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Der Hirnscanner

Samstag 2. Februar 2013, 10:31

Der Hirnscanner ist eine amüsante und gleichermaßen informative Kolumne von Kai Kupferschmidt. Für Interessierte gibt es auf den übergeordneten Seiten gut aufbereitete Informationen über den neuesten Stand der Hirn-Forschung. Hier die Idee dahinter.

Wie es der Zufall so will, bin ich über diesen Videobeitrag von Karl Mann auf „dasgehirn.info“ gestoßen. Darüber kann man diskutieren dachte ich mir, vor allem wie man bei der im Raum stehenden Zahl von 2 Mio abhängigen Trinkern, 20 bis 30% in die Nalmefene-Substitution bringen will. Zum Vergleich zieht Mann die „äusserst erfolgreiche Heroin-Substitution“ heran. Von den geschätzten 300.000 Konsumenten befinden sich 50% in ständiger Behandlung.

Auf die Alkoholsubstitution übertragen, müssten 400.000 bis 600.000 Patienten Psychotherapeutisch und Medikamentös behandelt werden. Angesichts einer Therapeutendichte von 21.600 zugelassenen Psychotherapeuten in Deutschland halte ich das für „reines Wunschdenken“. Angesichts leerer Gesundheitskassen muss es als Illusion bezeichnet werden.

Take Home des Videos: „Nalmefene ist ein vielversprechender Ansatz“ (3 mal erwähnt) andere Ansätze scheint es für Karl Mann nicht zu geben.

LG Federico

Re: Der Hirnscanner

Samstag 2. Februar 2013, 19:37

Lieber Federico,

die Behandlung der Alkoholerkrankung wird "verlegt" werden. Die Hausärzte/Allgemeinmediziner werden flächendeckend für das Problem sensibilisiert, zunächst noch evtl. "produktneutral". Im darauf folgenden Schritt wird Nalmefen als die Lösung präsentiert und es wird genügend Anreize geben, das Medikament grosszügig zu verschreiben. Einen Hausarzt hat fast jeder....die Zahlen lassen sich mit "etwas gutem Willen" durchaus realisieren. Mit Psychotherapie wird diese Art der Suchtbehandlung nichts zu tun haben, das ist aus der Substitutionsmedizin (illegale Drogen) hinreichend bekannt.

Die Gesundheitskassen werden das Projekt unterstützen, soviel ist klar; es bleibt nichts dem Zufall überlassen.
Bitte nicht böse sein, ich hab das nicht erfunden.

LG jivaro

Re: Der Hirnscanner

Samstag 2. Februar 2013, 20:20

Liebe Jivaro,

ganz schön viele „Gänsefüßchen“, wieso die Zurückhaltung bei „Anreize“?
Ich bin trotzdem vorsichtig skeptisch. Zumindest bis erste Beurteilungen z.B. in Sanego auftauchen über unerwünschte Arzneimittel Wirkungen.

Wir wissen doch, ein Medikament das wirkt, hat zwangsläufig Nebenwirkungen. Wie stark, wie häufig sie bei längerer Anwendung tatsächlich ausfallen, weiß heute noch kein Mensch.

Und sei's drum, wenn Selincro tatsächlich die Pille gegen die Pulle sein sollte, wäre es mir auch recht. Letztlich zählt nur: wer heilt, hat recht! Allein mir fehlt der Glaube ...

LG Federico

Re: Der Hirnscanner

Sonntag 3. Februar 2013, 13:48

Fundsache:
Kaufen: Aktien der Lundbeck AG (Aktienindex OMX Copenhagen 20)

Kurzum: das Marketing stimmt, der Markt ist bei entsprechender Einstimmung von Ärzten und Kostenträgern groß und die Zielgruppe unter den Patienten ist ausgesprochen offen für das Produkt – der Erfolg von Nalmefene, der Lundbeck AG und der ihr Assoziierten ist so gut wie sicher.

Auszug aus einer Kolumne der Salus-Zeitung „salü“. Das PDF ist lesenswert und deckt sich mit der Einschätzung von Jivaro. Wie blauäugig ich bin, zeigt mir auch der Besuch eines Forums für Pharmareferenten.

Viele sind arbeitslos, im wesentlichen geht es bei der Jobsuche nicht um Produkte, es hat den Anschein, als würden die auch ihre Großmutter verkaufen, wenn sie nur das Planziel erreichen. Ganz großes Thema ist der Firmenwagen, Mercedes A- oder C-Klasse oder gar nur ein BMW 1er? Anscheinend organisiert „Care Force“ die Acquise für Lundbecks Pharma-Referenten. Scheint ein neuer Geschäftszweig für die Holländer zu werden, bisher ist Care Force als Headhunter für Ärzte, Zahnärzte und sonstiges Personal bekannt gewesen.

Insofern scheint richtig: „es bleibt nichts dem Zufall überlassen.“

Zwischen Zulassung und Nichtzulassung entscheiden offensichtlich nur ein paar Hundert Millionen Euro wie aus diesem Fundstück zu entnehmen ist:
Neuro-Depesche 10/2011
Therapie der Alkoholabhängigkeit

Evidenzbasiert wirksame psychotherapeutische und medikamentöse Interventionen
Für die noch in klinischer Erprobung befindlichen Substanzen haben randomisierte Studien außer für Nalmefene (z. B. Anton et al., 2006; Karhuvaara et al., 2007) auch für den selektiven GABA-B-Rezeptoragonisten Baclofen (u. a. Addolorato et al., 2011) und das Antikonvulsivum Topiramat (u. a. Johnson et al., 2003, 2007) belegt, dass in unterschiedlicher Ausprägung die Anzahl abstinenter Tage erhöht, die Anzahl der Drinks pro Tag und/oder die Rückfälle in ein schweres Trinken reduziert werden. Dabei entspricht die Datenlage zu diesen drei Substanzen derzeit dem Evidenzlevel Ib.
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