Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo liebe Bac-Gemeinde,

seit mittlerweile einem 3/4 Jahr verfolge ich nun schon Euer Forum und lese interessiert den einen oder anderen Beitrag mit.

Mein Name ist Claudia und ich bin 29Jahre.
Ich konsumiere Alkohol seitdem ich 15 bin.
Alles begann mit dem ersten Ausprobieren und zog sich dann recht unauffällig durch meine Jugend. Mit 19 Jahren begann ich Drogen zu konsumieren. 1 1/2 Jahre nahm ich fast täglich vorwiegend Crystal.
Ich glaube, dass der Grund für den damaligen Crystal Konsum allerdings meine Ex Freundin war. Ich erzählte ihr, dass ich mit 16 sexuelle Gewalt erlebt habe und sie drängte mich zu einer Therapie zur Aufarbeitung. Ich muss allerdings ehrlich sagen, dass ich nach diesem "Erlebnis" psychisch nie (zumindest nicht bewusst) gelitten habe.
Zu der Therapie gab es aber auch immer "private Verhörungen" ihrerseits. In diesen wollte sie immer die genauen Details von damals wissen, wie ich mich heute damit fühle und ich musste ihr immer wieder beteuern, wie schrecklich das Erlebte für mich im nachhinein ist. Als ich das einmal nicht tat, war sie außer sich.. Meinte, ich sei genauso pervers wie der Typ usw.
Sie entschuldigte sich später unter Tränen bei mir und sagte, sie könne es einfach nicht ertragen, dass mir sowas passiert sei.
Ich war damals jedoch so schwach, dass ich nie in der Lage war ihr zu sagen, dass es meine Angelegenheit ist und ich das Thema aus unserer Beziehung halten möchte.
Der Drogenkonsum brachte mich in eine andere Welt, in der ich plötzlich so frei, lustig und gesprächig war.
Als dann aber meine damalige Beziehung herausfand, dass ich Drogen nehme, wurde ich vor die Wahl gesetzt: mit den Drogen aufhören und wir bleiben zusammen oder halt Fortsetzung des Konsums und die Trennung stünde bevor.

Ich war dann für 6 Wochen in einer Reha Einrichtung in Bayern. Primär das Thema sexuelle Gewalt, sekundär die Drogen.
Ich hielt mittlerweile an der Aufarbeitung extrem fest, obwohl ich es im tiefsten Inneren eigentlich nicht wollte/ brauchte. In der Reha merkte ich, wie gut es mir geht. Ohne meine Freundin aber es gab auch Zeiten, wo ich sie sehr vermisste. Es gab natürlich auch Telefonate, in denen sie den Inhalt meiner Gesprächstherapie erfragte, um zu wissen, in wie weit ich das "Thema" bespreche.
Ich begann in der Klinik Alkohol zu trinken. Keiner bekam es mit oder sagte zumindest nichts.
Eine offene Gesprächsführung mit den Therapeuten dort war für mich damals nicht möglich, da 1. Die Therapeuten ständig fehlten und Sitzungen ausfielen und 2. Ich Angst hatte, dass man mir dort zu einer Trennung von meiner Freundin riet. Ich beendete mit regelmäßigen Alkoholkonsum dort meine Therapie und kehrte zurück. Eine ambulante Suchttherapie habe ich auch gemacht, die mir sehr gut tat. Aber irgendwann trank ich trotzdem wieder.
2 Jahre später trennte ich mich von meiner Freundin und bin heute sehr glücklich mit meinem zukünftigen Mann zusammen.

Ich trinke noch immer Alkohol. Mein primärer Auslöser für das Trinken ist meine Unsicherheit unter Leuten- selbst bei meiner Familie.
Ich habe das Gefühl, wenn ich keinen Alkohol trinke, bin ich nicht unterhaltsam, nicht locker und entspannt genug für Dialoge, bin zu ruhig.
Ich glaube tief in mir, dass meine Umgebung von mir aber dies erwartet. Ich weiss aber, dass dies nicht stimmt (es gab schon Gespräche).
Wenn Besuch kommt, fange ich meisten schon an Wein zu trinken, um locker zu werden.
Das zieht sich dann meist durch den Abend, bis mitunter 1 1/2 - 2 Flaschen intus habe. Für mich ist das sehr viel, da ich häufig stärker einen Kater habe, als manch andere.
Um es kurz zu machen: ein befreundeter ärztlicher Kollege meines Freundes hat mir im Vertrauen vor einem 3/4Jahr, nachdem ich das Buch von Ameisen las, Baclofen 25mg verschrieben. Allerdings begleitet er mich nicht therapeutisch, da er das Medikament nicht kennt. Als ich Bac das erste Mal war, war ich total euphorisch und trank 3 Wochen keinen Alkohol mehr. So wie bei den anderen, verflog die Euphorie recht schnell und ich wurde nachlässiger mit der Einnahme und trank wieder Alkohol.
Jetzt möchte ich erneut einen Versuch starten. Ich merke durch Versuche vorher bei 100mg, dass das Verlangen stark gedrückt ist. Merke aber auch bei der Dosis die Nebenwirkungen (Müdigkeit und Benommenheit). Nun las ich vorgestern Abend hier einen Beitrag von einem Franzosen der eine Exel Tabelle entworfen hat. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen:
Die einzelnen Tagdesdosen sind falsch aufgeteilt von mir. Ich nahm zuvor Bac immer so ein:
7/8Uhr 50mg (obwohl ich morgens nie ein Craving habe!)
Dann mittags irgendwann 25mg
Und dann abends nochmal 25mg

