Guten Morgen,
vielen Dank für Eure Antworten zum Thema Notfall.
Die Differenzierungen von Notfall in dem Thread sind ganz außergewöhnlich.
Aber es geht mir dabei zu viel um Medikamente.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dauerhafte Abstinenz niemals nur mit Medikamenten erreicht werden kann...
Und ich nehme doch schon so viele Tabletten. Das ist quasi mein "Frühstück".
Und dazu noch Medikinet adult und Baclofen über den Tag verteilt.
Ich möchte mich jetzt mehr auf das Verhalten und das Umdenken konzentrieren.
Langfristig fnde ich es toll, meine Medikamente wieder reduzieren zu können. Aber jetzt noch nicht. Keine Sorge.
Im Moment ist es das Wichtigste meine Trockenheit zu etablieren und dieses neue Leben kennen zu lernen.
Liebe Fallada,
danke für Deine Rückmeldung zur Notfallliste.
Es freut mich so, dass wir da ähnlich sind, denn Du bist für mich ein gutes Beispiel.
Das ist wie eine Bekräftigung auf dem richtigen Weg zu sein.
Ja, wir sind sicher sehr verschieden, aber Du bist mit Deinen jetzt 88 Tagen noch nicht so weit weg von mir.
Aber Du bist mit diesen 88 Tagen auch weit genug weg, dass ich mich davon "gezogen" fühle.
Und dazu mag ich Deine Art, wie Du von Deinen Erfolgen und Schwierigkeiten schreibst!
Das, was Du schreibst, ist für mich direkt nachfühlbar.
Ich warte noch mit dem Thread über Nofallpläne.
Vielleicht habe ich ja Glück und irgendwer anderes erbarmt sich und öffnet einen solchen.
Oder ich öffne einen und stelle erst mal nur die Frage in den Raum.
ohne alle meine Punkte preis zu geben. Letztlich hoffe ich auf Anregungen!
Meiner enthält auch Punkte, die ich hier nicht so preisgeben möchte.
Die möchte ich zunächst lieber mit meiner Therapeutin besprechen.
Und es gibt Punkte, die eigentlich nicht rein gehören, so wie :
Kaffee trinken und rauchen, was Gutes essen, einkaufen.
Das ist alles auch nur Konsum, aber wie Patrick schreibt:
rog hat geschrieben:
Rome wasn't built in a day, dein Hauptziel kommt zuerst, alles Andere muss (vorläufig!) weichen....
Aufräumen kann ich später. Und dann werden diese Punkte auch verschwinden.
Mit Dir Fallada würde ich die Notfallliste gerne teilen.
Aber nur per PN und nur, wenn Du das erlaubst.
Ich sehe mich immer noch staunend in meiner kleinen beschränkten Welt um.
Die Kreise des Neuen drehen sich langsam von innen nach außen.
Ich sehe in den Spiegel und finde mich nicht mehr so hässlich.
Alles was ich an mir so gehasst und verachtet habe, wofür ich mich geschämt habe und warum ich nicht mehr leben wollte,
sieht auf einmal gar nicht mehr so schlimm aus.
Mein Haus ist doch ganz süß und die anstehenden Dinge, werde ich schon in den Griff bekommen. Ich bin doch schon gut dabei.
Genauso der Garten. Der ist wirklich jetzt schon wunderschön.
Natürlich es da ist noch viel zu tun. Die letzten Jahre der Vernachlässigung müssen wieder gut gemacht werden.
Aber er ist trotzdem jetzt schon wunderschön. Was da alles so wächst. Irre, echt Hammer.
Und er ist so dankbar für jeden Handgriff, den ich tue.
Auch hier: Was hier zu tun ist, werde ich schon hinkriegen und ich bin auch schon dabei.
Insofern ich die Finger vom Alkohol lasse, ist das alles kein Problem.Es ist als würde alles von ganz alleine irgendwie attraktiver werden.
So schön, wie ich die Dinge jetzt sehen kann, habe ich sie mir niemals schön trinken können.
Was ist das nur? Ist es das, wie andere Menschen die Welt wahrnehmen?
Ist das die Realität? Oder immer noch Baclofen Euphorie. Muss ich mir Sorgen machen?
Ich weiß es nicht. Auch nicht, ob es so bleibt.
Aber jetzt frage ich mich immer wieder, woraus denn um Himmels Willen meine ganzen Probleme bestanden...
Es ist doch alles gar nicht so tragisch......!?
Wild-Child hat geschrieben:
jivaro hat geschrieben:
.....als ob Du in Gummistiefeln Ballett tanzen sollst.
Ungewollt hast Du damit sehr gut umschrieben, wie ich mich in meinem Leben fühle.
Und ich tue es eben trotzdem. Tag für Tag. Mehr schlecht als recht.
Schwanensee in Gummistiefeln.
Liebe Jivaro,
noch einmal 1.000 Dank für dieses passende Bild, was so gut zum Ausdruck bringt, wie ich mich in meinem Leben gefühlt habe.
Aber jetzt versuche ich es mit Foxtrott. Barfuß. Es ist eine riesige Entlastung diese ätzenden Gummistiefel los zu sein und nicht mehr den Anspruch zu haben, Übermenschliches zu leisten.
Daran hätte ich nicht gelaubt. Wie auch?
