Suchtkranke Menschen werden von der Gesellschaft häufig als Versager
wahrgenommen und an den Rand gedrängt, obwohl sie aus der Mitte der
Gesellschaft kommen. Deshalb denken Suchtkranke Menschen, sie müssen
für immer am Rand bleiben und suchen Schutz in der Anonymität.
So die Sichtweise des leider relativ untätigen
Vereins Antistigma .V. Der Radiospot war nie zu hören, obwohl er gut und richtig gewesen wäre,
besonders der Spot Nr. 2 ist gelungen und im Kontext Alkohol zutreffend.
Anonymität kann für all die behindernd sein, die sie sich von der Sucht
befreit haben und ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft wieder eingenommen
haben. Für mich war 2012 der Punkt erreicht, an dem ich die anonyme Schutzzone
verlassen wollte. Nicht weil ich besonders mutig bin oder weil mir die Gesellschaft
egal gewesen wäre. Sondern weil ich Menschen kennengelernt habe, die mir voran-
gegangen sind und die mir gezeigt haben, dass Anonymität keine vernünftige Lösung
für alle, und für alle Ewigkeit ist.
Der erste Mensch war Oliver Ameisen den ich 2009 kennenlernen durfte.
2011 war ich in Paris anlässlich der Gründung von Aubes und durfte eine
neue Erfahrung machen. Mitten unter all den Professoren und Ärzten,
waren auch deren Patienten, die sich ungezwungen und auf Augenhöhe
unterhielten, diskutierten und lachten. Die Atmosphäre war anders, als
die auf den deutschen Suchtkongressen, die ich zusammen mit @Jivaro
in München, Hamburg, Frankfurt und Berlin besucht habe.
Wie kann ich anderen Menschen durch und mit dem Forum helfen, wenn ich
mich hinter einem Avatar verberge? Aus dem „Federico-Avatar“ der Anfangszeiten,
Dateianhang:
Avatar1.jpg [ 27.59 KiB | 4420-mal betrachtet ]
wurde der Ich-Avatar mit authentischem Lichtbild. Hat sich dadurch etwas geändert?,
werde ich oft gefragt. Darauf antworte ich:
Ja, ich gehe seitdem nicht mehr auf Deutsche Suchtkongresse.
Das Forum und meine Tätigkeit als Suchtberater** (ich finde die Bezeichnung unpassend),
nimmt meine Zeit mehr als genug in Anspruch, besser investiert ist sie in der Hilfe zur
Selbsthilfe im Forum und ausserhalb. Über Anonymität nachzudenken erschien mir wichtig,
vor allem im Kontext mit Sucht und ich freue mich über jedes Mitglied des Forums, das
einen Ich-Avatar hochlädt. Ich warne allerdings immer vor den Konsequenzen, die damit
verbunden sein können. Nicht jede(r) hat eine(n) LAG* oder Ehepartner, der diese Ansichten
teilen / mittragen kann / möchte. An dieser Stelle danke ich besonders meiner Frau und
meiner gesamten Familie, die meinen Weg begleitet und unterstützt hat.
Von Wilhelm Busch ist überliefert: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“
Hiermit hat mein Werben für den Ich-Avatar wenig Bezug, vielmehr soll es Anstoß sein,
sich Gedanken über
Cui bono? zu machen.
LG Federico
*Lebens Abschnitts Gefährte
**Zertifiziert (Paracelsus)