Freitag 10. Februar 2017, 16:34
Hallo Kornblume
jivaro hat geschrieben:Ich sehe da eher die Gefahr beim Autofahren wenn plötzlich Müdigkeit auftritt.
Ich sehe keine strenge Korrelation zwischen starker Müdigkeit und Atemdepression!
Da gebe ich Jivaro absolut recht.
Aber als Zusatz möchte ich Dir gerne meine Erfahrungen mit Bac über die letzten 6 Jahre mit auf den weiteren Weg geben.
Fakt ist und bleibt: Bac schlägt Dir das Glas nicht aus der Hand. Diese Therapie ist mit einem grossen Einsatz von Arbeit verbunden, einer Arbeit, welche Du ohne Bac vielleicht nicht schaffen kannst. Ob nun 10 oder 40 Jahre alkoholabhängig, spielt gar nicht eine so grosse Rolle. Wir müssen uns klar darüber sein: Verhaltensmuster und Assoziationen haben einen starken Einfluss auf unser Leben. Alkoholabhängigkeit ist damit extrem stark verbunden. Bac mag das physische Craving in Grenzen halten, aber auf der mentalen Ebene gilt nichts anderes als harte Arbeit. Bac kann Dir den Weg in diese Richtung freimachen. Der mentale Anteil einer Sucht beruht m.E. auf angelernten Mustern in unserem Gehirn. Es sind Erinnerungen, Sehnsüchte, Assoziationen, Verstärkung des Erlebens etc., welche uns immer wieder zur Flasche greifen lassen.
Zur Dosierung: Ich ging in meiner Anfangszeit auch gemäss der Dosierungstabelle langsam und mit Geduld vor. Bei 120mg/d war definitiv Ende der Stange. Die Vernunft sagte mir hier: Stopp! Meine heutige Erhaltungsdosis hat sich über die Jahre auf 62.5-75mg/d eingepegelt.
Die Erfahrung auch hier im Forum hat mir gezeigt: Obschon Dr. Ameisen seinerzeit auf 270mg/d gesteigert hat und offenbar dort seine "absolute Gleichgültigkeit" gegenüber Alkohol erreicht hat, ist schon manches ähnlich gelagertes Projekt gescheitert. Abgesehen davon, dass die Grenzen der Erträglichkeit sehr individuell ist. Insbesondere, wenn dazu noch Alkohol konsumiert wird, kann es zu einem "Kampf der Giganten" ausarten. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es nicht aus der Luft gegriffen ist, wenn uns die Fachinformation zu diesem Medikament folgendes sagt:
"Als durchschnittlicher Richtwert für die Tagesdosis werden 30-80 mg/d angesehen; in Einzelfällen kann (unter stationärer Überwachung) 100 bis 120 mg/d gegeben werden."
"Bei längerer Anwendungsdauer (länger als 2-3 Monate) sollte beim Absetzen von Baclofen die Dosis, ausser bei Notfällen infolge Überdosierung oder nach Auftreten schwerwiegender unerwünschter Wirkungen (s. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»), schrittweise innert etwa 3 Wochen reduziert werden, da bei abruptem Absetzen gelegentlich Angst- und Verwirrtheitszustände, Halluzinationen, zerebrale Krampfanfälle, Dyskinesie, Tachykardie oder Hyperthermie auftreten können. Das Absetzen von Baclofen sollte ausschleichend erfolgen, weil ein transienter «Rebound-Effekt» erfolgen kann, der mit erhöhter Frequenz bzw. erhöhtem Schweregrad von Spasmen einhergeht (s. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).""Insbesondere ist gleichzeitiger Alkoholgenuss zu vermeiden, da die Wechselwirkungen mit Alkohol unvorhersehbar sind."
Ich will Dir hier nicht Angst machen, aber einfach darauf hinweisen, dass Bac nicht mit Smarties zu vergleichen ist.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich festhalten, dass nach 6 Jahren Einnahme eine Dosisreduktion oder das Ausschleichen alles andere als einfach ist. Seit Monaten versuche ich dies und komme nicht vom Fleck. Auch ohne Alkoholkonsum...
Ich glaube, am besten folgst Du Deinem Gefühl, Deinem Verstand und der Vernunft.
Alles, was Dir Angst macht ist kontrapunktiv!
Was ich noch beifügen möchte: Bac wirkt in den ersten Wochen der Anwendung wunderbar, es erzeugt eine Form von Euphorie, welche jedoch leider sanft abklingt. Der Ehrlichkeit halber gehört dies auch dazu.
Also: Höre auf Dein Empfinden und gehe dementsprechend sachte vor mit der Dosierung, denn es gilt: Geduld und nochmals Geduld, parallel dazu eine grosse Arbeit an dem Ursprung Deiner Abhängigkeit.
LG
moonriver