Samstag 23. Dezember 2017, 15:49
Hallo Frodo01!
Danke für Deine Mitwirkung
.
Du hast natürlich vollkommen recht: Die Ursachen für eine Alkoholabhängigkeit/Sucht sind vielschichtig.
Was uns gewundert hat und ja auch in der Einleitung zum Fragebogen erwähnt wird, ist die Tatsache, dass die Zusammenhänge von Perfektionismus mit Blick auf andere Süchte (Essverhalten, Spiel- oder Arbeitssucht) inzwischen schon recht gut erforscht sind, es aber zur Beziehung von Perfektionismus und stoffgebundenen Suchterkrankungen (hier Alkohol) bis dato kaum Studien gibt.
Irgendwie traut sich niemand so richtig an die "Alkoholabhängigen" ran. Ist das immer noch so klischeebehaftet? Anorexie, Bulimie, Spielsucht oder Arbeitssucht scheinen - zumindest was das Forschungsinteresse anbelangt - "gesellschaftsfähiger".
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir wollen mit dieser Studie keine Erklärungsversuche für die Entstehung von Alkoholabhängigkeit/-sucht liefern. Diese Zusammenhänge sind - wie zurecht von @Frodo01 betont - weitaus komplexer.
Unsere Ziele sind ein Stück weit praxisbezogener: Gerade weil Perfektionismus, Stress, Depression, Angst, Selbstwert, Selbstwirksamkeit etc. hinsichtlich anderer Süchte (s.o.) besser erforscht sind, zahlen verschiedene Kassen für davon betroffene Patienten mittlerweile Zuschüsse zu bestimmten Präventionsprogrammen.
Stelle ich für alkoholkranke Patienten einen solchen Antrag, wird dieser in der Regel abgelehnt. Mit der Begründung, dass es keine Evidenz für die Wirkung solcher Maßnahmen gäbe. In persönlichen Gesprächen mit Vertretern der Krankenkassen höre ich dann mitunter: "Hand aufs Herz: Das bringt bei denen doch eh' nichts, die trinken doch trotzdem weiter...". Aber das kann man so ja im Ablehnungsbescheid nicht schreiben.
Deshalb wäre es schon eine große Hilfe, wenn wir wenigstens der Argumentation mit der Evidenzlosigkeit ein Stück weit den Wind aus den Segeln nehmen könnten, indem wir in einem ersten Schritt aussagekräftige Ergebnisse liefern, dass bei Alkoholabhängigkeit ähnliche oder sogar die gleichen Einflussfaktoren wie bei Ess-Störungen, Spiel- oder Arbeitssucht eine Rolle spielen.
Ein zweiter Schritt wäre dann zu belegen, dass eventuelle Präventionsmaßnahmen/Begleitbehandlungen tatsächlich eine Trinkmengenreduktion oder sogar die Aufrechterhaltung der Abstinenz unterstützen.
Aber ein Schritt nach dem anderen...
Papfl