Mehr als 6 Monate Erfahrung mit Baclofen
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Mein Weg nach unten

Sonntag 15. Juli 2018, 13:55

Hey ihr Lieben
Ich lese schon einige Zeit mit und habe mich jetzt hier angemeldet. Wem soll ich meine Geschichte erzählen wenn nicht euch. Ich bin 39 Jahre alt und alkoholabhäng. Meine Kindheit war Mist, da ich mit einer alkoholabhängigen Mütter aufgewachsen bin. Mehr muss ich nicht sagen, ich denke viele von Euch kennen das. Mein Konsum begann recht spät ungefähr mit 17 Jahren. Ich hatte einen Freund da hat es halt dazu gehört. Wenn es zum Essen passte oder eben am Abend. Geschmeckt hat es nicht aber angenehm müde wurde ich. Dann kam das Studium der Konsum steigerte sich aber auch hier keine Regelmäßigkeit.Das änderte sich als ich mein Studium beendete und wir in eine sehr ländliche Gegend zogen. Das war 2002. Mein ehemaliger Mann war Feuer und Flamme. Er stammte von dort und stieg sofort wieder in seinen Fussballverein ein. Er war also mehrmals die Woche unterwegs und ich allein. Das Frustrinken begann. Die entspannende Wirkung war mir ja bekannt. Erste Streitereien begannen die sich aber legten als ich 2006 schwanger wurde. Damals war der totale Verzicht noch kein Problem. Kind kam zur Welt und ich freute mich auf ein Familienleben. Das fand jedoch kaum statt denn Fussball war weiter wichtig und ausserdem war er mittlerweile Arzt also auch beruflich sehr eingespannt. Da ich nicht stillen konnte nahm ich das Frusttrinken wieder auf. Das blieb nicht lange unentdeckt. Also wieder Streit. Versuche zu verzichten hielten meist nicht lange an. 2008 dann die ersten Filmrisse. 2010 kam es zur Scheidung. Er hätte sich neu verliebt was logisch war denn unsere Beziehung war auch auf Grund meines Konsums nicht mehr schön. Ich verliebte mich alsbald auch neu und schränkte meinen Konsum extrem ein. Ich wollte ja dass es diesmal klappt. Das ging gut bis Ende 2011. Dann wollte mein Freund sich beruflich verändern und auswärts arbeiten. Da fing ich wieder an aber diesmal richtig. 2012 erste Entgiftung 2013 erste Therapie. 2014 lernte ich meinen jetzigen Freund kennen. Da der mit einem alkoholabhängigen Vater aufgewachsen ist fackelt der nicht lange. Sobald ich betrunken bin ruft er den Rettungsdienst. Ich war also seitdem unzählige Male im Krankenhaus. Ich habe verschiedene Therapien gemacht und auch betreute Wohnen ausprobiert alles ohne Erfolg. Die schlimmste Zeit aber begann im April diesen Jahres. Ich war fast ständig betrunken. Und weil ich das nicht zu Hause tun wollte trank ich draussen. Die gesamte letzte Woche habe ich auf der Straße verbracht. Am Freitag entschied ich mich für eine Entgiftung wo ich jetzt auch immer noch bin. Ich mag nicht mehr. Meine Entzüge äußern sich vor allem durch unkontrollierte Angst was wie viele hier wissen die Hölle ist. Im Moment denke ich vor allem darüber nach was wohl passiert ist. Mir fehlen mehrere Tage da kann sonst was passiert sein. Der Plan ist nach der Entgiftung mit Baclofen zu beginnen. Zusätzlich Caritas und Gruppe. Ich will einfach wieder leben.

LG Vicki

Re: Mein Weg nach unten

Sonntag 15. Juli 2018, 17:11

Liebe Vicki,

dein Beitrag hat mich sehr berührt. Danke für deine Offenheit und für das Teilen.

Und: ich freue mich sehr, dass du Pläne hast für die Zeit nach der Entgiftung, dass du nicht aufgibst, sondern neu durchstartest. Meinen ganz großen Respekt!

