Dieses ständige Bemühen von
"Wundermittel" in der Schlagzeile.
Zitat:
Ein Wunder ist ein Ereignis, das (a) der allgemeinen Erfahrung widerspricht, (b) naturgesetzlich unmöglich ist, und (c) daher von einer übernatürlichen Wesenheit verursacht wurde. Laut Bedingung (a) sind Wunder also außergewöhnliche Ereignisse. Würden Wunder täglich um uns herum geschehen und somit zur allgemeinen Erfahrung gehören, wären sie nicht wunderbar im psychologischen Sinne des Staunens, was in der Regel mit einer positiven Bewertung eines solchen Ereignisses einhergeht. (Das Wort „Wunder“ wird in der Alltagssprache oft auf diesen psychologischen Aspekt beschränkt, etwa um glückliche Zufälle wie die unerwartete Rettung von Menschenleben zu bezeichnen.) Da es aus naturwissenschaftlicher Sicht nur gesetzmäßige Ereignisse gibt, muss ein Wunder ein naturgesetzwidriges Ereignis sein (Bedingung b), was nur durch ein übernatürliches Durchbrechen der Naturgesetze gedeutet werden kann (Bedingung c).
Letzteres erklärt, warum der eigentliche Begriff des Wunders auf den Bereich der Religion beschränkt ist.
Wundermittel... Baclofen ist ein Medikament, mit dem unerwartet gute Behandlungserfolge erreicht werden. Sie sind a) wiederholbar (Berichte aus Foren / von Ärzten und Studien), können b) naturwissenschaftlich erklärt werden (Neurologie) und durchbrechen c) keine Naturgesetze.
A : B Wunder trifft auf Glaube (oder Überzeugung).
1 : 2 Wirkstoff trifft auf Wissenschaft.
Sollte man annehmen dürfen. Trotzdem kranken manche Gegner der Therapie daran, dass sie dem Irrtum aufsitzen, es treffe A auf 2 oder 1 auf B. Wir wissen spätestens seit Sylvie's Erfahrungen mit RTL, wie heikel es ist, Interview-Auszüge zu interpretieren, ohne den dazugehörigen Kontext zu haben. Trotzdem zitiere ich hier (16:40 der Reportage) religiöses Vokabular eines Suchtmediziners:
Dr. Bertrand Nalpas, Alkohologe INSERM hat geschrieben:
„Baclofen zu nehmen, um – sagen wir - weiter trinken zu können, aber weniger, das ist… für mich ist das eine
Häresie. Es bedeutet: Gebt mir die Fähigkeit, eine Kontrolle meines Konsums wieder zu erreichen, weil ich normal sein will. Hier muss bedacht werden, dass Normalität bedeutet, zu trinken.“
Wen wundert's, was dieser Begriff in einem wissenschaftlichen Kontext zu suchen hat? Der Gegenbegriff zu Häresie (Ketzerei) ist übrigens Orthodoxie (Rechtgläubigkeit). Und Dr. Nalpas verschreibt Baclofen aus Überzeugung nicht.
lg
Lisa