Mittwoch 23. November 2011, 12:32
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter ist häufig mit komorbiden Suchterkrankungen assoziiert. Behandlungsalgorithmen sind bislang nicht verfügbar. Ungeklärt ist insbesondere die Frage, ob der Einsatz von Methylphenidat (MPH) bei erwachsenen Patienten mit ADHS und komorbider Suchterkrankung gerechtfertigt ist. Während tierexperimentelle Studien auf ein Suchtpotenzial bei intravenöser Applikation hinweisen, scheint für Menschen das Missbrauchspotenzial von MPH bei sachgerechtem oralen Einsatz gering zu sein. Ob eine MPH-Behandlung der ADHS im Kindesalter protektiv gegenüber der Entwicklung einer Suchterkrankung im Erwachsenenalter wirkt, bleibt kontrovers diskutiert. Bei bislang noch inkonsistenter Datenlage zeigen einzelne Studien und eigene Verlaufsbeobachtungen zur MPH-Therapie bei Suchtkranken mit einer ADHS neben der Reduktion von ADHS-Symptomatik auch eine Verminderung von Craving und Substanzgebrauch. Die Therapie mit MPH der ADHS des Erwachsenenalters mit komorbider Suchterkrankung sollte risikoadaptiert und unter besonderer Berücksichtigung der missbrauchten Substanz, von Abstinenzmotivation und Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung kritisch abgewogen, regelmäßig kontrolliert und in Verbindung mit suchtmedizinischen und störungsorientierten psychotherapeutischen/psychoedukativen Maßnahmen durchgeführt werden.
Autor: G. Paslakis, F. Kiefer, A. Diehl, B. Alm & E. Sobanski
Quelle: Der Nervenarzt 3 2010
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- Methylphenidat_-_Therapieoption_bei_ADHS_und_Suchterkrankung_im_Erwachsenenalter.pdf
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