Mittwoch 7. November 2012, 17:07
Glück-Levi:
Wir diskutieren auch dann, wenn wir von der Drogenpolitik im Allgemeinen sprechen, primär nur über harte Drogen. Sie haben aber vorhin schon selbst gesagt, dass Sie in Haar in Ihren Stationen auch schwerstalkoholabhängige Patienten haben. Macht Ihnen denn als jemandem, der täglich mit diesen Patienten konfrontiert ist, diese Doppelbödigkeit der Diskussion nicht auch Mühe, wenn wir einerseits sehr heftig über Heroin und Kokain diskutieren, während auf der anderen Seite der Zugang zu Alkohol sehr ungehindert abläuft?
Tretter:
Das ist sicherlich eine Schwierigkeit. Die Hauptschwierigkeit, die ich jedoch sehe, besteht darin, dass für Drogenabhängige alle möglichen Hilfeeinrichtungen konstruiert und gemacht werden. Das ist sicherlich gut so, aber für Alkoholabhängige läuft proportional dazu doch sehr wenig ab. Deswegen bin ich da auch wirklich verärgert. Denn ich denke, dass wir den Alkoholikern doch wesentlich mehr entgegenkommen müssen. Die gegenwärtigen Therapieforderungen sind im Hinblick auf die aktuellen Lebenslagen völlig unzureichend.
Wenn man als Alkoholiker seine Arbeit oder seine Wohnung oder die Ehefrau verliert, wie sieht es dann aus? Diese ganze soziale Problematik, die Alkoholkranke haben, verlangt, dass man angepasster arbeitet. Die Gesellschaft fordert derzeit lediglich: "Bitte machen Sie eine sechsmonatige Entwöhnungstherapie irgendwo in Buxtehude" – also fern des Lebensraums, in dem sich diese Menschen eigentlich sonst aufhalten. Da muss doch gravierend nachgebessert werden. Das Alkoholproblem ist bei uns nämlich um das zwanzigfache größer als das andere Drogenproblem.
Mittwoch 7. November 2012, 20:59
Mittwoch 7. November 2012, 21:33
@Tom,Sowas macht mir Mut