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Elisa
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Betreff des Beitrags: Wahrheitsmittel Verfasst: Dienstag 27. September 2011, 15:07 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Liebes Forum, keine Ahnung, ob ich im richtigen Thema bin (Neues aus der Anstalt)...aber irgendwie passt es für mich.
Nach einem Fehlversuch mit Baclofen (soll heißen, dass ich immer wieder Alkohol konsumiert habe obwohl ich es nicht wollte) habe ich über den ganzen August das Präparat ausgeschlichen. Seit etwas mehr als einer Woche bin ich wieder dabei, im Moment mit 12,5 mg/d...immer noch ziemlich wenig aber um die Nebenwirkungen abzumildern, für mich gerade richtig.
Seit etwa 1,5 Jahren schleppt sich ein für mich dickes Problem durch meine Beziehung. Für mich nicht der Hauptgrund, aber ein sehr starkes Argument, mich regelmässig zu betrinken, immer wenn das "ich arme Sau Syndrom" so richtig zuschlägt. Ich habe mir meine Beziehung regelrecht schön getrunken, obwohl ich psychisch gesehen die Federn büschelweise verloren habe. Die Gründe für mich so zu reagieren, wie ich eben reagiert habe sind mir bekannt, allerdings hatte ich nie die Kraft gegenzusteuern, immer mußte der vermeintliche Seelentröster herhalten, der meine Probleme natürlich nicht gelöst, sondern eher verschlimmert hat (daran konnte leider auch die 2,5 jährige Psychotherapie nichts ändern).
Seit dem ich Bac nehme, hat sich etwas verändert. Wie andere es schon im Forum beschrieben haben reagiere ich wahrhaftiger meiner Umwelt gegenüber...ich will nicht sagen aggressiver....aber doch bedeutend kritischer als früher.
Zum 1. Mal seit ewigen Zeiten kann ich aussprechen, was mir nicht gut tut, was mich verletzt. Mit meinem Partner habe ich Tacheles geredet und unsere Beziehung steht jetzt ernsthaft auf der Kippe, leider können wir heute wegen seiner beruflichen Verpflichtungen wahrscheinlich nicht weiterreden. Ich bin im Moment sehr, sehr traurig und fertig, war heute morgen schon außerplanmässig beim Psychiater.
So ein kleines warmes Gefühl habe ich aber trotzdem im Bauch, ein Gefühl, was mir sagt, dass ich es Dank Bac geschafft habe endlich das loszuwerden, was schon lange hätte gesagt werden müssen. Mit Alkohol im Kopf ist mir das nie gelungen, mit Baclofen schon...und ich brauchte nicht zu trinken um über meine Gefühle sprechen zu können....wie gesagt, früher undenkbar.
Die Notfallpille liegt griffbereit, das Letzte was ich jetzt brauche ist ein Vollrausch, der alles wieder zunichte macht, mich einknicken lässt. Ich will an meinem Ende festhalten und mich gefühlsmässig nicht über den Tisch ziehen lassen.
Trotzdem bin ich im Moment total neben der Spur...ich bin froh, dass ich meine Gedanken hier posten kann.
Elisa
_________________ Der Zweck heiligt das Mittel!
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Wahrheitsmittel Verfasst: Dienstag 27. September 2011, 15:23 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Elisa,
Wahrheitsmittel genau. Mich wundert, dass vor Dir noch niemand auf diesen Zusammenhang gekommen ist. Bleib da bitte eisern dran, das ist die Heilung.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Wahrheitsmittel Verfasst: Dienstag 27. September 2011, 17:26 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Liebe Elisa,
es ist sehr schön, das zu lesen! Für mich sozusagen aus "gegebenem Anlass", mehrere Patienten beschreiben gerade genau "DEIN" Phänomen.
Ich weise immer darauf hin, besonders achtsam in Bezug auf die Beziehungsmuster in Partnerschaften (und auch "überhaupt") zu sein. Mit Baclofen wird "man" sehr rasch "erwachsen", d.h. es fallen einem Dinge und Verletzungen, Muster auf, die mit dem schützenden "Alkoholverband" gar nicht oder zumindest nicht so richtig wahrnehmbar waren. Die Umwelt braucht "uns" eigentlich in genau der Rolle, die wir alkoholisiert "vertreten" (oft unbewusst). Und Veränderungen bedeuten immer Stress, für beide Parteien -zumal der betroffene Patient zunächst auch mal gelegentlich (vollkommen verständlich) etwas "übers Ziel" hinausschiesst.
Braucht alles Zeit....ist aber komplett normal!!! Klingt absolut positiv....
LG jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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Elisa
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Betreff des Beitrags: Re: Wahrheitsmittel Verfasst: Dienstag 11. Oktober 2011, 13:35 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Hallo ihr Lieben!
@Federico+jivaro
vielen Dank für Eure aufbauenden Posts.
Mir geht es viel, viel besser als noch vor 14 Tagen.