Etwas wahllos und nicht überdacht.
Ich las hier von max 4 Tagesdosen, die zumindest empfohlen wurden.
Mein Haupt"craving"ist immer abends. Ich bin noch nie morgens aufgestanden und hatte das Bedürfnis etwas zu trinken. Nur zum Abend kann ich unmöglich über 50mg nehmen, weil ich dann spätestens 21Uhr einschlafe.

Hat jemand von Euch Erfahrenen eine Idee, wie ich besser dosieren kann? Ich kann die Exel Tabelle leider nicht auf mein Smartphone runterladen und auf dem PC in der Arbeit möchte ich dies ungern tun.

Lieben Dank schonmal!

Claudia

Hi Claudia,

die Aufteilung auf 4 Tagesdosen hat sich bewährt, da ein gleichmäßiger Spiegel des Medikaments erreicht wird. Das liegt an der Halbwertzeit von vier Stunden für Baclofen. Bei Einnahmezeiten von bspw. 8:00, 12:00, 16:00 und 20:00, wäre das Craving am Abend auch abgedeckt.

Übrigens danke für die ausführliche Vorstellung.

LG

Guten Abend,

was ist nur mit diesem Forum los ? Wo sind die Damen und Herren Moderatoren um Claudia zu antworten und ihr das Gefühl zu geben hier willkommen zu sein und ihr Hilfestellung für ihr Problem zu geben ? Claudia hat eine sehr ausführliche Vorstellung abgeliefert, wie sonst kaum jemand. Allein dafür hat Claudia jede Unterstützung verdient, die ihr hier nicht gegeben wird.
Der techn. Admin delle war einsam und verlassen der einzige Forumskollege, der Claudia antwortete.

Für mich stellt sich das als Kollektivversagen der Admins dar. Oder ist es eine unausgesprochene Gemeinschaftskündigung der hier Verantwortlichen?

Dann sagt es laut und deutlich, daß ihr für dieses "Ehrenamt" keine Lust mehr habt und lasst es !!

Bin sprachlos ob dieser Ignoranz.

Liebe Claudia,

vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung und sorry, dass du erst jetzt eine zweite Antwort erhältst. Die Moderatorendecke ist momentan leider sehr dünn und ich hatte ein paar Tage große Zeitprobleme.

Leider ist es sehr schwierig, aus der Ferne eine Dosierungsempfehlung zu geben, da sowohl Wirkung als auch Dosierungshöhe und Einnahmezeiten bei Baclofen individuell sehr unterschiedlich sein können. Grundsätzlich würde ich dir schon empfehlen, die Hauptdosierung in den frühen Abend zu legen, wenn du abends das stärkste Craving verspürst. Delles Empfehlung mit den Vier-Stunden-Abständen macht auf jeden Fall grundsätzlich Sinn, wobei du, wenn du mit insg. 100 mg gut zurechtkommst, z.B. versuchen könntest, vormittags und mittags jeweils 20 mg sowie nachmittags und abends jeweils 30 mg einzunehmen.

Wichtig für den Neustart: Mit deutlich geringeren Mengen anfangen und dann langsam aufdosieren.

Mich würde abgesehen davon interessieren, ob dein zukünftiger Mann von deinen Baclofen-Erfahrungen und deinem neuerlichen Baclofen-Vorhaben weiß, ob ihr also offen darüber redet, und ob der befreundete ärztliche Kollege deines Freundes evtl. bereit wäre, sich mit dem Thema zu beschäftigen und dich dann auch ärztlich zu begleiten. Das wäre doch eine Win-Win-Win-Situation und könnte für dich eine gute Basis für einen zweiten Baclofen-Start sein.

Aufgrund deiner Erfahrungsgeschichte würde ich dir außerdem z.B. eine Gesprächstherapie empfehlen, aber das ist natürlich sehr unter Vorbehalt, weil eben sehr "aus der Ferne".

Viele Forenmitglieder (mich eingeschlossen) würden sich freuen, wieder von dir zu lesen. Bleib am Ball und alles Gute!

Herzliche Grüße
Dieter