Wie soll man sich etwas vorstellten, was es noch nie gab?
Es hat in den letzten Monaten sehr viel an Zuspruch und Ermutigungen gebraucht, um mir das jetzt zu ermöglichen.
Zum Glück war das trotz all dem Scheiß, den ich so von mir gegeben habe, auch da.
Ich strecke meine Fühler vorsichtig weiter aus. Langsam mehr in Richtung Welt.
Sehe und lese ab und an Nachrichten oder lasse mir von meinem Partner davon erzählen.
Der Urlaub war ein Bildungsurlaub und auf einmal ist Geschichte hoch interessant.
Gestern haben mein Partner und ich darüber geredet, ob wir im Sommer eine kleine Radtour mit Zelt machen wollen.
Er ist sehr fit auf dem Rad. Ich dagegen überhaupt nicht.
Ich fahre schon lange nicht mehr Rad, obwohl wäre das für meine kaputten Gelenke echt gut wäre.
Er ist bereit auf mein Tempo einzugehen.
Das ist so lieb von ihm. Und ich weiß auch, dass ich mich drauf verlassen kann, wenn er es sagt.
Wir sprachen über 3 Tage. Ganz klein anfangen.
Aber für mich ist das schon wieder ein richtiges Abenteuer. Wie der letze Urlaub.
Und wieder etwas, worauf ich mich freuen kann: Eine Brücke!
Wir haben es zwar noch nicht entschieden, aber ich fange an, es mir auszumalen und mich darauf zu freuen und es zu wollen.
Wikipedia zu Antizipation:
"Ein Ereignis zu antizipieren heißt, anzunehmen, dass ein Ereigniseintritt wahrscheinlich ist." Wenn sich meine alte Grundüberzeugung "Das kann ich doch eh nicht, das wird doch nix" meldet, dann kann ich sie jetzt wirksam mit :
"Und was, wenn ich es doch kann?" zum Schweigen bringen.
Und auch dieser Gedanke - ich schwöre es - kam ganz von alleine.
Ich habe ihn weder gesucht noch mir auferlegt. Er war plötzlich einfach so da - und greift.
Wie anders als im Skillstraining des DBT, was ich drei Jahre lang sehr engagiert betrieben habe.
Wo ich immer wieder versucht habe, mir neue konstruktivere Glaubenssätze einzutrichtern, die aber leider nie funktioniert haben.
Ja, es braucht schon auch viel "GGG", Arbeit, Übung und Willen,
oder auch "AAA": Arbeit, Achtsamkeit und Antizipation, wie Patrick es sagt,
um abstinent zu werden - und zu bleiben. Das ist meine Überzeugung!
Aber wenn die Hirnchemie nicht auch einigermaßen stimmt, bleibt es eine Sysiphusarbeit, eine echte Strafe!!!Da spreche ich aus 28 jähriger leidvoller Erfahrung. Was habe ich nicht alles versucht...
Ich fange sogar an, meine Arbeitskollegen besser zu verstehen.
Eben die, die sich nicht kaputt für den Job machen. Das tut den Beziehungen zu ihnen gut.
Aber einer meiner Fach Vorgesetzten ist jetzt richtig sauer, weil ich letzten Mittwoch die Teilnahme einer Dienstreise für diese Woche wieder abgesagt habe.
Dummerweise mit dem für mich wichtigsten Fach Vorgesetzten:
Wir verstehen uns sonst sehr gut. Er ist weit älter als ich, kurz vor der Rente.
Und wie alle Fach Vorgesetzten auch nicht an meinem Standort. Das sind alles Zentrallstellen. Also auch nicht zu nah! Ideal.
Völlig anders als ich. Es gab schon einige gute und nahe Gespräche mit ihm, wo er mir mit seinen Ansichten und Erfahrungen sehr weiter geholfen hat.
Er ist ehrlich, direkt und alles andere als zimperlich. Kurz: Mir liegt etwas an ihm.
Was soll ich tun? Ich habe da vielleicht einen Fehler gemacht, war mit Foxtrott zufrieden aber er hat eben den Schwanensee erwartet.
Er und ich müssen das jetzt aushalten.
Ich versuche es wieder in Ordnung zu bringen, wenn er sich beruhigt hat.
Schwanensee oder Foxtrott oder besser noch etwas dazwischen:
Es wird sich wieder einpendeln, darauf muss ich jetzt einfach vertrauen.
Es ist so gut, hier ehrlich mitteilen zu können, was gerade ist.
Meine Erfahrungen zu teilen. Ich fürchte, ich habe einen immensen Nachholbedarf,
bitte lasst Euch dadurch nicht nerven.
Ich habe solche Dinge bisher eher nur in meinen Tagebüchern formuliert und weitgehend mit mir alleine ausgemacht.
Aber das hier ist etwas grundlegend anderes.
Hier hab ich das Gefühl nicht alleine zu sein.
Ich hoffe, das wird sich auch alles wieder einpendeln.
So, nun halte ich aber endlich meine Klappe.
Herzliche Grüße
Wild Child
Naja...fast...
Fallada hat geschrieben:
Jaaa! 19 Tage / Vorfall / 7 Tage!!!!
Es ist ein wahrer Genuss, mir die Seiten meines Trinktagebuchs anzusehen.
