http://derstandard.at/1388650766607/dro ... d--friedenStimmungswandel"The War on Drugs" - über vier Jahrzehnte lang gelobten amerikanische Präsidenten drakonische Härte, um des Rauschgiftkonsums Herr zu werden. Richard Nixon bezeichnete ihn als nationalen Notstand, Ronald Reagan als Gefahr für die nationale Sicherheit. 1988 versprach Reagan, bis 1995 ein drogenfreies Amerika zu schaffen, woraus bekanntlich nichts wurde. Es war die Administration Bill Clintons, in der erstmals nachdenklichere Töne laut wurden. "Wenn ihr einen Krieg gegen Drogen führen wollt, setzt euch an euren Küchentisch und redet mit euren Kindern", empfahl Clintons Rauschgift-Zar, der General Barry McCaffrey.
Längst hat sich der Stimmungswandel auch in der Öffentlichkeit niedergeschlagen. Plädierten 1991 nur 17 Prozent der US-Bürger für die Legalisierung von Cannabis, so sind es laut Gallup-Umfrage inzwischen 58 Prozent.
So weit der Kontext, der vermuten lässt, dass die Lockerung der Restriktionen in
Colorado nicht zur Eintagsfliege wird, sondern eher zur Blaupause für Nachahmer. In dem Rocky-Mountains-Staat dürfen die getrockneten Blüten und Blätter der Cannabispflanze, zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten, seit heuer frei gehandelt werden - der Standard berichtete. Wer mindestens 21 Jahre alt ist, kann bis zu einer Unze (28 Gramm) kaufen. Noch im Frühjahr wird der Pazifikstaat
Washington ähnlich liberale Regeln einführen,
Kalifornien könnte bald folgen. Immerhin war es "Dreaming California", das selbsternannte Laboratorium der Zukunft, das 1996 den ersten Schritt zur Legalisierung von Marihuana tat, als es per Volksentscheid die medizinische Nutzung, vor allem als Schmerzmittel, erlaubte. 19 Bundesstaaten und der Hauptstadtbezirk District of Columbia halten es mittlerweile genauso. Der Bibelgürtel im Süden freilich setzt noch auf Härte.
Der Kulturkonflikt der Vereinigten Staaten prägt auch die Cannabis-Debatte, das Rock-Magazin Rolling Stone bringt es auf den Punkt: "Lässt du in Seattle ein Gramm 'Sour Diesel' fallen, wird dir vielleicht ein Polizist helfen, es aufzuheben. Mach das in New Orleans, und dir drohen zwanzig Jahre Haft."
(Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 13.1.2014)