Wenn du auf der Suche bist, nach einem Arzt, der dir Baclofen verschreibt, schreibe mir doch bitte eine PN mit deiner PLZ.

Liebe Vicki, noch mal: danke für deine mutige Vorstellung, willkommen hier und alles, alles Gute für deinen weiteren Weg. Du schaffst das!

Herzlich Willkommen bei uns!

Re: Mein Weg nach unten

Sonntag 15. Juli 2018, 18:36

PS.
Liebe Vicky du hast im offenen Bereich gepostet, d.h. dassauch nicht registrierte Gäste deine Beiträge lesen können. Das ist völlig in Ordnung und liegt ganz bei dir. Solltest du aber lieber im internen Bereich posten, so dass nur registrierte Nutzer deine Beiträge mit verfolgen können, lass es uns bitte wissen, dann verschiebe ich deinen Faden in den Bereich Vorstellung.

Und noch mal. Ich bin überzeugt davon, dass du raus kommst aus dem Teufelskreis.

Re: Mein Weg nach unten

Sonntag 15. Juli 2018, 18:36

Vielen Dank für die Antwort. Habe inzwischen eine Adresse von einem Arzt erhalten bei dem ich morgen Anrufe.

Re: Mein Weg nach unten

Sonntag 15. Juli 2018, 18:41

Es ist okay wenn der Beitrag öffentlich bleibt. Möglicherweise ist es für andere Betroffene hilfreich.

Re: Mein Weg nach unten

Sonntag 15. Juli 2018, 20:53

Hallo Vicky,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Das war ein guter Schritt, dich hier vorzustellen, und auf jeden Fall einer in die richtige Richtung.

Mich würde interessieren, wie dein Freund, der sich offenbar auskennt und immer wieder den Rettungsdienst gerufen hat, mit der jetzigen Situation umgeht und ob ihr evtl. gemeinsam eine Strategie entwickeln könnt, um dein Leben wieder in eine gute Bahn zu lenken. Und mich würde auch interessieren, was die Situation so hat eskalieren lassen, dass du seit Mai so extrem trinkst und die letzte Woche mit einer Art Obdachlosigkeit, wenn ich das richtig verstanden habe, dem Ganzen offenbar die Krone aufgesetzt hat.

Was hast du noch vor im Leben? Wie wichtig bis du dir selbst? Wie geht es deiner elfjährigen Tochter? Und vor allem: Wovor hast du eigentlich Angst?

Viele Fragen, entscheide du (wer auch sonst), welche davon du hier beantworten möchtest.

Ich drücke dir die Daumen für die weitere Entgiftung und wünsche dir einen guten Neuanfang! Baclofen kann eine gute Unterstützung dabei sein, nein zu sagen und Entscheidungsfreiheit zurückzugewinnen.

Bitte berichte weiter. Hier im Forum bist du niemals allein.

Herzliche Grüße
Dieter

Re: Mein Weg nach unten

Montag 16. Juli 2018, 00:17

Hallo,
auch von mir ein herzliches Willkommen!
Einiges was du beschrieben hast erinnert mich an meine Erfahrungen, ich kann dich also gut verstehen.
Daumendrück und falls du fragen hast stell sie einfach!

Re: Mein Weg nach unten

Montag 16. Juli 2018, 10:06

Vicki hat geschrieben:Meine Kindheit war Mist, da ich mit einer alkoholabhängigen Mütter aufgewachsen bin. Mehr muss ich nicht sagen, ich denke viele von Euch kennen das.

Wie wahr, es fehlt das Grundvertrauen, dafür bekommst du die Angst zu spüren.
Psychotherapie ist da wenig hilfreich, fehlendes Selbstvertrauen kann man nicht erlernen.

Baclofen und stetes Arbeiten an den Defiziten kann über die Zeit diese Mankos ausgleichen.
Mit der Zeit summieren sich die guten Tage, lernst du schlechte Gefühle besser auszuhalten.
Keine Angst mehr sich etwas von der Seele zu schreiben, es befreit. Ich kenne das ...

LG Federico
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