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Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Mittwoch 31. Oktober 2012, 12:43

Benzodiazepine erhöhen das Risiko, eine Demenz zu entwickeln.


Frage:
Gibt es eine Assoziation zwischen der Einnahme von Benzodiazepinen und dem Auftreten einer Demenz?

Hintergrund:
Benzodiazepine sind primär als kurzfristige Therapie von Angststörungen und Schlaflosigkeit indiziert, werden aber in Europa bei älteren Leuten grosszügig und häufig chronisch verschrieben. Die kurzfristige negative Wirkung von Benzodiazepine auf die kognitiven Fähigkeiten (durch eine agonistische Wirkung auf Gamma-Aminobuttersäure (GABA)-Rezeptoren) ist bekannt. Die langfristigen Nebenwirkungen sind aber umstritten, weil frühere Studien widersprüchliche Ergebnisse gezeigt haben.

Einschlusskriterien:
·Patienten aus der PAQUID Kohorte (eine Studie, welche den Alterungsprozess des Gehirns untersucht), älter als 65 Jahre

Ausschlusskriterien:
·Fehlende Angaben über die Einnahme von Benzodiazepine.
·Einnahme von Benzodiazepine innerhalb den ersten 3 Jahren nach Studieneinschluss (bis T3).
·Diagnose einer Demenz innerhalb der ersten 5 Jahre (bis T5).

Studiendesign und Methode:
Prospektive, populationsbasierte Studie.
Verlaufskonsultationen wurden alle 2 bis 3 Jahren während bis zu 20 Jahren durch Neuropsychologen (welche über die Hypothese der Studie nicht informiert waren) durchgeführt.
Expositionsgruppe: Einnahme von Benzodiazepine zwischen T3 und T5.
Referenzgruppe: Keine Einnahme bei T0, T3, und T5.

Studienort:
Südwest Frankreich.

Outcome:
Primärer Outcome
·Neu diagnostizierte Demenz (die Diagnose wurde durch einen Neurologe bestätigt)

Resultat:
·Von 1063 eingeschlossene Patienten (Durchschnittsalter 78 Jahre), berichteten 95 (8.9%) über eine Benzodiazepine-Einnahme bei der 5-Jahren Untersuchung (Expositionsgruppe).
·Die Probanden der Expositionsgruppe waren häufiger alleinstehend, depressiv, unter antihypertensiver Therapie oder Blutverdünner, und konsumierten weniger Wein. Alter, Geschlecht und Diabetesprävalenz waren nicht signifikant unterschiedlich zwischen Expositions- und Referenzgruppe.
·Während 15 Jahren wurden 253 (24%) neue Demenzen diagnostiziert, 30 (32%) in der Expositionsgruppe und 223 (23%) in der Referenzgruppe. Die Einnahme von Benzodiazepine war mit einem deutlich erhöhtem Demenzrisiko assoziiert (Hazard Ratio 1.60, 95%CI 1.08-2.38). Die Korrektur für das Vorhandensein depressiver Symptome änderte an diesem Resultat nichts.

Kommentar:
·Die Ereignisse dieser Studie sind mit den Ergebnissen von drei vorherigen Arbeiten vereinbar. Eine andere Arbeit zeigte eine protektive Wirkung von Benzodiazepine auf Demenz, diese klassifizierte jedoch ehemalige Nutzern in der Referenzgruppe, was zu einer Verzerrung des Ergebnisses geführt haben könnte.
·Die Notwendigkeit, Benzodiazepine zu verwenden, könnte auch als Frühmarker einer Demenz gesehen werden, da Schlafprobleme und Angststörungen häufig einer Demenz vorausgehen. Eine umgekehrte Kausalität zwischen Benzodiazepine und Demenz ist unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
·Ärzte sollten potential gravierende Nebenwirkungen (Stürze mit folgenden Frakturen) beim Verschreiben von Benzodiazepine in Betracht ziehen und wenn möglich die Therapiedauer auf einigen Wochen beschränken (wie in den Richtlinien empfohlen).

Literatur:
Billioti de Gage S, Bégaud B, et al.: Benzodiazepine use and risk of dementia: prospective population based study. BMJ 2012; 345: e6231.


Verfasser: Dr. med. Flore Huber-Geismann, 05.10.2012
© 2012 Hortenzentrum

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Mittwoch 31. Oktober 2012, 23:36

Lieber Federico.

kann Dich beruhigen, wir werden alle dement, nur die Meisten erleben es nicht.
Die Zuhnahme dementieller Erkrankungen korreliert mit der steigenden Lebenserwartung.

Was mich erschreckt ist die Zunahme der Verschreibung von Benzodiazepinen an "junge" Alkoholabhängige, nach Entgiftung...als Dauertherapie. Pfui....nicht nur von der Betty-Ford-Klinik....auch gerne vom HA, der Baclofen strikt ablehnt.

