Aufbruchsstimmungwie geht es mit Baclofen weiter werde ich oft gefragt. Anfang 2012 wurden mindestens 3 Studien angekündigt, Holland (Reinout Wiers, 2011) Deutschland (Andreas Heinz), Frankreich (Philippe Jaury) mit unterschiedlichen Designs. Ende 2012 kam überraschend eine Studie (Alpadir) aus Frankreich zur Anmeldung mit fast gleichzeitigem Zulassungsantrag für Baclofen.
Was ist daraus geworden? Aus Holland ist nur bekannt, die Ethikkommission würde noch prüfen, Deutschland (Charite) hält sich bedeckt und Frankreich hat Probleme mit der Rekrutierung von lediglich 320 Probanden. Olivier Ameisen hält Studien gegen Placebo für unethisch. Wie es also weitergeht, bleibt abzuwarten.
StudienfinanzierungAlle bisher bekannten frei finanzierten Studien leiden unter chronischem Geldmangel. Die Pharmaindustrie verfolgt andere, patentierbare Interessen. Pharmaunternehmen zahlen großzügige Aufwandsentschädigungen wie dieser
Artikel aus dem Ärzteblatt beweist und die ehemalige DDR hat für 50 westdeutsche Firmen in den Jahren 1983 bis 1989 über 165 Studien gegen Devisen durchgeführt. Für diese Studien wurden dem „Arbeiter und Bauernstaat“ bis zu 440.000 Euro pro Studie überwiesen,
berichtet die Süddeutsche Zeitung. Moral und EthikJa ich weiß, ein Thema mit dem man heute nicht mehr punkten kann. Mutter Theresa, Albert Schweitzer und viele weniger berühmte Mitmenschen gab und gibt es dennoch, man berichtet nur viel zu selten darüber. Die Medien leben offensichtlicher von Korruptionsskandalen, Katastrophen, Sensationen und auffällig oft von hochgezüchteten Sportevents bis hin zum Sprung aus 12.000 Metern. Am letzten Tag des Jahres finden wir in allen Medien die üblichen Jahresrückblicke. Wer sie liest, wird feststellen dieser Eindruck stimmt.
FAZ –
FOCUS –
ZEIT Bild titelt: die Schönsten, reichsten und mächtigsten des Jahres, diese Menschen haben 2012 die Welt bewegt.[/b]
Kein Wort wird in den Medien über die vielen 100.000 Menschen verloren die sich ehrenamtlich, unentgeltlich und liebevoll um ihre Mitmenschen kümmern, sie verschwinden in der grauen Masse die man gerne „Das Volk“ nennt.
Baclofen – unser ThemaAuf Seite 235 im Buch „Das Ende meiner Sucht“ finde ich folgenden Absatz:
Zitat:
Bis eine randomisierte klinische Studie zu dosisabhängigem Baclofen begonnen wird, bitte ich alle Ärzte, die Suchtpatienten behandeln, Baclofen off-label all den Patienten zu verordnen, die trotz anderer Therapieversuche krank bleiben und für deren zerstörerische und oft tödliche Krankheit es keine alternative Behandlungsmöglichkeit gibt.
Diese Bitte wurde von vielen Ärzten angenommen, immer mehr ringen sich trotz des off-label-Risikos zu einer Verschreibung durch und machen überwiegend gute Erfahrungen. Baclofen verbreitet sich – wenn auch langsam – immer weiter. Jivaro wird nicht müde, Kollegen von der Wirksamkeit zu überzeugen und es wird weitergetragen. In Frankreich spricht man von 60 bis 100.000 behandelten Patienten, errechnet aus den steil angestiegenen Umsatzzahlen von Lioresal. Über 600 Mediziner diskutieren in einem speziellen Board über Baclofen, tauschen sich aus über Wirkung und unerwünschte Arzneimittel Wirkungen (UAW).
In Deutschland ist es unmöglich mit Zahlen aufzuwarten, Schätzungen gehen von 30 bis 60.000 Patienten aus. Das Interesse scheint ungebrochen, die Besucherzahlen in beiden Foren sowie eines Blogs summieren sich mit ansteigender Tendenz auf etwa 2.000 bis 2.500 Besucher täglich. Hier die Statistik 2012 des
Baclofen.Blog
In unserem Forum sind 3 Ärzte und eine Psychologin mehr oder weniger aktiv. Aus Zuschriften und PM ist bekannt, dass etwa 10 Ärzte regelmäßig mitlesen. Die Hemmschwelle in einem Forum aktiv zu werden ist nachvollziehbar und für Ärzte natürlich auch eine Zeitfrage. Die mittlerweile chaotische Struktur macht zunehmend Probleme, relevante Artikel aufzufinden. In 2013 werden wir diese Probleme angehen müssen.
Aus der Schweiz und Österreich wissen wir von steigenden Verschreibungen – auch in bedeutenden Suchtkliniken – aber leider nur hinter vorgehaltener Hand. Baclofen ist und bleibt vorerst ein Versuch und somit „off-label“.
Was können wir im Forum leisten um die Akzeptanz zu erhöhen?Die Implementierung in den suchtmedizinischen Alltag ist das Ziel und daran werden wir weiter arbeiten. Derzeit gibt es widersprüchliche Erfahrungsberichte aus Frankreich bis hin zu Aussagen wie: Psychotherapie sei unnötig (Beaurepaire). Andere sagen genau das Gegenteil (Annie Rapp). Dosierungsfragen werden weiter nicht pauschal beantwortet werden können, die Dosierung ist interindividuell. Vor- und Rückfälle sollten besprochen und aufgearbeitet werden, aus jedem Rückfall kann man schließlich lernen.
Kurzum, wir werden weiter beobachten, Informationen suchen und daraus lernen, versuchen nach bestem Gewissen Hilfestellung zu geben. Auf einem guten Weg sind wir allemal, Jivaro und andere haben festgestellt: in Frankreich ist man auch nicht weiter. Was bei uns seit 2 Jahren das „GGG“, ist in Frankreich das „PPP“ – Patience, Patience, Patience“ und natürlich DAS WOLLEN.
Auf ein neues in 2013 – engagiert zwischen Wut und Zärtlichkeit
(Es geht ums Tun und nicht ums Siegen, Konstantin Wecker/Bernard Glassman)Euch allen ein erfolgreiches „2013“
Jivaro und Federico