2002 schreibt Michael Krausz:95 Prozent der weltweiten Ressourcen im Bereich der Suchtforschung werden in den USA aufgebracht. Dies waren zum Beispiel im Jahre 2001 1,5 Milliarden Dollar! Es ist schon etwas besonderes, wenn sich die Augen auch von US amerikanischen Wissenschaftlern auf Europa richten und auf der Jahrestagung der American Psychiatric Association (APA) im Jahre 2002 ein gemeinsames Symposium amerikanischer und europäischer Wissenschaftler zur Zukunft der Substitution stattfindet und die wissenschaftliche Aufmerksamkeit und Diskussion in verschiedenen Bereichen der Suchtforschung zunehmend auch europäische Beiträge sieht und rezipiert.
So beginnt ein Artikel in der SUCHT - Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis / Journal of Addiction aus dem Jahr 2002. Unter der Überschrift
Verdiente Aufmerksamkeit?! schreibt der in Kanada lebende Prof. Michael Krausz über die internationale Bedeutung oder besser, Bedeutungslosigkeit der Deutschen Suchtforschung. Sicher, es geht im Beitrag zwar um die Problematik im Bereich der Substitutionsmedizin, um das Holländische und Schweizer Modell, grundsätzlich ist die Zahl 95% aber erschreckend.
10 Jahre späterDazu passt ein Beitrag von Gerhard Bühringer, SUCHT, 58 (1), 2012, 5 – 7
also ziemlich genau 10 Jahre später mit dem etwas sperrigen Titel
Suchtforschung in Europa: Initiativen zur besseren Förderung, Koordination, Qualifizierung und öffentlichen WahrnehmungUnkoordiniert, unterfinanziert und unauffindbar – einige zusammenfassende und bewusst überspitzte Schlagworte aus der Analyse zum Stand der Forschung zu illegalen Drogen in der Europäischen Union (Bühringer et al., 2009a,b). Es ging dabei um die Bewertung von Forschungsaktivitäten in Europa einschließlich der damit verbundenen Publikationstätigkeit, um Forschungsstrukturen und um eine Bewertung der Situation im Vergleich zu anderen forschungsaktiven Regionen wie Australien, Canada und den USA. Die Analyse zeigte, dass die Forschung in Europa überwiegend national orientiert war, und es wenige Beispiele der Forschungsforderung einerseits und der Forschungskooperation andererseits auf europäischer Ebene gab.
Ich formuliere auch bewusst überspitzt: am deutschen Wesen wird (bezogen auf Sucht) die Welt nicht genesen. Hauptsache wir bleiben Exportweltmeister und gewinnen die Fussball-Weltmeisterschaft. Ein Volk der Dichter und Denker sind wir schon lange nicht mehr.LG Federico