So konstruktiv wie in den letzten beiden Wochen habe ich schon ewig nicht mehr gedacht/gehandelt. Ich war vorher so in meiner Depression verfangen, dass ich von alleine nicht mehr aus dem Sumpf kam. Ich hatte das Gefühl, mein Leben nicht mehr im Griff zu haben...es hat mich gelebt, aber ich nicht mehr. Jeder Handgriff war für mich eine Qual, ich war nur noch müde, panisch und ängstlich, habe das Haus kaum noch verlassen. Gedanklich bewegte sich bei mir alles im Kreis.
Mit der Baclofen Erhöhung kamen erst die Tränen und ich beschreibe es als Ruck, der durch und durch ging.....plötzlich konnte ich wieder denken und handeln.
Die Euphorie, die ich bei meinem ersten Bac Versuch hatte, stellte sich dieses Mal nicht ein...ich habe sehr langsam aufdosiert um dies zu vermeiden.
Durch meine ausgeglichene Stimmungslage habe ich keinen Gedanken an Alkohol.
Im Moment nehme ich morgens 25mg Baclofen, mittags 12,5 und abends auch 12,5mg.
Nebenwirkungen:
nächtliches starkes Schwitzen, Albträume und Durchschlafstörungen,
ich fühle mich dadurch aber tagsüber nicht beeinträchtigt sondern habe eine gute Mischung aus Arbeit und Ruhepausen. Das schnellere Aufdosieren beim 1. Bac Versuch hat mich in eine starke leistungsmäßige Überforderung gebracht.
Ich werde weiter berichten.
Liebe Grüße von Elisa
_________________ Der Zweck heiligt das Mittel!
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Wahrheitsmittel Verfasst: Dienstag 11. Oktober 2011, 19:15 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Liebe Elisa,
ich freu mich sehr. Wie schreib ich oft: pass gut auf Dich auf.
Dicker Kuss jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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benaulim
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Betreff des Beitrags: Re: Wahrheitsmittel Verfasst: Dienstag 11. Oktober 2011, 20:56 |
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Elisa hat geschrieben: Seit dem ich Bac nehme, hat sich etwas verändert. Wie andere es schon im Forum beschrieben haben reagiere ich wahrhaftiger meiner Umwelt gegenüber...ich will nicht sagen aggressiver....aber doch bedeutend kritischer als früher.
Zum 1. Mal seit ewigen Zeiten kann ich aussprechen, was mir nicht gut tut, was mich verletzt. Elisa Hallo Elisa, genau das kann ich komplett nachvollziehen, so war es bei mir und ich habe mich zuerst ziemlich erschrocken. Nach kurzer Zeit hatte ich aber so sehr an Selbtwert und Selbstbewußtsein gewonnen, daß ich darüber sehr froh war. Diese positive Persönlichskeitsveränderung ist sehr hilfreich um stabil zu werden und lässt mich sehr positiv in die Zukunft blicken. Alles Gute und viel Erfolg, benaulim
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Elisa
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Betreff des Beitrags: Re: Wahrheitsmittel Verfasst: Freitag 14. Oktober 2011, 11:40 |
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Registriert: Dienstag 29. März 2011, 15:30 Beiträge: 78
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Liebe jivaro...Danke für den Schmatzer, den ich hiermit gerne erwidere, Deine Fürsorge hier im Forum ist so wohltuend:-)! Das Wahrheitsmittel ist sehr hilfreich aber auch sehr anstrengend. Der Gradmesser für die Wirksamkeit von Baclofen gegen Craving ist derzeit meine private Situation. Meine Beziehungsprobleme rauben mir den Schlaf und auch tagsüber bin ich ziemlich nachdenklich, manchmal glaube ich, dass ich das alles gar nicht mehr aushalten kann...meistens verschwinden diese Gedanken aber auch wieder und ich freue mich, dass ich weiterkomme, mein Selbstbewusstsein wieder ein Stückchen gewachsen ist. Meinem Partner gegenüber bin ich ein zäher Verhandlungsparter für eine wie wir beide meinen gute Sache...nur muß er sich wohl erst einmal dran gewöhnen, dass ich plötzlich so anders bin. Ab dem dritten Glas Wein war ich früher mit ihm einer Meinung bzw. habe mich getrollt und gab Ruhe...weil ich allem was nicht passte plötzlich gleichgültig gegenüberstand. An den Tagen, an denen wir uns nicht gesehen haben gab es gegen die innere Leere und gegen die Einsamkeit Wein bis ich knülle war. Ich erlebe mich jetzt anders und ihn jetzt anders...ein schwieriger Lernprozess...auch sich selber auszuhalten. Ich kann es selber kaum glauben, aber zum ersten Mal in meinem erwachsenen Leben löse ich Probleme nicht mit Alkohol und habe auch keinen Schmacht mich dem seligen Vergessen hinzugeben. benaulim schrieb: Diese positive Persönlichskeitsveränderung ist sehr hilfreich um stabil zu werden und lässt mich sehr positiv in die Zukunft blicken. Damit hast Du es genau auf den Punkt gebracht. Lass uns am Ball bleiben. Auch Dir viele Grüße, ich wünsche allen ein schönes Wochenende, eure Elisa
_________________ Der Zweck heiligt das Mittel!
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