Zitat:
„Nichtsdestotrotz würde ich, wenn ich noch einmal wählen dürfte, wieder Medizin studieren. Eigentlich fühle ich mich noch immer wie ein Medizinstudent und habe mich immer so gefühlt. Ich lerne jeden Tag – von Studenten, Fachzeitschriften, aber hauptsächlich von Patienten.“
Dieser Satz hat mich sehr nachdenklich gemacht. Er stammt aus meiner Raritätensammlung und ist so ziemlich das beste Interview, das mit Olivier je gemacht wurde. Natürlich in der Schweiz – in Deutschland wie wir wissen – undenkbar.
Das nachfolgende Zitat aus dem Interview erklärt am besten mein wachsendes Unbehagen mit dem hiesigen Wissenschaftszirkus:
Zitat:
„Lange Zeit habe ich geglaubt, dass Suchtexperten mich und meine Krankheit verstehen. Tatsächlich habe ich jedoch in den sechs Jahren nach meiner Selbstheilung während vieler Gespräche erkennen müssen, wie wenig sie wissen. Ihre Kenntnisse stammen aus Büchern, aus Gesprächen mit Kollegen. Und selbst wenn sie einige Zeit mit den Patienten verbringen - die jedoch meist nicht die Wahrheit erzählen aus Angst, ihren Job und ihre Familien zu verlieren oder nicht ernst genommen zu werden -, gelingt es nur wenigen Ärzten, eine wirkliche Sichtweise und ein tieferes Verständnis für die Krankheit zu entwickeln. Aus diesem Grund ziehen es viele Alkoholiker und Suchtkranke vor, lieber von einem betroffenen Arzt behandelt zu werden als von einem Mediziner, der über das Verlangen nach Alkohol spricht, aber nicht versteht, wie sich die Patienten fühlen.“
Ich kann nur jedem empfehlen das als PDF eingestellte Interview sorgfältig zu lesen. Vor allem empfehle ich es denen, die angefangen haben zu zweifeln. Es hat schon seinen Grund, weshalb die französischen Ärzte ihre Patienten dazu verpflichten, das Buch zu lesen ...
LG Federico
PS ... auch wenn sie in vielen Dingen anderer Meinung sind.
