Die RTU ist ab März gültig!
Le FigaroVon Anne-Laure Lebrun – 24.02.2014
Beinahe ein Jahr, nachdem die Agentur für Medikamentensicherheit die Wirksamkeit von Baclofen in der Behandlung des Alkoholismus einräumte, wird sie ab kommendem März die Ärzte autorisieren, dieses Muskelrelaxans zu verschreiben.
Info Figaro.. Baclofen wird „voraussichtlich im März zugelassen“, hat sich die Agence du médicament dem Figaro gegenüber geäussert. Diese Erklärung setzt dem rund 8monatigen Warten ein Ende. Im letzten Juni hatte der Direktor der ANSM, Dominique Maranchini, erkärt, dass Baclofen, ein Mittel zur Muskelentspannung (zur Behandlung bei MS), das auch den Zwang zu trinken nimmt, noch vor Ende 2013 offiziell zugelassen werde.
Dieses Versprechen weckte grosse Hoffnungen bei den Anwendern von Baclofen. Doch das Warten auf die RTU (Befristete Empfehlung zur Anwendung) liess mehr als einen verzweifeln. „Da keine aktuelle RTU besteht, wird mit der RTU Baclofen die erste derartige in Gang gesetzt. Die Verzögerung trägt dieser neuen Situation Rechnung“, rechtfertigt sich die ANSM.
Als wirksam anerkannt seit 7 Jahren2008 wurde Baclofen durch das Buch „Le Dernier Verre“ als Wundermedikament bekannt. Der am 18. Juli 2013 verstorbene Olivier Ameisen erzählte darin, wie er sich durch Selbstverabreichung des Medikaments, selbst geheilt hatte.
Gleich darauf verlangten die Alkoholkranken von ihren Ärzten des „rettende Medikament“, das zur Gleichgültigkeit gegenüber dem Alkohol führt. Die französische Vereinigung der Alkohologen schätzte 2012, dass 71% ihrer Mitglieder Baclofen im Kampf gegen den Alkoholismus verschrieben (weit entfernt vom ursprünglichen Verwendungszweck). Konsequenz für diese Ärzte: sie befanden sich juristisch gesehen in einer heiklen Situation und den Patienten wurde die Rückerstattung durch die Krankenkassen verweigert. Eine Situation, die durch die RTU nun aufgelöst wird.
Dosierung von Fall zu Fall unterschiedlichWährend drei Jahren wird durch die befristete Anwendungsempfehlung, die es nun ermöglicht, die Behandlung der Patienten zu überwachen und abzusichern. Im Jahr 2012 nahm die Zahl der unerwünschten Nebenwirkungen zu: 263 Fälle wurden deklariert, 93 davon schwere, insgesamt 163 mehr als 2011. Dieser Anstieg erklärt sich hauptsächlich durch die erhöhten Verkäufe von Baclofen. Aber auch durch die Probleme der Dosisfindung. In der Tat ist die wirksame Dosis für jeden Kranken unterschiedlich. Von einer 10mg-Tablette bis zu 100mg am Tag.
Parallel laufen in Frankreich zwei klinische Studien, Alpadir und Bacloville, um Wirksamkeit und Toleranz von Baclofen zu evaluieren. Sie werden vielleicht die Frage der Dosierung lösen und die mit den Nebenwirkungen verbundenen Risiken verstehen helfen. Diese Studien werden den 4 Millionen Franzosen mit hoch riskantem Alkoholkonsum auch längerfristige Antworten zum weiteren Vorgehen nach der RTU bringen. Ihre Ergebnisse werden Ende Jahr erwartet.
@Lisa