Samstag 24. Januar 2015, 21:09
		
			
			
Christophe Billoret: „Baclofen hat mich vom Alkoholismus geheilt“.
 Nachdem er im Alkohol versunken ist, hatte Christophe Billoret alles verloren. 
Seine Arbeit, seine Familie, seine Wohnung. Die Begegnung mit Baclofen hat ihn von der 
Abhängigkeit befreit.
Fragen an den Autor Christophe Billoret
Sciences et Avenir: Sie haben gerade ein Buch veröffentlicht, das über Ihre Erfahrungen 
mit Alkoholismus und die Überwindung mit Hilfe eines Medikamts berichtet, mit Baclofen. 
(Das Buch ist dieser Tage erschienen. 220 S., 17,– Euro, in französischer Sprache). In welchem 
Moment ist die Idee entstanden?Christophe Billoret: Ein oder zwei Monate nach meiner Heilung. Ja, ich spreche über 
die „Heilung“. Ich weiß, dass die Aussage in der Behandlung des Alkoholismus ungewöhnlich, 
ja fast tabu ist. Die Ärzteschaft rückt die „Behandlung“ in den Vordergrund vor und vermeidet 
Begriffe wie „Heilung“. Dann sagen wir, dass Baclofen eine Behandlung ist, die mich geheilt 
hat. (Lachen).
Also ab meiner Heilung wurde ich von allen Seiten mit Vorurteilen konfrontiert, einschließlich 
meiner Angehörigen. Ich habe eine Form abwartender Haltung festgestellt, die an einem 
Dogma festhält, das im Kopf  implantiert ist und das zusammengefasst werden könnte mit: 
„Es ist nicht möglich, den Alkoholismus mit Arzneimitteln zu heilen, weil die einzige bekannte 
und bewährte Möglichkeit die Abstinenz ist“.
Sciences et Avenir: Kennen Sie die traditionellen Methoden der Behandlung 
des Alkoholismus gut? 
Christophe Billoret: Ah, das habe ich sogar auf vertiefte Art gekannt! Ich habe drei 
Therapien gemacht [therapeutische Unterbringung nach einer Entziehungskur], zwei 
Entwöhnungen und ich habe den Verein der Anonymen Alkoholiker (AA) ebenfalls beharrlich 
besucht. Das ganze Arsenal! (Lachen). Die Behandlungen betreffend, habe ich alles gemacht – 
jede Weiterbehandlung, auch die mit unwirksamen Arzneimittel wie Aotal, Revia und anderen, 
die sehr gefährlich sind wie z.B. ein Aversivum, das Erbrechen und epileptische Anfälle provoziert.
Sciences et Avenir: Zu welchen Resultaten sind sie gekommen? Christophe Billoret: Gleich Null, würde ich sagen. Das System der Kuren muss völlig 
anders gesehen werden. Sie werden mehr oder weniger verwaltet. Das Niveau der Betreuung 
ist völlig abwegig – wirtschaftlich ebenfalls. Insgesamt sowie auch die psychologische 
Begleitung, die oft von einer unbeschreiblichen Folklore beherrscht ist. Man weckt übertriebene 
Schuldgefühle bei den Kranken – das einzige Glück zu überleben und immer nach dem Dogma 
„nur die Enthaltsamkeit und nichts anderes wird helfen“. Ergebnis: man kommt total "gebrochen" 
wieder heraus. Einmal Alkoholiker – immer Alkoholiker!
Sciences et Avenir: Was war ausschlaggebend für ihren Abschied vom Alkohol? 
Christophe Billoret: Der anfängliche Impuls war die Lektüre von Olivier Ameisen, das 
Buch „Le Dernier Verre“ [in dem dieser Arzt über seine Abhängigkeit vom Alkohol und seiner 
Genesung dank Baclofen erzählt]. Ich habe es sehr schnell gelesen. Ich habe es dann wieder 
gelesen, danach noch ein drittes Mal. Ich war verblüfft zu erkennen, dass dieses Arzneimittel 
existierte und effizient sein konnte! Dieses Ende der „Heilung“, ich hatte vorher nie davon 
gehört. Das ganze Gegenteil von AA, die sich niemals für „geheilt" und vom Alkohol befreit
fühlen dürfen. Es gibt keinen Alkohol mehr bei AA aber der Alkohol bestimmt trotzdem ihr 
Leben und sie denken daran permanent daran.
Sciences et Avenir: Haben Sie also entschieden, die Erfahrung selbst zu machen?
Christophe Billoret: Der Begriff der „Wirkungsdosis“, die im Buch erläutert wird ist 
entscheidend gewesen. Sie bestimmt, dass jeder Alkoholiker unabhängig von seinem Alkohol- 
Verbrauch, eine Schwellendosis von Baclofen benötigt die äusserst individuell ist. Als ich entschied, 
dieses Medikament an mir zu testen, hatte ich die Vorstellung, dass Baclofen nicht funktionieren 
könnte und zahlreiche Nebeneffekte zur Folge haben würde. Glücklicherweise ist das nicht 
der Fall gewesen.
Sciences et Avenir: Was muss man Ihrer Meinung nach machen, 
damit sich die neue Behandlungsmethode in Frankreich etabliert? Christophe Billoret: Einmal die endgültige Anerkennung des Produktes (das in einigen 
Monaten mit dem Ergebnis von klinischem Studien der Fall sein wird). Sicherstellung, dass das 
Baclofen außerhalb des institutionellen Kreislaufs verschrieben wird und dass die Ärzte besser 
über seinen Gebrauch informiert werden. Des weiteren müssen die Professionals unerfahrene 
Ärzte schulen, damit das Drama von Misserfolgen beendet wird. Misserfolge sind zwangsläufig 
zahlreich im derzeitigen Rahmen. Vergessen wir nicht, die Diskreditierung durch die 
Alkoholspezialisten die wenig Interesse an kostengünstiger Generika zeigen, ihre Interessen 
sind eng mit denen der Industrie verbunden.
Sciences et Avenir: Stellen Sie die Abstinenz ebenfalls in Frage? 
Christophe Billoret: Der Wegweiser zeigt tatsächlich durch den Wegfall von diesem 
sakrosankten Mythos der Enthaltsamkeit, hin in eine andere Richtung! Was die Enthaltsamkeit 
anbietet, kann keine Wahl sein denn es ist vielen gelungen, über diesen Umweg abstinent zu 
werden. Aber für andere steht das nicht zur Debatte. Man muss verstehen, dass Baclofen keine 
Erlaubnis zum Trinken erteilt – es lässt einfach diese Möglichkeit offen. Ich selbst kann mir ab 
und zu ein Glas gönnen nachdem ich seit 2 Jahren von der Abhängigkeit befreit bin. 
Alkoholabhängige Menschen sind äußerst verschieden und man sollte beginnen, sich dessen 
bewusst zu werden. Der Missbrauch von Alkohol ist die einzige Gemeinsamkeit die Alkoholiker 
haben.
LG Federico
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