Freitag 9. April 2010, 22:47
isbeau hat geschrieben:@invorio
ich halte mich an deinen einwand, nichts mehr über das alkoholikerselbsthilfeforum zu sagen.
jedoch, wenn ich gerade jetzt lese, dass meine beiträge gelöscht wurden, weil ich mich für "bewußtseinsverändernde medikamente " ( sprich: baclofen ) als weg entschieden habe, dann ist das - rein rechtlich- als üble nachrede zu bezeichnen!
Hello Isbeau und auch gleich danke für Deine warmen Willkommensworte in meinem Vorstellungsthreat. Natürlich musste ich gleich mal nachschaun, mit wem ich es in der Nachbarschaft zu tun habe und hab mir mal Deinen Vorstellungsbeitrag angeschaut.
Du machst mir mit Deiner Geschichte viel Mut und empfinde vieles ähnlich wie Du
Wenn ich es richtig verstanden habe, hast Du auch die eine oder andere THC-Erfahrung, über die ich mich gerne austauschen würde. Dann könnten wir ja vielleicht einen speziellen Threat eröffnen.
Was oben stehenden Kommentar angeht, glaube ich, dass wir alle etwas mehr Verständnis an den Tag legen sollten.
Für alle, die den klassischen Weg "erfolgreich" gehen, ist das, was Baclofen zu versprechen scheint, so etwas wie ein Schlag ins Gesicht. Alles, womit die Menschen, die sich seit Jahren mit dem Thema Abstinenz, Selbstdisziplin, spirituelle Methoden der Eigenkonditionierung etc. buchstäblich HERUMQUÄLEN, würde nicht undbedingt gelten. Diejenigen, die noch "Wackeln" könnten verführt werden, doch zu trinken und dazu Baclofen einzunehmen.
Warst Du nicht diejenige, deren Partner gesagt hat, Du würdest es Dir mit dieser Pille leichter oder nicht sogar zu leicht machen? AA und auch das von Dir beschriebene Forum SAGEN zwar, Alkoholismus wäre eine Krankheit. Aber sie GLAUBEN nicht, dass es eine ist. Sie glauben immer noch an die eigene Unzulänglichkeit und die Überwindung derselben. Dass Jahre der Selbstkasteiung umsonst gewesen sein sollen ist für diese Menschen NATÜRLICH furchtbar.
Das ist, wie wenn Du einem Priester jetzt die Nachricht um die Ohren haust, dass Jesus nie gekreuzigt wurde, sondern mit Maria Magdalena zwölf Kinder gezeugt hat und in der Toskana gestorben ist. Die Priester würden ausflippen, weil alles, was sie, wie das Zölibat, auf sich genommen haben, keine Gültigkeit haben würde. Ähnlich muss es den "Traditionalisten" bei der Alkohol- und Suchtmittel-Entwöhnung gehen.
Diese Leute haben ja einerseits Recht damit, dass ein Medikament mit "entspannenden" Wirkungen eine "bewusstseinsverändernde" Wirkung hat. Sie wollen aber "ganz frei" sein.
Ich glaube nur, dass auch der Alkohol und alles andere, was wir genommen haben, auch dauerhaft bewusstseinsverändernd gewirkt hat. Nachhaltig, unumkehrbar. Ich habe auch bei einer Totalabstinenz von einem halben Jahr (kein Nikotin, kein Alkohol - wirklich nix ausser Sex

) festgestellt, dass ich nicht mehr "so normal" werden kann, wie ich mich glaube, an meine Kindheit und Jugend zu erinnern. Mein Gehirn fordert einfach immer etwas ein. Auch als ich in der SHG war. Das ist die Wahrheit, vor der ich kapitulieren muss - nicht vor dem Alkohol als solches.
Alles schön und gut. Ich kann da tolerant sein. Ich kann aus oben genannten Gründen aber teilweise auch verstehen, wenn die "andere Seite" es nicht ist. Das ist momentan auch ein Grund, warum ich nach meiner Entscheidung, es mit Baclofen zu probieren, zunächst erst mal nicht mehr in die SHG gehen will. Ich hasse es, zu lügen, glaube aber auch, dass dort die Wahrheit nicht jeder vertragen kann.
Bereits nach meinem 1. Tag mit Baclofen kann ich sagen. Ich habe keine Nebenwirkungen. Aber von Craving (auch THC) keine Spur. Weiterhin natürlich intellektuelle Auseinandersetzung und Raum/Macht über mich. Aber alles andere wäre auch ECHT ein Wunder.
Fakt ist doch - und das ist das Tröstende an der ganzen Sache. Der klassische Weg kann nicht tolerant sein, weil es ihn gefährdet. Durch Baclofen könnten abstinente "Traditionalisten" weich und vielleicht wieder rückfällig werden (werden sowieso 90 Prozent). Wenn Baclofen funktioniert, ist das für uns kein Thema mehr. Ob sich die anderen dann quälen und immer und immer wieder nur um ein Thema drehen, kann mir dann egal sein.
Natürlich muss ich dann, wie auch jeder Herzpatient, der einen Stent gesetzt bekommen hat, regelmässig Medikamente nehmen und bin nicht "stofffrei". Aber ich brauche nicht mehr intolerant, egozentrisch und absolutistisch zu sein. Es gibt für mich dann viele Wahrheiten.
Wer bitte ist dann befreit oder noch besser gesagt, wirklich frei?
Ich bete, hoffe, bange, dass ich das von mir behaupten darf. 15 Jahre klassischer Weg haben mir das nicht möglich gemacht.
...und Du wirst sehen. Wir brauchen das andere Forum nicht unbedingt. Aber wenn wir Erfolg haben, werden alle anderen automatisch hierher kommen. Mitlesen werden jetzt schon viele.