Unsere Freunde aus Frankreich wurden zu einer „Diskussionsveranstaltung“ eingeladen. Hier der Bericht, frei übersetzt von Federico und Jivaro:
Am 11. Mai wurden wir zu einer Diskussion mit dem Thema „pro und contra Baclofen" durch das IREB (Institut zur Erforschung von Getränken) eingeladen. Diese Organisation, die von Unternehmen in Produktion und Vertrieb von alkoholischen Getränken (wie Pernod Ricard und Heineken, u.v.a.m.) finanziert wird, zielt darauf ab, eigene „Forschung zu betreiben. Wir hatten eigentlich eine produktive Veranstaltung erwartet. Die Lektüre des Berichts über diese „Diskussion“ zeigt, der Kampf ist noch nicht vorbei, er hat gerade erst begonnen. Die Interessen der Kritiker von Baclofen sind eindeutig, sie schrecken vor nichts zurück, um den Durchbruch von Baclofen zu verhindern. Wir müssen mehr denn je wachsam bleiben und alle Kräfte mobilisieren. Unsere Stärke in diesem Kampf ist die große Zahl von Unterstützern und die ständig steigende Zahl von Menschen um uns herum, die zeigt, daß unser Weg der richtige ist.
AUBES 28.05.2011
Bericht von dieser VeranstaltungIREB, (Institut für wissenschaftliche Erforschung von alkoholischen und anderen Getränken*) organisierte eine Veranstaltung am 11. Mai, mit dem Thema: „pro und contra Baclofen“. Kontaktiert von Nicole Leymarie, Organisator der Veranstaltung, waren Bernard Joussaume und Renaud de Beaurepaire eingeladen, um das Problem bei einem „Frühstück" mit Philippe Batel und Michel Dutilleux diskutieren. Kurz gesagt, eine echte Debatte zu der jeder seine Meinung beitragen kann. Wir versprachen uns eine spannende Diskussion und erhofften uns, dass große Spirituosenhersteller ein echtes Interesse an der einzig wirksamen Behandlungsmethode für alkoholkranke Patienten haben könnten. Wir erinnerten uns an einige positive Stimmen aus dem Umfeld der Weinerzeuger (eine Minderheit zwar, aber immerhin), sie gehörten zu den ersten, die positiv auf die Entdeckung Olivier Ameisens reagierten.
Wir sahen der Veranstaltung jedenfalls positiv entgegen und freuten uns auf eine konstruktive Debatte die einführend mit Jean Pol Tassin, einem Neurobiologen, und Sucht-Spezialisten begann. Tassin erklärte zuerst die Wirkung der Substanz auf den Neurotransmitter GABA. Sehr interessante Präsentation, mit vielen Grafiken anschaulich erläutert. Am Ende aber stand die Erkenntnis, die Funktionsweise dieser Neurotransmitter ist so komplex, dass die Wirkung von Baclofen auf der Belohnungsebene nicht nachzuweisen sei. Darauf folgte die Begründung für eine mögliche Wirksamkeit von Baclofen: der Placebo-Effekt. Dieser würde erklären, warum die Mehrheit der Patienten gute Behandlungsergebnisse erzielen würde. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch, dass ein anderer Wirkstoff mit ähnlichen Eigenschaften aber ohne Nebenwirkungen entdeckt wurde und bereits in einer klinischen Phase-III-Studie sei. Ein neues Medikament?
Dann folgte die berühmte Liste von Nebenwirkungen, in einer Art und Weise dargestellt, die nur einen Schluss zulassen konnte. Alle Patienten hatten immer und vor allem sämtliche unerwünschte Wirkungen gleichzeitig zu ertragen. Keine Rede davon, dass diese Nebenwirkungen auch wieder verschwinden würden. Der Redner zitiert dann die schrecklichen Folgen: Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung, der Auffassungsgabe, Beeinträchtigung der räumlichen Wahrnehmung, nachlassender Appetit und Müdigkeit. Des weiteren Verwirrtheit, motorische Störungen. Für Jean Pol Tassin liegt der grösste Nachteil von Baclofen darin, dass der Appetit vermindert wird. In der Praxis scheinen jedoch diejenigen, die über eine Gewichtsabnahme berichtet haben, eher zufrieden mit diesem unerwarteten Nebeneffekt zu sein. Jean Pol Tassin vertrat damit ganz offen seine Position gegen Baclofen, der Boden war also bereitet für den zweiten Redner, den Psychiater Philip Gorwood. Die Präsentation begann mit dem hervorragenden Bild in der Öffentlichkeit und der Wirkung von Baclofen, einem Streifzug durch das Buch von Olivier Ameisen, doch zweifelsfrei verantwortlich für einige Erfolge, ist natürlich nur: der Placebo-Effekt. Vom Schwung seines Vorgängers beflügelt, stellte der „Verteidiger" von Baclofen etwas vor, das eine „Synthese von klinischen Erkenntnissen in Bezug auf Baclofen und seine Verwendung bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit“ sein sollte.
