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Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Montag 3. November 2014, 19:25

@praxx: Danke, habe ich inzwischen gesehen.

@all: Nur am Rande, ein wenig Statistik zu den Besucherzahlen im Forum am Tag/Uhrzeit der Ausstrahlung:
arte.jpg
Die meisten Besucher waren während und kurz nach der Sendung im Forum, ebenso im Blog (ca. 700) und auch das Portal wurde überdurchschnittlich besucht.

Ich vermute, dass im Nachbarforum ähnliche Zahlen vorzuweisen sind.

Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Donnerstag 6. November 2014, 23:04

Hi,

hier ein Leserkommentar (von einem Suchttherapeuthen) zum
Zeitungsbericht_Baclofen_NOZ_30Okt14
aus der Neuen Osnabrücker Zeitung von heute.

Was mich wundert ist, das eine eher unbedeutende Zeitung Stellung nimmt und
man von den "Größeren" (Welt, Zeit usw.) nichts hört, oder?

Viele Grüße

BD
Dateianhänge
Leserbrief_Baclofen_NOZ.pdf
(979.36 KiB) 280-mal heruntergeladen

Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Freitag 7. November 2014, 22:02

Hi,

die NOZ hat neben den Lokalnachrichten auch immer wieder interessante Recherchen, die auch manchmal in den Nachrichten der ÖR erwähnt werden. Aber es ist schon eigenartig, das man von den sog. "Grossen" nichts hört, zumal auch in der SZ vor nicht geraumer Zeit ein Schwerpunktthema "Sucht" war.
Aber das nur nebenbei, im besagten Leserbrief findet sich folgender Satz:
"Entweder kurz und
schmerzlos Baclofen einnehmen
oder den anstrengenderen
und aufwendigen Prozess
einer Suchttherapie, die sich
mit Ursachen der eigenen
Psyche und inneren Konflikten
befasst, auf sich nehmen."
Ich musste dabei an einen Beitrag eines Mitglieds bei "My way out"(englischsprachiges Forum mit einer eigenen Sparte für Baclofen, Naltrexon und weitere Medikationen) denken:
(leider finde ich den Beitrag nicht mehr und kann nicht verlinken) sinngemäß sagte dieser schon langjährige Baclofen Nutzer: wenn ich einen Fehler auf der Festplatte meines Computers habe, dann kann ich ihm täglich oder monatelang gut zureden, der Fehler wird dadurch nicht behoben, er braucht eine direkte Reparatur. Ebenso verhält es sich mit der Suchttherapie und Baclofen.

Der Suchttherapeut dieses Leserbriefs(und viele andere auch) hat eindeutig Angst um die Zukunft seiner Zunft.

Viele Grüsse,
Trixie

Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Freitag 7. November 2014, 22:44

Liebe Trixie

Ich staune immer wieder, wie unterschiedlich jemand anderer dasselbe liest. Erst mal bedeuten die drei [...] nichts Gutes: Der Leserbrief wurde zusammengekürzt - und damit kann ursprüngliche Bedeutung verfälscht worden sein. Wir wissen, wie unsorgfältig oft damit umgegangen wird, wenn das Themenwissen oberflächlich ist und die Zeilenzahl beschränkt ist.

Nach "Tatsächlich scheint sich das Medikament positiv auf Craving*-Effekte auszuwirken" äussert er, wie tief seine Patienten verzweifeln, wenn sie Craving wiederholt nicht abstinent überstehen. Das klingt bei mir wie "ich wünschte, diese Wirkungsweise nutzen zu können".

Vor den oben zitierten Absatz stellt er:
"Gerade in unserer effizienzorientierten Zeit kann es nur zu schnell zu einem Entweder oder in der Suchttherapie kommen:"

Er spricht sich also in erster Linie gegen eine Entweder-Oder-Entwicklung aus. Dass Baclofen die hilfreichen Ansätze der traditionellen Therapien nicht einfach ersetzen soll, sondern auch optimal unterstützen oder ergänzen kann - wenn seine Wirksamkeit denn endlich anerkannt ist: dagegen gibt es nichts zu sagen. Das Entweder-Oder, das er als Worst Case Szenario vorausahnt, dient aber niemandem. Er äussert sich zum denkbaren finanziellen Interesse der Kostenträger auf der einen und der Suchtkliniken auf der anderen Seite. Damit denkt er meines Erachtens über die Standpunktdiskussionen hinaus.

lg
Lisa
* (C a r v i n g :- Wieder der Leserbrief-Redaktor...)

Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Montag 25. Januar 2016, 19:05

Leider erst jetzt gefunden :

Interview mit Prof. Dr. Ulrich W. Preuß, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, in Perleberg, stellvertretender Vorsitzer der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (vom 30.September 2015)

Preuß beklagt leider immer noch "mangelnde Evidenz", verteufelt aber Baclofen nicht von vornherein wie unser "Freund" Bschor...

Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Montag 25. Januar 2016, 19:19

Lieber Werner,

in der Tat, da bist Du tatsächlich zu spät gekommen ...

LG Federico

Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Montag 25. Januar 2016, 19:33

An der Berliner Charité haben Dr. Müller und Prof. Dr. Dr. Heinz die Rückfallprophylaxe
mit einer Gesamtdauer von 24 Wochen untersucht. Diese Studie befindet sich seit September
2014 in der Auswertung. Von den Ergebnissen der Studie erwarte ich mir mehr Anhaltspunkte
darüber, ob und für welche Indikation Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit in
Deutschland zugelassen werden kann. Sie zeigen hoffentlich auch, ob Baclofen zur
Rückfallprophylaxe eingesetzt werden kann.


Tatsächlich geht er auf die Ergebnisse dieser Studie nicht ein,
die er so „hoffnungsvoll“ erwartet und zu diesem Datum eigentlich hätte
zur Kenntnis nehmen hätte können.

LG Federico

Re: ARTE Doku - Alkoholsucht: Wundermittel Baclofen?

Dienstag 26. Januar 2016, 00:08

Seit 2013 gibt es eine Arbeitsgruppe innerhalb der DGS (Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin), die von Dr. Albrecht Ulmer ins Leben gerufen wurde und von ihm im Wesentlichen getragen wird: QUAAT (qualifizierte ambulante Alkoholtherapie).

Unter grossen Mühen versuchen wir dort Standards für eine qualifizierte ambulante Alkoholtherapie zu entwickeln (das Interesse der KollegInnen ist wechselnd, im letzten November in Berlin immerhin über 50 Personen - nachdem wir im Sommer in München zu 4. gewesen waren). Albrecht Ulmer hat die S3-Leitlinie (für die U. Preuss verantwortlich mitarbeitete) komplett analysiert und Stück für Stück dargestellt, dass es so gut wie keine Empfehlungen für eine ambulante Alkoholtherapie gibt. Er bemängelt auch, dass Baclofen nicht einmal als mögliche Option genannt wird, nachdem doch einige Erfahrung vorliegt und die Baclad-Studie positiv bewertet wurde. Prof. Preuss war Kongresspräsident; leider fand er nicht die Zeit an der QUAAT-Veranstaltung teilzunehmen. Schade!

LG jivaro
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