oder, 
anders formuliert: Alkoholabhängigkeit ist das Ensemble chronifizierter Lösungsversuche. 
Es entwickelt sich ein biopsychosoziales Schema, mit dem Reize jedweder Art – seien sie 
psychisch, biologisch oder sozial bedingt – abgetastet und so auf eine behandelbare Form 
gebracht werden. Damit erscheint dieses Schema als eine vorerst stabile, hilfreiche und 
orientierunggebende Komplexitätsreduktion einer als überkomplex erlebten Welterfahrung. 
Für alles gibt es eine Antwort: Trinken. Genau das macht das Trinken attraktiv und zu einem 
Überlebensmittel obwohl auf jeder Systemebene prinzipiell Alternativen zur Verfügung 
stehen – jedes System könnte auch ohne Alkohol existieren – wird immer wieder die gleiche 
Lösungsvariante gewählt und die süchtige Dynamik mit teilweise verheerenden Folgen 
stabilisiert. Das Lösungsmanagement stellt dann ein zum Problem geronnenes Lösungs-
verhalten dar. 
Damit erscheinen alle Ansätze fraglich, die sich ausschließlich auf eine Systemebene 
konzentrieren. Seien sie chemisch-physikalischer Natur wie Entzugsbehandlungen, 
medikamentöse Therapien (Ameisen 2009) Verabreichung von Anti-Craving-Substanzen 
oder die Implantation von Hirnschrittmachern (Voges 2012; Epoch times 2012). Seien Sie 
auf das psychische System abzielende Versuche wie Psychotherapien oder Pädagogik. Oder 
seien Sie auf das soziale System fokussierende familien- oder soziotherapeutische Vor-
gehensweisen. Es geht vielmehr um Ansätze, die die gesamte Komplexität des Suchtge-
schehens zu erfassen versuchen.
Fünf Schlussfolgerungen:✔ Das abhängige Trinken stellt zunächst einen Lösungsversuch für 
Situationen dar, für die offensichtlich keine sinnvolle, nützliche und erfolgsträchtige 
Alternative zur Verfügung stand.
✔ Abhängiges Trinken ist einerseits Ausdruck einer erfolgreichen 
Überlebensstrategie und andererseits ein Hinweis, dass bisherige Krisen die praktizierte 
Lösungsstrategie des abhängigen Trinkens noch nicht destabilisieren konnten.
✔ Eine wie auch immer aussehende und von außen angebotene 
Veränderungsidee kann nur eine positive Wirkung entfalten, wenn Sie die intern 
vorhandenen biologischen, psychischen und sozialen Strukturen erfasst, respektiert und 
dennoch angemessen irritiert.
✔ Die Angemessenheit einer Irritation, sei sie biologisch, psychisch oder 
sozial ausgerichtet, wird durch die Struktur des jeweiligen Systems der Klienten festgelegt 
und kann nicht vorausgesagt werden.
✔ Die Problematik des süchtigen Trinkens hat damit einen riesigen Vorteil 
gegenüber vielen anderen sogenannten Störungen: Sie zu beeinflussen liegt komplett in den 
Möglichkeiten der trinkenden Menschen. Und nur sie können und müssen entscheiden – 
früher, später oder nie –, mit welchen Maßnahmen (und ob überhaupt) sich etwas verändern 
kann und soll.