Spannende Analyse, jedenfalls sehr zielgerichtet. Herr Gorwood stellte alle „streng wissenschaftlichen“ Studien seit 2000 vor. Er begann mit den Untersuchungen von Addolorato und fuhr fort mit neuen offiziellen Studien (nicht weniger als 8 insgesamt), durchgeführten Doppelblindstudien in 2009 und 2010, verwies auf eine sehr kurze Dauer und auf die sehr kleine Anzahl von Patienten ... (Evans, Garbutt, Addolorato, Cochran Review). Die Ergebnisse all dieser Studien: alle sind in der Regel ungünstig und sprechen gegen Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit. Tatsächlich gäbe es keine oder nur sehr wenige positive Ergebnisse.
Und das aus gutem Grund, wie wir meinen: Diese Studien wurden mit einer maximalen Dosis von 30 mg pro Tag durchgeführt! Die Anwesenden Gäste mussten annehmen, Baclofen wäre eine Art vorübergehende Modeerscheinung. Kein Wort über die Studien mit hohen Dosen von Olivier Ameisen und Renaud de Beaurepaire 2010, die in medizinischen und psychologischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Lediglich eine Anspielung auf die Statistik von Renaud de Beaurepaire, allerdings war es in Wirklichkeit eine Studie von Prof. Philip Jaury.
Nach diesem „Fehler" kam die Sprache auf eine erhöhte Suizidrate die zeigen sollte wie gefährlich Baclofen ist. Philip Gorwood erläuterte die Ergebnisse der SFA in ihrem Bericht vom Januar 2011. Sehr seltsam, wenn man nur diesen Bericht liest und zugleich verschweigt, dass viele andere Studien mit positiven Ergebnissen zwischen 2009 und 2011 gemacht wurden. Ohne Zweifel hat Philip Gorwood sie nicht gesehen oder hat er es vielleicht nur „vergessen?" Vollkommen vergessen hat er auch zu erwähnen, dass die SFA die Verschreibung von hohen Dosen von Baclofen erlaubt hat, in der Erklärung vom November 2010. Kleine Notiz am Rande: Philippe Gorwood ist Mitglied des Wissenschaftlichen Ausschusses der IREB.
Wir könnten dann annehmen, dass der Moderator der Sitzung, Michel Hamon, Partei ergreifen würde wie in jeder Debatte ... ist Michel Hamon doch Vize-Präsident des Wissenschaftlichen Beirats der IREB.Ce und Neuro-Pharmakologe. Er unterstützte erwartungsgemäß die Präsentationen der beiden Referenten. Im Gespräch waren nun drei Kritiker von Baclofen, nach mehr als einer Stunde. Eine Debatte konnte das nun wirklich nicht sein. Nachdem aus dem Publkum aber eine solche gefordert wurde, erteilte er zuerst das Wort an Michel Dutilleux, der drei Jahre für Verhaltens-Studien mit nur 90 mg veranschlagen wollte, aus unklaren Gründen aber Tests ständig abgewiesen hatte. Dieser blockierte auch Versuche von anderen Ärzten, die Tests in hohen Dosen durchführen wollten. Schließlich ging das Wort an Renaud de Beaurepaire, der gebeten wurde, sich kurz zu fassen. Mit seiner Erfahrung auf dem Gebiet (ca. 400 Patienten mit Baclofen behandelt seit 2008) konnte er seine eigenen Ergebnisse vorstellen die auf wissenschaftlichen, statistischen Auswertungen aus der real existierenden Praxis basieren. Er empörte sich über die Unfähigkeit der sogen. Wissenschaftler, also der Referenten des Vormittags, es wurde der Versuch unternommen, die außerordentliche Wirksamkeit der Behandlung mit Baclofen auf ein „Nichts“ zu reduzieren. Dies war dem Psychiater Philippe Batel sehr unangenehm, er senkte den Blick und vermied während seiner viertelstündigen Ansprache jeden Blickkontakt mit dem Publikum.
Als einer der bekanntesten Kritiker von Baclofen bekannt, bestätigte er, wie auch anders nicht zu erwarten die Ansichten seiner Vorredner.