LG jivaro

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Donnerstag 1. November 2012, 00:16

@Jivaro,

Ich habe Menschen erlebt die mit ausgestreckten Armen und leerem Blick stundenlang im Kreis geschlichen sind. Wie Zombies. Hausärzte dieser Kategorie sehen die Patienten meist nicht mehr in diesem Zustand. Das Rezept kommt per Post oder wird anderen Personen ausgehändigt.

Langjährige Benzoabhängigkeit in Verbindung mit Alkoholmissbrauch ist natürlich eine gute Versicherung gegen Demenz. :D

LG Federico

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Montag 29. April 2013, 11:56

Valium und Co.: Verdacht auf erhöhtes Demenzrisiko durch Beruhigungspillen
Von Cornelia Stolze
Mehr als zwei Millionen Deutsche nehmen regelmäßig Schlaf- und Beruhigungsmittel. Was viele der meist älteren Patienten nicht ahnen:

Die scheinbar harmlosen Pillen machen nicht nur süchtig - wer sie längere Zeit schluckt, hat ein erhöhtes Risiko, dement zu werden. Quelle: Spiegel-Online vom 27.02.2013

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Montag 29. April 2013, 18:29

Upps... etwas kühn, aus der beschriebenen Studie ein erhöhtes Demenzrisiko für BZD-Konsumenten herauslesen zu wollen.
Bei der geringen Größe der Expositionsgruppe im Vergleich zur Refenzgruppe hätte man besser "matched pairs" mit gleichen sonstigen Eigenschaften (alleinstehend, depressiv, unter antihypertensiver Therapie oder Blutverdünner, weniger Weinkonsum) bilden sollen, um einen richtigen Vergleich abbilden zu können. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass auch in der Referenzgruppe diese Menschen bevorzugt dement wurden, dies aber in der deutlich größeren Gruppe statistisch untergegangen ist. Möglicherweise begünstigen Störungen, die zu einer BZD-Behandlung führen, auch die Entwicklung einer Demenz.
Die Interpretation der Studienergebnisse läßt leider eine gezielte Manipulation vermuten, um zum erwünschten Ergebnis zu kommen!

LG

Praxx

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Samstag 30. April 2016, 06:07

Vor allem zu Beginn der Behandlung kann Baclofen Nebenwirkungen wie extreme Magen-Darm-Probleme, Müdigkeit oder Benommenheit (tagsüber) hervorrufen. Ich hatte Nasen-laufen ganz extrem! Schwitzen bis zum "geht-nicht" mehr. Albtäume! Absolut schlechtes Gewissen, Gedächtnislücken. Hände/Finger "rutschten wie weg"!! ........auch schlimm und viele, viele andere NW. Gruss Gabriela

Gelegentlich, das heißt bei weniger als einem Prozent der Behandelten, kann es unter anderem zu Mundtrockenheit, Sehstörungen, Kopfschmerzen und Zittern kommen.

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Samstag 30. April 2016, 16:21

Hallo Gabriela (alias collan)

Dir ist ja sicher bewusst, dass es sich in diesem Thread um Benzodiazepine handelt. Umso unverständlicher ist da Dein Beitrag zum Thema Baclofen. Einfach nur schlechtmachen gilt hier nicht, sonst musst Du Dir eine andere Plattform suchen!

Wer bist Du und was veranlasst Dich zu diesen Zeilen?
Was willst Du uns mit Deinem Beitrag eigentlich sagen? Würde uns sicher interessieren...

Hier sind alle stets willkommen, aber eine kurze Vorstellung wäre angebracht.
Versuche doch, Dich ein wenig konkreter auszudrücken. Eigene Erfahrungen, etc.?
Wir haben ein offenes Ohr für Kritik, aber es gilt immer noch "C'est le son qui fait la musique"

moonriver

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Samstag 30. April 2016, 17:22

Hallo Gabriella,

hier kannst Du dich vorstellen und hier geht es zur Anleitung.
Für jemand der der seit August 2010 Mitglied des Forums ist, schon erstaunlich ...

LG Federico

Re: Benzodiazepine erhöhen Demenzrisiko

Samstag 30. April 2016, 23:45

Übrigens: Das Thema hat sich weitgehend erledigt - mittlerweile liegen Hinweise vor, dass BZD das Demenzrisiko nicht wesentlich erhöhen. Sobald das letzte Jahr vor der Demenzdiagnose unberücksichtigt bleibt, halbiert sich das Zusatzrisiko für BZD-Gebraucher - Schlafstörungen sind ein Frühsymptom demenzieller Erkrankungen. Dagegen ist ein neuer Risikofaktor identifiziert worden: Gestörter Schlaf, vor allem in den frühen Morgenstunden!
Nicht die abendliche Dosis BZD, sondern der Pflegebeginn um 5 Uhr morgens erhöht das Demenzrisiko!

LG

Praxx
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