Der erste Redner der Befürworter von Baclofen, Peter Clark, Präsident der „Vier Wahrheiten über Wein", hat daraufhin vehement gegen diese unglaubliche Situation protestiert und rief: „wir müssen wohl träumen! Wir fühlen uns mit dieser Debatte verarscht, es wird so getan als gäbe es keine Erfahrung mit diesem Medikament, obwohl seine Wirkung auf Sucht seit fast zehn Jahren immer wieder bestätigt wird“. Und ja klar, Mittel für Studien wurden natürlich nicht zur Verfügung gestellt! Der Moderator versuchte dann das Mikrofon wieder an sich zu bringen, um seine eigene Stellungnahme abzugeben. Bernard Joussaume, Präsident von AUBES, schaffte es in diesem Moment das Mikrofon zu ergattern und wetterte erbost gegen diese falsche Debatte. Er stellte fest, dass keiner dieser Theoretiker auf dem Podium zu wissen scheint, wieviel Leid und Verzweiflung in den Familien der Betroffenen herrscht. Es ist empörend, dass weder die nachgewiesenen Ergebnisse aus vielen hundert Behandlungen noch die wissenschaftlichen Studien von diesen sogen. Gelehrten anerkannt werden. Sie alle haben den Boden der Realität verlassen oder bevorzugen es die Realität einfach auszublenden. Er weigerte sich, das Mikrofon Michel Hamon zu überlassen und übergab es stattdessen einem Journalisten der mögliche Interessenskonflikte bei einigen Kritikern von Baclofen ansprechen wollte. Nach seiner Rede, könnte man Philippe Batel über Interessenskonflikte befragen, da es eine Verbindung zum Hersteller des neuen Medikaments Nalmefene gäbe. Ein Medikament, das nach bisherigen Erkenntnisstand das Verlangen nach Alkohol reduzieren soll, vorwiegend bei Patienten mit starkem Konsum. Herr Batel scheint sehr in die Produktion dieses Medikaments eingebunden zu sein. Herr Batel wurde zunehmend unruhig und bestätigte verlegen murmelnd den Interessenkonflikt. Danach wollte er aber den Dialog nicht fortsetzen und verließ leise, aber sehr eilig die Sitzung – eine Viertelstunde vor Schluss.
Annie Rapp nahm schließlich das Mikrofon in dieser schönen
Atmosphäre, um von ihren Erfahrungen mit ihren Patienten zu berichten und hielt bis zum Ende ihres Vortrags durch, trotz fortgesetzter Versuche des Moderators, ihre Rede zu unterbrechen.
Um dieses Abenteuer abzuschließen:
Prof. Philippe Jaury sagte: „unser Gefühl an diesem Tag ist in der Tat, das alles ist eine einzige Farce. Nach unserer Auffassung war diese Veranstaltung darauf angelegt, die Methode Baclofen zu diskreditieren. Die Existenz eines eingeräumten und tatsächlichen Interessenkonflikts, zu Lasten der Leben von Tausenden von Patienten soll zugunsten rein monetärer Interessen einzelner zurückstehen. Wir kennen die Hintergründe nicht genau, und wir kennen den Grad der Abhängigkeit von Lundbeck Pharma nicht. Allein die Tatsache aber, dass ein Interessenskonflikt eingeräumt werden musste, beweist die Krankheit des gesamten Gesundheitssystems.
Die Mitgliedsunternehmen der IREB sind u.a. Bacardi Martini, Pernod, Brasseries Kronenbourg, Heineken France, Cusenier, Remy, Cointreau, Ricard.
Frei übersetzt von Federico und Jivaro
Eine vergleichbare Institution in Deutschland findet man hier:
http://www.bsi-bonn.de/der-bsi/mitglied ... er-des-bsiEin Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Zurückhaltung der Bundesdeutschen Medien in der Berichterstattung zu Baclofen erklärt sich aus der Mitgliederliste des BSI. Welche auflagenschwindsüchtige oder quotenabhängige Redaktion kann es sich schon leisten, auf diese Werbekunden zu verzichten. Immerhin geht es um einen jährlichen Gesamtumsatz von weit über 1,1 Mrd. Euro.
Alleine für klassische Werbung in Zeitungen, TV, Radio, Plakaten, Publikumszeitschriften und Fachzeitschriften investierten die Hersteller im Jahr 2007 allein in Deutschland 557 Mio. Euro. Die Ausgaben für herkömmliche Werbung machen jedoch nur ca. ein Drittel der Gesamtausgaben für kommerzielle Kommunikation in Europa aus. (Anderson 2007). Hinzu kommen Ausgaben von 600 Mio. Euro jährlich allein für Eventsponsoring von Kultur- und Sportveranstaltungen sowie für Mediensponsoring bei Live-Übertragungen (FASPO 2008). Nicht erfasst sind die Ausgaben für Product-Placement, Werbung mit Mobiltelefonen (SMS-Werbung), Promotion-Aktionen, Point-of-Interest Szene-Clubs, Events, Nightlife-Promo, Promo-Aktionen am POS (Point of Sale), die Ausgaben dürften sich ebenfalls in der Größenordnung von ca. 500 Mio. Euro bewegen.
Quelle: Nielsen Media Research GmbH 2008